Gründungen & Manufakturen: made in Herne

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Susanne Stegemann berät Gründungsinteressierte

Das Hobby oder die Leidenschaft zum Beruf zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen, bedarf einer guten Idee und Mut. Viele Herner Bürgerinnen und Bürger haben sich in den letzten Jahren getraut. Entstanden sind dabei Produkte und Dienstleistungen – innovativ oder auch traditionell, die die Unternehmenswelt in Herne so schön vielfältig machen. Auf den folgenden Seiten stellen wir einige dieser Menschen vor.

Viele von ihnen waren vor der Unternehmensgründung beim Startercenter von Herne.Business, genauer gesagt bei Susanne Stegemann, der Bereichsleiterin Innovation, Wachstum, Gründung und Fachkräfte, und ihren Kolleginnen.

inherne: Welche Rolle spielen diese kleinen Unternehmen für die Wirtschaft in Herne?
Susanne Stegemann: Hernes Gründungslandschaft ist bunt. Dies dokumentieren wir auch mit unserer Gründergalerie im Innovationszentrum. Mehr als 80 Prozent unserer Erstberatungen sind Vorhaben, die von Soloselbstständigen gegründet werden. Selbstverständlich freuen wir uns über große Ansiedlungen und Gründungsvorhaben. Aber wir messen den kleinen Unternehmensgründungen genauso viel Bedeutung bei. Zum einen, weil deren Entwicklung nie abschließend vorhersehbar ist, sie häufig auf den zweiten Blick ein hohes Wachstumspotenzial vorweisen. Zum anderen, weil diese Unternehmen einen hohen Standortbezug und damit Heimattreue haben. Sie sind ein lebendiger Teil der Stadt und der Bevölkerung.

Susanne Stegemann vom Startercenter Herne.Business unterstützt bei der Unternehmensgründung mit ihrem Team. ©WfG Herne

inherne: Gab es 2020 viele Gründungen in Herne?
Stegemann: Das vergangene Jahr war für frisch gegründete Unternehmen kein leichtes. Viele der jungen Gründerinnen und Gründer, die sich im Aufbau ihres Unternehmens befinden und sich noch ihren Platz am Markt erarbeiten, hat es hart getroffen. Sie haben noch keine Rücklagen. Im Gegenteil – sie haben alles in ihr Unternehmen investiert. Brechen dann eingeplante Umsätze weg, geraten sie ins Trudeln. Seit der zweiten Jahreshälfte 2020 sind die Gründerinnen und Gründer verständlicherweise sehr zögerlich geworden. Wenige gründen in einer Krisenzeit mit vielen Planungsunsicherheiten das eigene Unternehmen. Da ist eher Abwarten angesagt.

inherne: Wie alt sind die Gründer im Durchschnitt?
Stegemann: Eine aktuelle Studie der KfW-Bank bestätigt auch unsere Erfahrung: Der „Gründungsgeist“ bei Jüngeren ist gestiegen. In einer alternden Gesellschaft nimmt in der Regel die Gründungsneigung ab. Denn das Interesse an einer Selbstständigkeit sinkt mit steigendem Gründungsalter. Aber umso erfreulicher ist es, dass bei Jüngeren der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit in den letzten zwei bis drei Jahren zugenommen hat.

inherne: Was muss man mitbringen, um zu gründen?
Stegemann: Die wichtigste Eigenschaft erfolgreicher Gründungen: eine Kombination von Optimismus und Mut, gepaart mit kaufmännischen Grundkenntnissen und – ganz wichtig – Branchenerfahrung. Der Markt, die Kunden, die Vertriebswege und die Wettbewerber müssen bekannt und genauestens durchleuchtet sein.

inherne: Welcher Risiken muss man sich bewusst sein?
Stegemann: Gründerinnen und Gründer tragen das volle Risiko, auch wenn sie in eine Situation wie die Corona-Krise geraten. Viele Menschen scheuen den Weg dennochnicht. Sie träumen von ihrem Vorhaben und erarbeiten sich gemeinsam mit dem Startercenter bei Herne.Business eine Grundlage. Sie besprechen mit uns ihr Vorhaben, aber die Entscheidung treffen sie allein. Wir möchten ihnen mit Beratung, Workshops und Seminaren das Rüstzeug für eine fundierte
Entscheidung dazu stellen.

inherne: Können sich Interessierte bei Ihnen beraten lassen?
Stegemann: Bei uns steht die individuelle Einzelberatung im Vordergrund. Corona macht es zwar nicht leichter, aber wir halten an dieser Strategie fest. Beratungen können telefonisch oder online stattfinden. Zudem haben wir unser komplettes Seminarprogramm für das erste Halbjahr 2021, das wir in Zusammenarbeit mit dem Startercenter beim Kreis Recklinghausen anbieten, stark ausgeweitet und virtuelle Formate entwickelt.

Text: Anja Gladisch    Foto: Thomas Schmidt, WfG Herne