Fokus liegt auf "Integration"

Gesucht: mehr ehrenamtliche Flüchtlingshelfer

22. Februar 2017 | Gesellschaft

Die Koordinierungsstelle wurde im Oktober 2015 in Herne gegründet - auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Etwa in dem Zeitrahmen, als die Bundeskanzlerin sagte "Wir schaffen das". Damals meldeten sich so viele Freiwillige, dass es schwierig war, sie alle einzusetzen. "Ehrenamt für Flüchtlinge - das war für uns zuvor nur einer von vielen Punkten", sagt Beate Tschöke vom städtischen Ehrenamtsbüro, "aber plötzlich entstand ein immenser Bedarf. Viele Menschen erklärten sich bereit, zu helfen, aber es fehlten die Strukturen dafür."

Erst das Ankommen, dann die Integration

Deshalb entstand die Idee, eine Stelle zu schaffen, die eingebettet war in die Arbeit der Hilfsorganisationen. Monika Müller vom Caritasverband Herne und Martina Wisnewski vom Eine-Welt-Zentrum füllen diese Stelle jetzt seit eineinhalb Jahren aus. Am Anfang ging es um die "Basisversorgung", wie Tschöke sagt. Gesucht wurde Unterstützung für die Essensausgabe, die Kleiderausgabe und die Spielangebote. Für die Flüchtlinge war "das Ankommen" sehr wichtig, so Wisnewski. Sie benötigten Hilfe in allen Angelegenheiten des Lebens, weil sie sich nicht auskannten.

Patenschaften gesucht

"Jetzt sind wir einen Schritt weiter", betont Müller, "jetzt ist Integration gefragt." So werden zum Beispiel von der Koordinierungsstelle Patenschaften organisiert. Menschen aus unserer Stadt erklären sich bereit, mit einem einzelnen Flüchtling oder einer ganzen Familie Zeit zu verbringen. "Manche treffen sich vielleicht nur einmal in der Woche, andere wiederum machen das volle Programm. Dadurch entstehen manchmal sogar Freundschaften", sagt Wisnewski. Die Koordinatoren berichten von einer Mutter, die Zeit zur Verfügung hatte, nachdem sie ihre Kinder in die Kita gebracht hatte. Sie trifft sich mittlerweile mit einer Mutter aus Eritrea, unterstützt sie und tauscht sich mit ihr aus. "Wir haben viele gute Beispiele erlebt, die Geschichten könnten Bücher füllen", so die Koordinatoren.

Unterstützung beim Begegnungscafé

Alfred Apel widmet sich seit Beginn seiner Altersteilzeit der ehrenamtlichen Tätigkeit mit Flüchtlingen, weil er etwas "Sinnvolles" tun wollte. So ist er zum Beispiel Unterrichtshelfer. Außerdem hat er ein "Begegnungscafé" organisiert, das einmal im Monat im Ludwig-Steil-Haus, Schulstraße 14, öffnet. Nächster Termin: Montag, 27. Februar, 17 Uhr. Hier treffen sich Flüchtlinge mit deutschen Bürgern. "Der Wunsch nach Kommunikation ist sehr groß", sagt Apel. "Das Café könnte auch häufiger öffnen, allerdings fehlen die Kapazitäten." Das bedeutet: Es werden Ehrenamtliche gesucht.

Hilfe in allen Bereichen

Außerdem sucht die Koordinierungsstelle ehrenamtliche Flüchtlingshelfer für diese Bereiche: Kinderbetreuung, Behördenbegleitung, Unterrichtshilfe, Anlaufstelle für Migrantinnen. Auch neue Ideen sind herzlich willkommen. So organisiert zum Beispiel ein Bürger Impro-Theater.

Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe

Caritasverband Herne e.V. / Monika Müller, Tel. 0 23 23/ 92960-25, m.mueller@Caritas-herne.de

Eine Welt Zentrum Herne / Martina Wisnewski, Tel. 0 23 23 / 99497-21, mwisnewski@kk-ekvw.de

Dankeschön für die Hilfe

Die Koordinierungsstelle weiß die Arbeit der Ehrenamtlichen zu schätzen, indem sie Dankeschön-Kaffeetrinken organisiert oder Qualifizierungsseminare anbietet. Ein "Markt der Möglichkeiten" ist für den 18. Mai im Gemeindehaus St. Bonifatius geplant.

Wenn Flüchtlinge ein Ehrenamt annehmen

Wie weit die Integration in manchen Fällen schon fortgeschritten ist, zeigt sich, wenn Flüchtlinge sich entscheiden, selbst auch ehrenamtlich tätig zu werden. "Da bekommt man auch gute Kontakte", weiß Monika Müller. Und das kann sich auszahlen: Wie bei einem Mann, der beim Kleinen Theater ehrenamtlich mithalf und Menschen kennen lernte, die ihm eine Arbeitsstelle vermittelten.