Geheimnisse aus dem Schloss Strünkede

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Vom Geheimgang und der ältesten Toilette

Dr. Oliver Doetzer-Berweger ist die Begeisterung für das Schloss Strünkede anzumerken. Der Leiter des Emschertal-Museums Herne gibt inherne einen exklusiven Einblick in das Schloss – vor und hinter den Kulissen. Er erklärt, was es mit dem Geheimgang und der ältesten Toilette des Ruhrgebiets auf sich hat.

Unterhaltung für junge Gäste
54 Stufen hat der Geheimgang, der vom Kaminzimmer im Schloss bis zum Dachstuhl führt. „Es ist kein echter Geheimgang, sondern ein Aufstieg zum Dachstuhl, den die Bediensteten des Schlosses benutzt haben um Speisen und Getränke aus der ehemaligen Küche in die Gemächer zu bringen“, erläutert Oliver Doetzer-Berweger. „Wir nennen ihn den Geheimgang, um den Kindern, die regelmäßig zu den Schlossführungen und Kindergeburtstagen kommen, ein wenig Spannung zu bieten.“ Spannend ist es tatsächlich den Aufgang zu benutzen, ist der Gang doch sehr eng und die Stufen sind unterschiedlich hoch. Man muss also ganz genau aufpassen, damit man nicht aus dem Tritt kommt und stolpert.

„Wir nennen ihn den Geheimgang, um den Kindern, die regelmäßig zu den Schlossführungen und Kindergeburtstagen kommen, ein wenig Spannung zu bieten.“

Der „Geheimgang“ vom Kaminzimmer …

… führt zu manchem Abort …

… und über eine steinerne Wendeltreppe.

„Es ist einer der größten im nichtkirchlichen Bereich, der so noch im Original aus den 1660er Jahren erhalten ist.“

350 Quadratmeter Dachstuhl
Besucherinnen und Besucher, die den Aufstieg hinter sich haben, finden sich in einem der größten historischen Dachstühle Westfalens wieder. Der Dachstuhl überspannt eine Bodenfläche von rund 350 Quadratmetern. „Es ist einer der größten im nichtkirchlichen Bereich, der so noch im Original aus den 1660er Jahren erhalten ist“, erläutert der Museumsleiter. „Das verbaute Holz ist im Winter 1663 gefällt worden. Der Dachstuhl ist ein Beispiel für die hervorragende Zimmermannsarbeit der Zeit. Selbst im Zweiten Weltkrieg wurde er kaum beschädigt, es gab nur einige kleine Bombentreffer außen an den Seiten. Wenn wir an den Tagen des offenen Denkmals mit Architekturinteressierten hier hoch gehen, ist es schon ein Höhepunkt. Deshalb haben wir im Dachstuhl auch eine Beleuchtung installiert, die die Konstruktion hervorhebt“, sagt der Museumsleiter.

Museumsleiter Dr. Oliver Doetzer-Berweger und inherne-Redakteur Patrick Mammen fachsimpeln …

… über die damalige Santärtechnik des Wasserschlosses.

Sanitärer Luxus im Schloss
Die Erbauer des Schlosses haben bei den sanitären Einrichtungen Weitsicht walten lassen. Auf einigen Etagen des Gebäudes wurden Plumpsklos eingebaut. Das ist in anderen Gebäuden aus der Zeit nicht so, da wurden die Toiletten erst später hinzugefügt. „Sie wurden dann an den Außenwänden angebaut. Es gab insgesamt mindestens fünf solcher Nischen im Schloss. Drei können heute besichtigt werden. Wir haben vor einigen Jahren noch zwei freigelegt, eine hat die Denkmalpflege wieder verschließen lassen“, sagt Doetzer-Berweger. Obwohl die eingebauten Toiletten damals ein echter Luxus waren, möchte der Museumsleiter nicht mit den damaligen Bewohnerinnen und Bewohner tauschen. „Ich werde ab und zu gefragt, ob ich nicht Schlossherr in der damaligen Zeit sein möchte. Darauf kann ich nur sagen: Mit 35 Jahren tot, Rheuma, keine Zähne mehr im Mund, muss nicht sein. Ich lebe ganz gerne im Hier und Jetzt. Auch wenn der Speiseplan damals im Schloss besser war als der der Bevölkerung, war es, glaube ich, nicht das, was wir uns heute unter einem Schlossleben vorstellen“, so Doetzer-Berweger.

Ein riesiger Hirsch aus Irland
Im Schloss Strünkede finden sich neben dem „Geheimgang“ und der ältesten Toilette viele weitere Sehenswürdigkeiten. So auch der Riesenhirsch. Im Schloss ist das Skelett des Tieres zu sehen, einschließlich des ausladenden Geweihes. „Das Exponat ist ein Geschenk der Harpener Bergbau AG an das Emschertal-Museum. Es stammt nicht aus Westfalen, sondern, so weit wir wissen, aus Moorfunden in Irland. Das Geweih, das hier zu sehen ist, ist eine Replik. Das Original liegt in unserem Depot. Das originale Geweih ist so schwer, dass der Hirsch zusammenbrechen würde, wenn wir versuchen würden es am Skelett zu befestigen.“

Mehr Infos zum Schloss Strünkede und den anderen Gebäuden des Emschertal-Museums gibt es online unter www.herne.de/emschertal-museum.

Der Riesenhirsch aus Irland, ein wahrscheinlicher Moorfund. Das Geweih ist eine Replik, das Original liegt im Depot des Museums.

Text: Patrick Mammen     Fotos: Thomas Schmidt