Geschichtswerkstatt erinnert an Opfer der Nazis
Anlässlich des 90. Jahrestages des Reichstagsbrandes in Berlin fand am Montag, 27. Februar 2023, eine Gedenkveranstaltung der DGB-Geschichtswerkstatt in Kooperation mit dem Bildungsdezernat der Stadt Herne statt. Als Erinnerungsort wählten die Macher*innen den Innenhof des ehemaligen Polizeigebäudes. Das Polizeigefängnis diente während der NS-Diktatur als berüchtigte Folterstätte und soll nun als Lern- und Erinnerungsort erhalten bleiben.
Foto: Zahlreiche Schüler*innen besuchten die Gedenkveranstaltung im Innenhof des ehemaligen Polizeigebäudes. ©Frank Dieper/Stadt Herne
Am 27. und 28. Februar 2023 jährt sich zum 90. Mal der Reichstagsbrand in Berlin sowie der Erlass der sogenannten „Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat", der die demokratischen Grundrechte der Weimarer Verfassung ausgehebelte und so den Weg in die NS-Diktatur in Deutschland frei machte. Noch in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 begannen Razzien von Polizei und SA-Hilfspolizei in Herne und Wanne-Eickel.
„Der Reichstagsbrand markiert auch einen Wendepunkt in der Herner Polizeigeschichte“, so Felix Horn, Leiter der Polizeiinspektion Herne. „Der 27. Februar 1933 war ein Tag des Schreckens, dem viele weitere Tage des Schreckens folgen sollten und der diesen Ort hier veränderte“, pflichtete Andreas Merkendorf, Dezernent für Schule und Weiterbildung, bei.
Gewerkschafter, Betriebsräte, Stadtverordnete und Funktionäre wurden verschleppt und brutal misshandelt. Wie in ganz Deutschland waren auch in Herne und Wanne-Eickel alle verfügbaren Hafträume, darunter die Zellen des Gerichtsgefängnisses oder in den Polizeiwachen, schnell überfüllt. Insbesondere das 1929 fertiggestellte Polizeigefängnis im Polizeigebäude beim Herner Rathaus war mit Häftlingen extrem überbelegt und diente bis 1945 als berüchtigte Folterstätte der Nazis.
Prof. Gregor Büchel von der DGB-Geschichtswerkstatt fasste die Funktionen des Polizeigefängnisses in Herne noch einmal zusammen: „Das Polizeigefängnis hier in Herne war Durchgangsgefängnis für die Foltergefängnisse der Gestapo in Bochum und Dortmund, war ein Ort der rassistischen Verfolgung von Anfang an und eine Sammelstelle für flüchtige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.“
Im Dezember 2021 beschloss der Rat der Stadt Herne, das ehemalige Polizeigefängnis als Lern- und Erinnerungsort zu erhalten. „Die Schülerinnen und Schüler können hier hautnah erleben, was sonst nur in ihren Geschichtsbüchern steht. Hier entsteht ein offener Gedenkort, der die Kultur des Lernens und Erinnerns fördern soll – das ist für Herne etwas ganz Großes und Besonderes“, so Merkendorf.