„Gegen mich traf Jürgen Sparwasser nicht“

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Vor fast 50 Jahren stieg Hans-Jürgen Bradler mit dem VfL Bochum in die 1. Fußball-Bundesliga auf

Als Torwart hat er unzählige Fußballspiele bestritten. 44 davon in der 1. Bundesliga. Und er trug in seiner 30-jährigen Karriere Trikots des TB Eickel, des VfL Bochum, der Herner Westfalia und der Amateur-Nationalmannschaft. Aber die Frage nach der besten Mannschaft, für die er zwischen den Pfosten stand, beantwortet er ganz schnell: „Das war der VfL Bochum, mit dem ich im Sommer 1971 in die 1. Bundesliga aufstieg. Da stimmte alles. Jeder wusste, was er zu tun hatte.“ Fast exakt 50 Jahre ist das jetzt her.

Unbeschreibliches Gefühl
Doch der Herner Hans-Jürgen Bradler (72) erinnert sich daran, als wenn es gestern gewesen wäre. Vor allem an dieses unbeschreibliche Gefühl, als „Bochumer Junge mit einer Bochumer Mannschaft den Aufstieg in die Eliteliga zu schaffen. Da bin ich bis heute stolz drauf.“

Seine ersten Schritte auf einem Fußballplatz ging Bradler, geboren in Hordel, beim dortigen BC, ehe es ihn einige Meter weiter an die Reichsstraße nach Eickel zog. Beim Turnerbund, der 1971 in den DSC Wanne-Eickel aufging, entdeckte ihn Trainerlegende Hermann Eppenhoff, der ihn zum Regionalligisten VfL Bochum lotste. Dort nahm Bradlers Karriere Fahrt auf, in der ersten Saison nach dem Aufstieg bestritt er alle 34 Bundesligaspiele, die seinen VfL – „ich bin heute noch ein echter VfLer“ – auf Platz 9 führten.

„Als Bochumer Junge mit einer Bochumer Mannschaft den Aufstieg in die Eliteliga zu schaffen. Da bin ich bis heute stolz drauf.“

Die Mannschaft des VfL Bochum 1972/1973.

Jürgen Bradler im Stadion an der Reichsstraße, der alten Wirkungsstätte des TB Eickel, im Jahr 2015.

„Als Jogging noch Dauerlauf hieß.“

Olympiade 1972
Nach dieser Saison begann die Olympiade 1972 in München, wo Bradler seinen Platz bei den „BRDAmateuren“ in der Vorbereitung verlor, als er sich eine schwere Kopfverletzung zuzog. Erst im letzten Spiel, im Prestigeduell gegen die DDR, kam er zum Einsatz und musste den „Brüdern“ aus dem anderen Teil Deutschlands gratulieren. „Wir verloren zwar mit 2:3, aber Jürgen Sparwasser hat gegen mich kein Tor geschossen“, schmunzelt der Herner heute. Zur Erinnerung: 1974, bei der WM, war es dieser Sparwasser, der den späteren Weltmeister mit seinem Tor zum 1:0-Sieg in eine tiefe Depression stürzte.

1975 zog es Bradler zur Herner Westfalia, wo er alle Höhen und Tiefen der „Goldin“-Ära mitmachte. 1982 beendete er seine Karriere auf dem Platz und wechselte 1984 an die Seitenlinie als Trainer des DSC II. 1988 war für den Maschinenbauingenieur, der bei Happel in der Wärmepumpen-Produktion arbeitete, endgültig Schluss, „dann spielte ich nur noch Tennis.“ Und heute? Ab und zu zieht es den Vater von drei Söhnen und Großvater mit vier Enkeln noch auf den Fußballplatz, „aber nur, um alte Freunde zu treffen. Das Spiel schaue ich kaum noch“ Sein bewegtes Leben hat er übrigens zu Papier gebracht, auf 212 Seiten unter dem Titel „Als Jogging noch Dauerlauf hieß“. Ob er seine Erinnerungen mal veröffentlichen wird? „Ach, ich weiß nicht. Mir fällt doch täglich etwas Neues dazu ein.“

Jürgen Bradler (vorne rechts) mit der Olympia-Auswahl der Deutschen Fussballnationalmannschaft im Jahr 1972.

Text: Jochen Schübel     Fotos: Privatarchiv Jürgen Bradler, Thomas Schmidt