Friseur in der dritten Generation

20. November 2020 | Ausgabe 2020/3

Ekkehard Driemler führt den Salon in der Bahnhofstraße

Ein Laden mit Tradition ist der Friseursalon Driemler auf der Bahnhofstraße, direkt am Herner Bahnhof. Wer den Laden betritt, hat das Gefühl, eine kleine Zeitreise zu machen. Dunkles Holz in warmen Farbtönen, kugelrunde Lampen, verschnörkelte Spiegel und eine Rose in einer kleinen Vase davor.

Familienbetrieb
Ekkehard Driemler ist Friseur in der dritten Generation. Schon 1931 haben seine Großeltern in Kamenz in der Oberlausitz den Salon Driemler eröffnet. Als Ekkehard Driemler 1950 auf die Welt kam, übernahm sein Vater den Laden. Zehn Jahre später floh er mit seiner Familie nach Westdeutschland, zog nach Herne und eröffnete auf der Mont-Cenis-Straße den Friseursalon. Der Salon auf der Bahnhofstraße kam 1962 dazu. Gemeinsam arbeiteten die Eltern und die drei Kinder in beiden Läden.

„Wir haben alle bei meinem Vater gelernt. 1960 mein Bruder, 1962 meine Schwester und von 1965 bis 1968 habe ich selbst gelernt“, berichtet Driemler. Später ging er auf die Meisterschule bei der Handwerkskammer Dortmund und konnte schließlich selbst Lehrlinge ausbilden. „26 Lehrlinge habe ich ausgebildet, mein Vater hat auch 26 ausgebildet. Alle haben bestanden, keiner musste in die Wiederholungsprüfung“, erklärt Driemler stolz. Einer dieser Lehrlinge war sein Sohn Manuel, der 1994 seine Lehre begann und das Handwerk des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters weiterführte. Einige Zeit arbeitete er bei namhaften Friseuren, wurde dort Geschäftsführer und entschloss sich dann zu einem Architekturstudium.

Roswitha und Ekkehard Driemler leiten den Salon in der dritten Generation.

„Vorhin war ein Kunde hier, der ist zum ersten Mal als Kind mit seinem Opa hergekommen.“

Kein Nachfolger
„Ich bin durch meine Eltern zum Beruf gekommen“, erinnert sich Ekkehard Driemler. „Mein Sohn hat sich von sich aus bei mir beworben.“ Dass seine beiden Kinder inzwischen andere Berufe haben, die Tochter ist Kinderkrankenschwester, findet Driemler nicht schlimm. „Wir haben sie nie in eine Richtung gedrängt, sie konnten selbst entscheiden.“ Einen Nachfolger für seinen Laden mit fünf Mitarbeiterinnen, darunter seine Frau Roswitha, hat er nun allerdings nicht. „Wir haben fast nur Stammkunden, die eine Nachfolgerin größtenteils übernehmen könnte. Wir haben hier fast nie Probleme, 99 Prozent der Leute sind nett, das ist der Vorteil an Stammkunden. Vorhin war ein Kunde hier, der ist zum ersten Mal als Kind mit seinem Opa hergekommen.“

Die Einrichtung des Friseursalons aus dem Jahr 1985.

Ein eine kleine Zeitreise im Friseursalon Driemler.

Großes Vertrauen
Das Vertrauen zwischen Kunden und Friseuren ist groß. „Man ist auch Psychologe, Seelsorger und alles.“ Kunden, die Driemler länger kennen, machen sich manchmal auch einen Spaß mit ihm und verändern die Fußballtabelle, die im Wartebereich neben dem Sofa hängt. Dann landet sein Lieblingsverein Dortmund (Driemler war 17 Jahre lang Dauerkartenbesitzer) auf dem letzten Platz und Schalke rutscht wie von Geisterhand auf Platz eins. Einrichtung von 1985 In 55 ½ Berufsjahren hat Driemler schon einiges erlebt. Die Einrichtung des Ladens auf der Bahnhofstraße ist dabei seit 35 Jahren gleich geblieben, seit er 1985 die Geschäftsführung übernommen hat. Aus diesem Jahr stammt die Einrichtung. „Das massive Holz gefällt mir, es ist zeitlos.“ Nun beobachtet der Meister, dass der Stil seines Ladens wieder in Mode kommt. „Viele junge Leute finden die Einrichtung gut. Vor allem die Kunden zwischen 35 und 65 freuen sich darüber.“

„Viele junge Leute finden die Einrichtung gut. Vor allem die Kunden zwischen 35 und 65 freuen sich darüber.“

Ein Laden mit Tradition ist der Friseursalon Driemler auf der Bahnhofstraße.

Zukunftswünsche
Für die Zukunft des Ladens hat er zwei Wünsche: „Das allerwichtigste ist, gesund zu bleiben. Das nächste ist das Wirtschaftliche: Dass die Banken einen weiterhin stützen.“ 25 Prozent Umsatzrückgang hat er in der Coronakrise verzeichnet. Die Soforthilfe war eine kleine Unterstützung, aber nun hofft er, dass die Pandemie bald endet – und er bald eine weitere Friseurin einstellen kann, die dienstags und mittwochs Haare schneidet, färbt und Kunden berät. Und vielleicht jemanden, der die Tradition des Ladens weiterführt.

Text: Nina-Maria Haupt     Fotos: Nina-Maria Haupt, privat