Oberbürgermeister ruft Kampagne ins Leben
Text und Fotos: Philipp Stark
Wenn Mitarbeitende des Kommunalen Ordnungsdienstes mit heißem Kaffee überschüttet werden, wenn im Rathaus damit gedroht wird, „alle mit einer Knarre wegzuballern“, wenn Politiker in unserem Land ungestraft und von Richtern gedeckt übel beschimpft werden dürfen… wenn in einem, natürlich anonymen, Brief an den Oberbürgermeister eine junge Frau ehrverletzend beleidigt wird, dann ist es wohl erlaubt, sich Gedanken über das Thema Respekt zu machen. Die Stadt Herne tut dies und versucht, auf diesen Missstand aufmerksam zu machen und vor allem ihm entgegenzuwirken.
Herne mit Respekt
heißt die von Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda ins Leben gerufene Kampagne. Sie richtet sich speziell an institutionelle Einrichtungen, Vereine, Firmen und Organisationen aller Art und ist erst vor wenigen Wochen offiziell mit einem eigenen Logo an den Start gegangen. Ob Feuerwehr, Polizei, Staatsanwaltschaft oder viele Organisationen, Vereine und Institutionen: Alle kennen die Probleme. Da werden Feuerwehrleute im Einsatz beschimpft, die Polizei als Lappen bezeichnet, Rettungskräfte im Einsatz behindert und Ehrenamtler bedroht. Hinzu kommen die allerorten bekannten Schmierereien an Wänden und Mauern, auf Stromkästen, an Haltestellen und so weiter. Hinter den vermeintlich harmlosen ACAB-Beschmierungen (All Cops are Bastards) verbirgt sich zum Beispiel die Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes. Wer lässt sich schon gerne öffentlich als Bastard beschimpfen?
Illegale Graffiti sind ein großes Ärgernis.
Zur Entfernung wird notfalls auch schweres Gerät eingesetzt.
„Herne mit Respekt“
Vom „Gangster“-Rapper …
Manch eine Respektlosigkeit ist unüberlegt und einfach nur dumm, gelegentlich steckt aber auch Kalkül dahinter und gehört in Teilen der Gesellschaft sogar zur Alltagssprache. Was die so genannten „Gangster“-Rapper in ihren Texten so von sich geben, reicht von Beschimpfungen über Diskriminierungen bis hin zu Beleidigungen. Ausdrücke wie Schwuchtel, Bitch oder Opfer gehören hier eher noch zu den harmloseren Wörtern.
. . zu Social Media
Es sind aber bei Weitem nicht nur die Fans dieser Musik, die mit zunehmender Respektlosigkeit konfrontiert sind. Auch die Anonymität in den sozialen Medien hat dazu geführt, dass der Ton rauer geworden ist. Mit einem Pseudonym und gemeinsam mit gleichgesinnten Geistern lässt es sich eben leichter pöbeln, hetzen und schimpfen. Was früher an manch einer Theke im kleinen Kreis blieb, ist bei Facebook und Co. heutzutage für alle sichtbar.
Genau hier setzt die Respektkampagne an: „Es geht darum, ein Bewusstsein zu entwickeln für das, was man damit anrichtet, wenn man jemanden beleidigt, ihn verunglimpft oder bedroht. Wir müssen ein breit getragenes Verständnis dafür entwickeln, wie künftig in Herne miteinander geredet und gelebt werden soll. Alle Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, sich der Kampagne „Herne mit Respekt“ anzuschließen, so Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.
Hintergrund und Ziele der Kampagne
Die Kampagne „Herne mit Respekt“ ist eine Reaktion auf die Verrohungstendenzen in der Gesellschaft. Sie wendet sich gegen jegliche Form körperlicher und psychischer Gewalt und will das gesellschaftliche Miteinander in Herne fördern.
Ein zentraler Baustein der Kampagne ist der Aufbau eines Netzwerkes von Institutionen, die sich als Unterstützerinnen und Unterstützer der Kampagne zu den folgenden fünf Leitsätzen bekennen:
- Wir begegnen allen Menschen vorurteilsfrei, gleichberechtigt und respektvoll.
Ein wichtiges Element respektvollen Handelns ist ein wertschätzender Umgang miteinander. Das bedeutet, anderen Menschen zugewandt und freundlich zu begegnen – auch bei unterschiedlichen Meinungen und Interessen. Toleranz, etwa gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Lebensweisen, ist hierbei eine wichtige Grundlage. Jeder Mensch verdient es, in seiner Individualität wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden.
- Wir gehen aktiv gegen jede Form von Gewalt vor.
Hass und Hetze – auch im Internet – sind mit unseren Vorstellungen eines respektvollen Miteinanders ebenso unvereinbar wie Beleidigungen,
Drohungen sowie jegliche Form sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt. Wir lehnen nicht nur jede Form von Gewalt ab; wir setzen uns auch aktiv für ein gewaltfreies Miteinander in Herne ein. Indem wir aufmerksam sind und nicht wegschauen, wenn Gewalt ausgeübt wird, tragen wir zu einem friedlicheren Zusammenleben in Herne bei.
- Wir setzen uns konsequent gegen Ausgrenzung ein.
Alle Menschen haben das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben – unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, sexueller Identität und Orientierung, sozialem Status sowie psychischen und physischen Beeinträchtigungen. Soziale Teilhabe und Partizipation sind wesentliche Grundlagen unserer Demokratie. Wir setzen uns daher konsequent gegen jede Form struktureller oder individueller Benachteiligung und Ausgrenzung ein.
- Wir lehnen Rassismus und Sexismus in jeder Form ab.
Jegliche Form rassistischen oder sexistischen Verhaltens lehnen wir strikt ab. Dies gilt für diskriminierendes Alltagshandeln ebenso wie für strukturelle Ungleichbehandlung oder das Verbreiten stereotyper Zuschreibungen. Wir setzen uns aktiv dafür ein, allen Menschen gleiche Chancen zu ermöglichen.
- Wir stehen für ein gutes Miteinander in unserer Stadt ein.
Gemeinsam treten wir dafür ein, dass Respektlosigkeit und Gewalt in unserer Stadt keinen Platz haben. Dafür bekennen wir uns öffentlich zu den Werten eines respektvollen Zusammenlebens.