Equal Pay Day

Gleiche Bezahlung von Frauen und Männern

16. März 2016 | Gesellschaft Wirtschaft

22 Prozent Rabatt für Frauen am 19. März in Herne

In Herne haben 2016 zum dritten Mal die Gleichstellungsstelle und das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Mittleres Ruhrgebiet Unternehmen, Geschäfte, Restaurants, Cafés dazu aufgerufen, Frauen am 19. März einen Rabatt von 22 Prozent auf eines ihrer Produkte oder Dienstleistungen einzuräumen. 23 Unternehmen sind dem Aufruf gefolgt. Dabei ist der 19. März nicht zufällig gewählt, wie Ulrike Hammerich und Ulrike Sorge von der städtischen Gleichstellungsstelle betonen: Der Equal Pay Day markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied, der laut Statistischem Bundesamt aktuell 22 Prozent in Deutschland beträgt. Umgerechnet ergeben sich daraus 79 Tage (21,6 Prozent von 365 Tagen) und das Datum des EPD am 19. März 2016. Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar 2016 für ihre Arbeit bezahlt werden.

Dabei sind die Ursachen der Lohnlücke vielfältig, im Wesentlichen benennen Ulrike Hammerich und Ulrike Sorge drei Punkte:

Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter.

Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger familienbedingt als Männer.

Und traditionell werden Tätigkeiten und Berufe, die als Frauenberufe gelten oder die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, schlechter bewertet, zum Beispiel Pflege-, Gesundheits- und Erziehungsberufe. Deshalb müssen aus Sicht der Gleichstellungsstelle genau diese Berufe eine finanzielle Aufwertung erfahren. „Wenn diese Berufe besser bezahlt werden, sind sie auch attraktiv. Die Betreuung von Maschinen generiert häufig mehr Einkommen als die Betreuung von Menschen."

Nicht ohne Grund steht die diesjährige Kampagne zum Equal Pay Day unter dem Motto: Berufe mit Zukunft. Denn manch ein Beruf sorgt für rote Zahlen bei den Frauen, insbesondere im Blick auf die Altersvorsorge. Für die roten Zahlen stehen symbolisch auch die roten Taschen, die am 19. März in den beteiligten Geschäften in Herne an die Kundinnen verteilt werden.

Der Equal Pay Day hat seinen Ursprung in den USA, wo er bereits 1988 zum ersten Mal thematisiert wurde. In Deutschland kennt man ihn seit 2008, inzwischen treten in Europa mehr als 20 Länder für eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen ein. Wie Ulrike Hammerich ausführte, ist die Lohnlücke in Deutschland mit 22 Prozent gegenüber vielen anderen EU-Ländern besonders hoch. „Wir sind fast Schlusslicht, hinter uns liegen nur noch Estland und Österreich. In Frankreich beträgt der Lohnunterschied nur 15 Prozent, in Polen sogar nur acht."

Für dir Gleichstellungsstelle ist es also weiter wichtig, die Debatte über die Gründe der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland in die Öffentlichkeit zu tragen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, zu sensibilisieren und Verantwortliche zu mobilisieren, damit sich die Lohnschere schließt.
Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert den Aktionstag.

Eine Liste mit den beteiligten Geschäften finden Sie auf der städtischen Homepage.