Gedenkfeier am Shoah-Mahnmal
Erneut veranstaltete die Erich-Fried-Gesamtschule Herne eine Gedenkfeiert am Shoah-Mahnmal am Willi-Pohlmann-Platz und am Mahnmal an der Bebelstraße. Gut 400 Menschen zusammen, unter anderem auch Vertreter des DGB Stadtverbands, um an die Toten und die Schrecken der Pogromnacht am 9.11.1938 zu erinnern.
Das Shoah-Denkmal wurde extra für diesen Tag von der sonst schützenden Umhüllung befreit.Es begann um 10:00 Uhr mit einer sehr bewegenden Musik vom Zeitgeist Ensemble Ruhr unter der Leitung Ulrich Kinds. Die Musik war so berührend, weil Einzelschicksale des 2. Weltkriegs besungen wurden. In seiner Lehre unterstrich Ulrich Kind, dass er vor 25 Jahren das erste Mal mit sechs Schülern in der Innenstadt die Namen der jüdischen Herner, die im zweiten Weltkrieg ermordet wurden, vorgelesen hat. Nach einer Schweigeminute legten Schüler und andere Beteiligte auch einen Kranz am Mahnmal an der Bebelstraße nieder. Dort hielt Verdi-Sekretär Norbert Arndt eine Rede, in der er aufforderte, sich gegen den Rassismus zu wehren.
Die Anteilnahme und die Partizipation so junger Schüler zeigt mir als Lehrerin, wie wichtig die Arbeit ist, die wir auch an diesem 9. November an beiden Mahnmalen geleistet haben. Blickend in die andächtigen Gesichter der jungen Menschen und ihr Staunen, dass in ihrer Stadt solche Verbrechen verübt werden konnten, gibt Hoffnung, dass sie dem aufkeimenden Rechtsruck in unserer Gesellschaft entgegenwirken. Junge Erwachsene, die nicht nur den Gräueltaten vor 80 Jahren gedenken, sondern auch gemeinsam „Nein!" zu dem Wahnsinn unserer Zeit sagen, brauchen wir in Zeiten politischer Unruhen und Ungewissheiten. Symbolträchtig legten alle eine Rose auf das Shoah-Mahnmal, das eigens für diesen Tag einen kurzen Moment nicht verhüllt war – ein viel zu kurzer Augenblick im Anbetracht der grausamen und langen Schreckensherrschaft, die so viele Opfer und so großes Leid mit sich brachte. Und nun ist es ein Skandal, um mit den Worten von Norbert Arndt zu sprechen, das selbst ein Denkmal so viele Gemüter erregt, das es nicht unverhüllt auf einem öffentlichen Platz frei zugänglich für alle stehen kann.
Mila Tekin, Lehrerin