Einblicke in mein Leben als Lastenfahrrad

Ich bin HELFI!

20. November 2015 | Freizeit Gesellschaft Wirtschaft

Ich bin ein Modellprojekt

Er ist einer von sieben Teilnehmern an einem Projekt, das die Zeppelin Universität in Friedrichshafen angestoßen hat und das von der Mercator Stiftung gefördert wird. Meine Aufgabe ist es, den  Menschen zu zeigen, was man mit moderner Elektromobilität so alles anfangen kann und wie man damit die Umwelt entlastet.

Natürlich gibt es hier und da Probleme, im Großen und Ganzen habe ich mich bislang aber gut bewährt. Mein derzeitiger Chef musste sich allerdings erst einmal an mich gewöhnen. Er haderte mit meiner Lenkung und musste erst lernen, mit meinen ausladenden Maßen klar zu kommen. Inzwischen sind wir aber dicke Freunde, denn ich bin ihm eine echte Hilfe. Tag für Tag legt er mit mir sechs bis acht Kilometer zurück, manchmal sogar noch längere Strecken. Zusammen sind wir sogar schon 41 Stundenkilometer schnell gefahren!

  • HELFI © Philipp Stark, Stadt Herne

Manchmal bin ich zickig

Ok, einmal habe ich das große Flattern bekommen und mein Entwicklungsingenieur musste mein Lenkgestänge umbauen, aber sonst war ich nur selten krank. Und meine Ausdauer ist sowieso spitze. Bis zu 180 Kilometer weit lassen mich meine beiden Akkus rollen, das findet auch mein Chef ganz toll. Der hatte sich übrigens damals extra um mich beworben und musste seinerzeit genau angeben, was  er mit mir vorhat. Heute kann ich sagen: er hat nicht zu viel versprochen! Es macht wirklich Spaß,  gebraucht zu werden. Erst gestern waren wir voll bepackt unterwegs zu einem Kunden. In meinem Bauch verstaut lagen ein ganzer Werkzeugkoffer samt Bohrmaschine sowie eine Alarmanlage, die Freddy Lieder eingebaut hat, während ich vor der Tür wartete. Einmal durfte ich sogar einen Fernseher ausliefern!

Ich brauche keinen Parkplatz

Er sagt, mit mir ist er oftmals viel schneller beim Kunden als mit dem Auto und außerdem bräuchte er keinen Parkplatz mehr zu suchen. Deshalb steht einer seiner   Lieferwagen derzeit auch ziemlich „dumm“ in der Ecke rum. Mir soll‘s nur recht sein, schließlich tue ich damit was für die Umwelt, den Geldbeutel meines Chefs und für seine Gesundheit. Er sagt, er wird mit mir auch im Winter zusammenarbeiten und könnte sich überdies vorstellen, mich auch nach der Testphase zu behalten. Allerdings bin ich mit 4.000 Euro nicht ganz billig und ein paar  Kinderkrankheiten habe ich auch noch. Mit meiner allerneuesten Software funktioniert meine Gangschaltung jetzt aber deutlich besser und Freddy Lieder ist noch zufriedener.

Ich sorge für gute Laune

Er freut sich auch über die vielen positiven Reaktionen der Menschen, die uns zum ersten Mal sehen. Er sagt, das sei gute Werbung für seine Firma und ich bin ein bisschen stolz. Hoffentlich geht es meinen sechs Brüdern und Schwestern in Herne genauso gut wie mir. Leider bekomme ich die nie zu Gesicht, denn in Wanne bin ich der Einzige meiner Art. Ich habe aber gehört, dass mein Bruder in der Kornmühle in Herne-Mitte kürzlich ein neues Zuhause gefunden hat und dort im Lieferdienst tätig ist.

Scheint so, als wären wir derzeit ziemlich angesagt! Kein Wunder, hatte doch kein Geringerer als NRW-Umweltminister Johannes Remmel seinerzeit die Schlüssel an meinen Dienstherren übergeben. Die Projektidee „Einsatz von Lastenfahrrädern im Wirtschaftsverkehr“ stammt vom Center for Mobility Studies an der Uni Friedrichshafen, das unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang H. Schulz steht. Ziel ist es, in Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet eine sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich effiziente Mobilitätslösung für Unternehmen zu erproben. Die Stadt Herne ist der geographische Mittelpunkt des Ruhrgebietes und steht seit August des vergangenen Jahres auch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit nachhaltiger Mobilitätsforschung.

Philipp Stark

*(HELFI = Herner Lastenfahrrad Innovation)

Mehr Infos gibt’s im Netz unter www.lastenfahrrad-herne.de