IG City fürchtet um Geschäfte in den Fußgängerzonen
Die Entscheidung des Landgerichtes Gelsenkirchen bereitet vielen Einzelhändlern in Herne Sorgen: Sie fürchten, ohne verkaufsoffene Sonntage keine Chance gegen den Online-Handel zu haben. Nachdem die Geschäfte nun schon am zweiten geplanten Sonntag in diesem Jahr nicht öffnen durften, überlegt die Stadtverwaltung, auch alle weiteren Termine abzusagen. Deswegen hat die Werbegemeinschaft IG City am Dienstag, 30. Mai 2017, zum Gespräch eingeladen.
Nachdem er von verschiedenen Händlern darauf angesprochen worden ist, möchte Norbert Menzel, neuer Vorstand der Werbegemeinschaft IG City, klarstellen: „Nicht der neue Vorstand hat entschieden, dass während der kulinarischen Symphonie die Läden geschlossen bleiben.“ Die Gewerkschaft Ver.di war gegen die Pläne kurzfristig vor Gericht gezogen. Die Veranstaltungen in der Fußgängerzone würden zu wenige Besucher anziehen, die meisten kämen nur wegen der offenen Geschäfte. Und dann sei es wichtiger, den freien Tag zu schützen, den die Verkäufer mit ihren Familien verbringen könnten, so die Argumentation von Ver.di.
Schutz der Familien steht im Vordergrund
„Ich finde es bizarr, zu sehen, dass Ver.di die Familienkarte gespielt hat“, erklärt Holger Wennrich, Geschäftsführer des Herner Stadtmarketings. „Es geht um vier Einsätze im Jahr von jeweils fünf Stunden. Wenn die Familien der Verkäufer darunter leiden – was ist dann mit den Familien von Blumenhändlern, Gastronomen, Krankenschwestern und Feuerwehrleuten, die viel häufiger sonntags arbeiten?“ Er wünscht sich, dass die Händler selbst entscheiden können, ob sie am verkaufsoffenen Sonntag teilnehmen.
Wie viele das während der Kulinarischen Symphonie getan hätten, ist allerdings fraglich. Denn auch unter den Händlern ist das Thema kontrovers diskutiert worden. Schließlich hatte eine knappe Mehrheit der Mitglieder bei der IG City für die Öffnung am Sonntag gestimmt. Vielen war der Aufwand zu groß und der Umsatz zu gering, um einen zusätzlichen Tag zu öffnen. Allerdings hofften andere auf einen Werbe-Effekt: „Ich erlebe, dass am Sonntag extrem viele Besucher aus anderen Städten kommen“, sagt Jens Reiter, ebenfalls im Vorstand der IG City und Einzelhändler in Herne. Für ihn zähle nicht nur der Umsatz, sondern auch die Werbung. Menschen die den Laden an einem Sonntag kennen lernen würden, kämen oft unter der Woche wieder, um einzukaufen.
Händler fürchten Konkurrenz durch Online-Shops
Ein weiterer Grund für die IG City: Händler vor Ort bekämen immer mehr Konkurrenz durch Online-Shops wie Amazon. Und dort könne man auch am Sonntag bestellen. Allerdings: „Ob ein verkaufsoffener Sonntag hilft, das Amazon-Problem zu lösen, weiß ich nicht“, gibt Wennrich zu. Was er allerdings weiß ist, dass sich ohne geöffnete Läden deutlich schwieriger Sponsoren für Veranstaltungen in der Fußgängerzone finden lassen. Veranstaltungen absagen wird die IG City deswegen allerdings nicht.
Nina-Maria Haupt