Gedenkstunde: Vor 75 Jahren überfiel Hitler Polen
Vor 75 Jahren überfiel Hitler Polen. Die Erich-Fried-Gesamtschule erinnerte an den Beginn des 2. Weltkrieges und verwies darauf, wie nah europäische Kriegsgebiete heute heran gerückt sind.
Die Erich-Fried-Gesamtschule hat mit ihrem „Kohlengräber“-Projekt bundesweit für Aufsehen gesorgt und dafür einige Preise eingeheimst. Auch an höherer Stelle blieb dieses Engagement nicht unbemerkt, weshalb NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann die Veranstaltung besuchte ebenso wie Landtagspräsidentin Carina Gödeke, Oberbürgermeister Horst Schiereck und weitere Ehrengäste.
Nächstes Jahr ein Theaterstück
In den vergangen Jahren leitete die Schüler eine Frage: „Wir wollten wissen, was in Herne während der Nazizeit passiert ist.“ Dafür befragten sie Familien, recherchierten auf Friedhöfen und in Stadtarchiven und sprachen mit Zeitzeugen. Zwei dieser befragten Zeitzeugen waren bei der Gedenkverstaltung anwesend: Willy Birkemeyer („Eine Jugend hinter Stacheldraht“) und Lotti Schröder, geborene Hackenberg.
Gute Darbietungskünste
Auch die Darbietungs- und Präsentationskünste der „Kohlengräber“ sind beachtlich. Die Lieder des Zeitgeist-Ensembles Ruhr, das sich auch aus Schülern des Projektes zusammen setzt, rührten die Herzen des Publikums, beispielsweise bei „In Flanders Field“, das während des 1. Weltkriegs entstand und immer noch aktuell ist. Gut gemacht auch die Fotocollage, bei der historische und heutige Bilder übereinander gelegt werden. Beeindruckend der Film, in dem einzelne Schüler in einem kurzen Satz jedes Schicksal der ermordeten Herner Juden erwähnen. Wie etwa: „Lena Zimmermann wurde mit drei Jahren nach Polen abgeschoben und ist seitdem vermisst.“
Ministerin Löhrmann zeigte sich „beeindruckt“ von dem, was die Schüler auf die Beine gestellt haben: „In den 60-er und 70-er Jahren haben Schüler und Lehrer noch einen großen Bogen um das Thema Nationalsozialismus gemacht.“ Umso mehr müsse sie die Schüler loben: „Ein großes Kompliment!“ Und Leistungen wie diese können auch Früchte tragen: „Erinnerungskultur soll ein festes Element im politisch-historischen Unterricht werden“, so die Ministerin.
Verdi-Chef Norbert Arndt lobte, dass die Schüler „Lebenswege von Widerstandskämpfern recherchiert haben und ihnen posthum ihren Namen und ihre Würde zurück gegeben haben“. Die DGB-Geschichtswerkstatt, zu der Arndt gehört, arbeitet eng mit „Kohlengräberland“ zusammen.
„Auch jetzt herrscht Krieg“
Die umfangreiche Erinnerungskultur der Stadt Herne erläuterte Oberbürgermeister Horst Schiereck. Sein Fazit: „Wir alle dürfen von diesem Vorhaben nicht ablassen. Denn bald werden wir keine Zeitzeugen mehr fragen können, die sich für uns erinnern und die vor Kriegen und Völkermord mahnen. Und wir müssen ihre Arbeit fortsetzen, damit Europa eine Chance auf Frieden hat. Denn auch jetzt herrscht Krieg und Völkermord.“