Start des Schulprojektes: "Lebenswelten aktiv gestalten"

„Goldene Zeiten“

30. Juni 2017 | Gesellschaft Kultur

Projektwoche motiviert für nächstes Schuljahr

Insgesamt 232 Schüler aus Herne kommen in den Genuss dieser besonderen Zuwendung. Dabei handelt es sich um alle Schüler eines Jahrgangs - die kompletten 5. Klassen der drei Schulen starten in diesem Jahr mit einer Projektwoche und übernehmen das Vorhaben mit in die 6. Klassen. Die derzeitige Projektwoche soll für nächstes Jahr motivieren. Bei einer Auftaktveranstaltung erhielten die Presse und Besucher einen Eindruck, wo es langgehen soll. Die Gesamtschule Mont-Cenis präsentierte Tanz, Beatboxen, den Aufbau eines Hochbeetes, eine Foto-AG und eine Graffiti-Aktion. Der Schwerpunkt liegt, wie man merkt, auf kultureller Bildung.

  • Die Projektwoche zeigte, was "Lebenswelten aktiv gestalten" leisten kann. Projekt: Tanzen. ©Horst Martens, Stadt Herne
Selbstbewusstsein und Sozialverhalten stärken

Im nächsten Schuljahr werden die 232 Schüler in kleinen Gruppen mit höchstens fünf Kindern von insgesamt 45 "Trainern" oder "Teamern" betreut, die vom Caritasverband Herne und der Gesellschaft freie Sozialarbeit (GFS) gestellt werden. Wöchentlich werden sie 90 Minuten lang an ihren personalen und künstlerischen Kompetenzen arbeiten. "Die Kleingruppen gewährleisten, dass jedes Kind die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhält, die ihm zusteht", sagt Rainer Hanses vom Bildungszentrum des Handels, das die Federführung des Projekts übernimmt. "Das Ziel ist, den Kindern den Rücken zu stärken, das Selbstbewusstsein und das Sozialverhalten zu stärken." Dabei geht es auch darum, die Schüler zur Ausbildungsreife zu führen und ihnen den Einstieg in die Berufsorientierung zu erleichtern. Das Bildungszentrum des Handels leitet das gleiche Projekt in gleich elf anderen Ruhrgebietsstädten. 750.000 Euro kostet es allein in Herne.

"Ein unglaublicher Betreuungsschlüssel!"

Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff unterstreicht: "Eine starke Motivation, eine starke Persönlichkeitsentwicklung, eine starke Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit, Anm. d. Redaktion) ist wichtig ist für Schüler, die aus schwierigen Lebensverhältnissen kommen. Wichtig, damit sie in der Schule erfolgreich sind und erfolgreich die weiteren Wege gehen. Und genau da setzt dieses Projekt an." Thierhoff lobte die Qualität der GFS und des Caritasverbandes: "Wir haben super-kompetente Träger gefunden. Daraus kann sich eine tolle nachhaltige Zusammenarbeit entwickeln." Auch in der Stadtverwaltung sei gute Arbeit geleistet worden: "Die Kollegen vom Bildungsbüro und 'Kein Abschluss ohne Anschluss' waren so mutig, gleich drei Schulen an den Start zu bringen!" Die individuelle Unterstützung hob Thierhoff ebenfalls hervor: "1:5, das ist ein unglaublicher Betreuungsschlüssel, das gibt es sonst nirgendwo!" Ähnlich drückte sich auch Schulrat Rainer Ruth aus: "Ich kann mir gut vorstellen, dass da jeder nach lechzt!" Und Gisberg Luig (GFS) sprach sogar von "goldenen Zeiten". Die ausgewählten Kinder bekämen auf diese Weise eine besondere Vorbereitung auf das spätere Berufsleben.

Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales hat das Projekt ins Leben gerufen, gefördert wird es von der RAG-Stiftung und der Stiftung Mercator.

Über die Teamer sagte Gisbert Luig: "Oft sind es Studenten mit einem pädagogischen Schwerpunkt, die als Teamer in Frage kommen. Aber wir haben auch Fachkräfte vom theater kohlenpott und von Pottporus eingekauft und eine Kunsttherapeutin. Alle Teamer oder Trainer werden speziell vom Bildungszentrum des Handels geschult." Trotz eines gewissen Freiraumes gibt es genau formulierte Vorgaben. "Hinter dem Projekt steckt ein pädagogisch ausgefeiltes Handbuch", so Dietmar Jäkel vom Bildungsbüro. "Das hat uns überzeugt." Die Module heißen: "Meine Welt - das bin ich", "Meine Lebenswelt - unsere Klasse, unsere Schule", "Neue (digitale) Welten entdecken", "Fremde Welten" (Interkulturelle Kompetenz), "Abenteuer Leben - die Welt erleben und entdecken" (Engagement).

Gute Erfahrungen

In der Hans-Tilkwoski-Schule liegt die Projektwoche, die als Initialzündung dienen soll, schon zwei Wochen zurück. Das Fazit von Lehrer Tim Döring: "Die tatsächlichen Lebenswelten kennen lernen, das ist der springende Punkt. Die tatsächliche Lebenswelt der Schüler bezieht sich auf die Schule, dann gehen sie nach Hause, setzen sich vor PC oder Spielkonsole. Wenn jemand im Sportverein ist, das ist ein Luxus. Aber diese eine Woche hat Lust gemacht: Das waren tolle Erfahrungen. Tanz, Schauspiel und Kostümbildung - das war mal ganz was anderes. Die Schüler haben gefragt: War es das schon oder geht es weiter?" Die Antwort lautet: Es fängt erst so richtig an. Und dauert drei Jahre.

Horst Martens