Hier ist Klassik Trumpf

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Symphoniker begeistern als Laienorchester seit 25 Jahren

Jeder Auftritt wird von einem frenetischen Applaus begleitet, doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr verstummte das Ensemble: Die Herner Symphoniker feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Schon bald wollen die Musikerinnen und Musiker ihre Bühne zurückerobern und am liebsten direkt mit ihrem traditionellen Neujahrskonzert durchstarten.

1.600 begeisterte Gäste im Kulturzentrum
Einen imposanteren Auftakt ins Herner Kulturjahr kann es eigentlich nicht geben. Denn kaum sind die letzten Silvesterraketen erloschen, zünden die Symphoniker mit ihrer klassischen Musik schon das nächste Feuerwerk. Traditionell sind es gleich zwei Konzerte, die am ersten Sonntag im Januar das Publikum im Kulturzentrum begeistern. Natürlich sind beide Termine am Morgen und am Nachmittag mit jeweils 800 Gästen stets ausverkauft. „Damit erreichen wir ein Prozent der Herner Bevölkerung“, erklärt Vereinsvorsitzender Gerald Gatawis und fügt hinzu: „Darauf können wir stolz sein.“
Der große Erfolg ist umso erstaunlicher, „weil es sich um ein Laienorchester handelt, das darf man nicht vergessen“, betont Elmar Witt. Der 61-jährige Dirigent leitet das Orchester und war bereits bei der Premiere 1996 im Wanner Saalbau mit dabei. Schon damals sorgte er mit seinem Taktstock für den richtigen Einsatz und das perfekteTempo von Violine, Klarinette und Pauke. Mit einer Ouvertüre zur Oper „Iphigenie in Aulis” von Christoph Willibald Gluck nahm die Erfolgsgeschichte vor 25 Jahren ihren Anfang.

Elmar Witt in der Aula der Herner Musikschule.

„Viel Rückenwind aus der Bevölkerung“
Nicht ganz unschuldig an diesem positiven Start war auch der langjährige erste Vorsitzende des Orchesters Lothar Przybyl. Den damaligen Leiter der Herner Musikschule und heutigen Chef der Bädergesellschaft bezeichnet Witt rückblickend als Visionär: „Er hatte sich für die Gründung der Herner Symphoniker eingesetzt. “ Die Gründerphase hat das Ensemble gut überstanden und kann sich einer großen Fangemeinde sicher sein. „Anderswo stirbt Kultur, hier hält sie sich aufrecht. Das freut uns – auch, weil wir gewaltigen Rückenwind aus der Bevölkerung bekommen“, sagt Witt, der gebürtig aus Warstein stammt und an der Musikschule die Fächer Horn und Klavier unterrichtet.
Nachwuchssorgen gibt es insbesondere bei den Streichinstrumenten selten. „Meistens fehlen uns die Oboen“, weiß Gatawis aus Erfahrung. Doch der stellvertretende Leiter der Musikschule ist hervorragend vernetzt. Ein Blick in die Datenbank und schon ist die Oboe besetzt. Den Stamm bilden etwa 35 Personen, beim Neujahrskonzert wächst das Ensemble auf etwa 70 Musikerinnen und Musiker an. „Aushilfen, die einmal hier waren, kommen immer gerne wieder. Sie mögen den familiären Charakter“, erklärt Witt den guten Zusammenhalt.

„Anderswo stirbt Kultur, hier hält sie sich aufrecht“, so Dirigent Elmar Witt.

Herner Symphoniker, Europakonzert 2013.

Junge Talente betreten die große Bühne
Von dieser guten Stimmung profitieren natürlich auch die vielen jungen Talente, die bei den Symphonikern zum Einsatz kommen und hier oft zum ersten Mal in einem vollbesetzten Saal ihr Können unter Beweis stellen. Ob an der Klarinette, der Violine oder dem Fagott – viele begabte Solistinnen und Solisten machen mit ihrer Darbietung auch die beiden anderen Konzertreihen zu einem wunderbaren Erlebnis: Das Europakonzert darf im Terminkalender nicht fehlen, genauso wie die Aufführung in der St. Bonifatius-Kirche, die in jedem September in Kooperation mit dem Lions-Hilfswerk Herne das Publikum verzaubert. Und so ist es die Mischung aus begabten Schülerinnen und Schülern, Studierenden, ambitionierten Laien, Lehrkräften der Musikschule und befreundeten Berufsmusikerinnen und Berufsmusikern, die ein besonderes Ambiente versprühen. Und das scheint auch für die Zukunft gesichert. Witt: „Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, die Begeisterung für klassische Musik wird nicht nachlassen …“

Text: Michael Paternoga     Fotos: Thomas Schmidt