Entwicklung

Herne erschließt Zechenbrache für Mensch und Natur

21. Februar 2020 | Ausgabe 2020/1

„Ja, unsere Ziele sind ambitioniert“

„International Technology World“ könnte entstehen

Ein Areal so groß wie 40 Fußballfelder, ein IC-Bahnhof in unmittelbarer Nähe, zwei Autobahnen einen Steinwurf entfernt – das alles im Herzen des Ruhrgebiets. Das Gelände der ehemaligen Zeche General Blumenthal ist eine der spannendsten Industriebrachen, die die Metropolregion derzeit zu bieten hat. Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda hat im Januar die Idee für die Entwicklung des Geländes vorgestellt.

Optimistisch in die Zukunft
„Ja, unsere Ziele sind ambitioniert“, sagte Dr. Frank Dudda und ergänzte: „Herne und das Ruhrgebiet sind bereit dafür.“ Grund für diesen Optimismus bieten die jüngsten Ansiedlungen von Unternehmen in Herne. Der Schweizer Bahnkonzern Stadler hat ein Instandsetzungswerk errichtet, mit der Firma Mosolf kehrt die Automobilproduktion zurück ins Ruhrgebiet.
Der nächste Schritt soll jetzt auf dem Blumenthal-Gelände erfolgen. In einer zukunftsorientierten Verbindung sollen dort Hochschulforschung, technologische Entwicklung und industrielle Produktion zusammengebracht werden. Das über Jahrzehnte durch hohe Mauern abgeschottete Zechengelände öffnet sich zu den Stadtteilen und wird für Mensch und Natur ökologisch und ökonomisch erschlossen. Wenigstens die Hälfte des 30 Hektar großen Grundstücks wird als Grünfläche geplant.

Büro Archwerk
In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung sowie Umweltschutz und der Bezirksvertretung Eickel legte Architekt Prof. Wolfgang Krenz vom Büro Archwerk eine entsprechende Projektskizze für die „International Technology World Herne“ (ITW) vor. Die Besonderheit an der vorliegenden Projektskizze besteht im städtebaulichen Gesamtkonzept, das abschnittsweise realisiert werden kann.
Ein wichtiger Baustein für die Finanzierung ist das Strukturstärkungsgesetz, das bereits vom Bundeskabinett verabschiedet ist und im Frühjahr 2020 von Bundesrat und Bundestag gemeinsam mit dem Kohleausstiegsgesetz in Gesetzesform gegossen werden soll. Es fördert mit Bundesmitteln Kommunen und Regionen, die durch den geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung besonders hart getroffen werden. Hierzu zählt Herne.
Außerdem gibt es seit Januar 2020 ein gesamtdeutsches Fördersystem für strukturschwache Regionen. Die Bundesregierung organisiert die Regionalförderung neu und stellt damit Mittel nach Bedarf zur Verfügung. Das neue Fördersystem umfasst 22 Programme aus sechs Bundesministerien. Diese werden für Regionen wie das Ruhrgebiet aufgesetzt. In diese neue Förderkulisse soll das Gelände General Blumenthal eingebettet werden.

Gestaltungselemente
Wichtige Elemente der Ideenskizze sind die Tech Hall mit Studiengebäuden, Gebäuden für Unternehmen und Start-Ups sowie Workshops, Institute, zentrale Mensen, Verwaltungen und ein Auditorium. Weit sichtbar sein, könnte der Multi-Turm.
Die sogenannte Passerelle – als drittes Hauptelement – ist multifunktionale Produktionsstätte für High-Tech-Technologien. Auf einer Breite von rund 40 Metern und einer Länge von rund 600 Metern erstreckt sich dieser multifunktionale Komplex als sechsgeschossige Gebäudeanlage. In einem von Bestandsgebäuden geprägten Bereich wird lokales und regionales Handwerk Platz finden.
Alle diese Elemente befinden sich eingebettet in einer von Wasserflächen durchzogenen parkähnlichen Landschaft. Eine weitere Idee ist eine Seilbahn, die das Areal klimafreundlich mit dem Hauptbahnhof Wanne-Eickel und dem ÖPNV verbindet.
Dieser Masterplan für die Zechenbrache soll die ITW unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zur ersten Adresse für Wirtschaft 4.0 im Ruhrgebiet machen.

„Eine weitere Idee ist eine Seilbahn, die das Areal klimafreundlich mit dem Hauptbahnhof Wanne-Eickel und dem ÖPNV verbindet.“

Text: Christoph Hüsken     Illustration: Büro Archwerk