Portrait

Helmut Bettenhausen: Die grafische Handschrift des Presseamts

21. August 2014 | Kultur

Mit vier Ausstellungen gleichzeitig wurde kürzlich das große Schaffenswerk der vergangenen 50 Jahre gewürdigt. Was vielleicht nicht ganz so bekannt ist, Bettenhausen war über viele Jahre Mitarbeiter der Herner Stadtverwaltung. Seinen Dienst trat er sogar noch bei der Stadt Wanne-Eickel an. Mit anderen Worten: Vor der Stadtehe, die bekanntlich 1975 vollzogen wurde. „Durch Zufall habe ich erfahren, dass im Planungsamt eine Stelle frei war“, erinnert sich der Künstler. Die Bewerbung ließ nicht lange auf sich warten. 1963 hatte die Stadt Wanne-Eickel einen Mitarbeiter mehr. Schon ein Jahr später bezog er den ersten Raum in der Zeche Unser Fritz – es war die Geburtsstunde der Künstlerzeche. Bettenhausen leistete damals in Sachen Industriekultur ohne Zweifel Pionierarbeit. Mit Erfolg. Denn die Künstlerzeche hat heute nur noch kreative Köpfe als Mieter. Seine kreative Ader lebte Bettenhausen auch im Planungsamt aus. Dort baute er unter anderem Modelle. Besonders an die Realschule Eickel im Miniaturformat oder den neugestalteten Glückaufplatz – der gerade wieder ein neues Gesicht bekommt - kann er sich noch gut erinnern.

  • "Gesammelte Werke", Bettenhausen-Plakate zu verschiedensten Genres. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Büro ganz oben unter dem Dach des Herner Rathauses

Außerdem half Bettenhausen bei der farblichen Ausgestaltung von Plänen. Mit Farbe kannte er sich aus. Mit 14  Jahren ging er in die Lehre. Der Beruf hieß damals noch Maler und Anstreicher. „In meinen Lehrjahren war ich hauptsächlich als Eisenwichser tätig, so nannte man früher den Industrieanstreicher“, berichtet der 78-Jährige. Eines seiner Großprojekte war der Gasometer in Holsterhausen, dem er 1953 in mühevoller Arbeit gemeinsam mit einem Kollegen einen neuen Anstrich verpasste. Wenig später sattelte Bettenhausen gesundheitsbedingt um und absolvierte eine Umschulung zum Graphischen Zeichner. Die berufliche Neuausrichtung kam ihm später nicht nur im Planungsamt zu Gute, sondern auch bei seiner nächsten Station in der Verwaltung. 1974 bezog er ein Büro ganz oben unter dem Dach des Herner Rathauses. Dort war das Presseamt untergebracht, wo Bettenhausen bis zu seinem Ruhestand 1994 genau zwei Jahrzehnte für die grafische Handschrift verantwortlich war.

Viele Kirmesplakate stammen aus der Feder des Künstlers

Unzählige Plakate gingen durch seine Hände. Wobei Hände ein gutes Stichwort ist. Denn damals war der Beruf des Grafischen Zeichners noch echte Handarbeit. Einen Computer hat Bettenhausen im städtischen Büro nicht mehr kennen gelernt, oft stand er dagegen zur genauen Absprache im direkten Kontakt mit der stadteigenen Offsett-Druckerei. Hier gab es auch die ersten Entwürfe für die Kirmesplakate. Noch als Mitarbeiter im Planungsamt entwickelte Bettenhausen 1972 sein erstes Kirmesplakat. Zu sehen war die berühmte Windmühle, die heute immer noch für die Cranger Kirmes steht. Vielleicht wurde er gleich bei seinem ersten Plakat auch von seinem damaligen Amtsleiter auf die richtige Spur gebracht. „Er sagte immer, auf der Kirmes muss es rund gehen.“ Da passt eine Windmühle natürlich optimal. Mit wenigen Ausnahmen stammten bis zu seinem Ruhestand alle Motive des größten Volksfestes im Ruhrgebiet aus der Feder des gebürtigen Gründungsmitglied der legendären Künstlergruppe B1 hatte mit seinen Plakaten auch international beachtlichen Erfolg. Viele seiner Werke waren auch in Polen, Finnland, USA oder Japan zu sehen. Besonders gut kamen die  lakate zu der Veranstaltungsreihe „Tage alter Musik“ an. Seine Handschrift gefiel auch der Jury in Berlin, die den Wettbewerb „Die 100 besten Plakate des Jahres“ beurteilte. In den 90er Jahren schaffte es Bettenhausen gleich zweimal in Folge, die Auszeichnung nach Herne zu holen.