Im 3. Krimisommer dominieren die Ermittlerinnen

7. Juni 2016 | Gesellschaft Kultur

Neben Reski stellen auch Oliver Bottini, Andreas Pflüger, Sven Stricker und Christian Schünemann ihre Romane vor. "Alle fünf sind total unterschiedlich. Wichtig ist für mich, dass sie geschliffen und elegant schreiben", sagt Elisabeth Röttsches. Und: "Erstaunlich, wie vielschichtig das Genre ist - von subtil bis gruselig und extrem blutig." Trotzdem steckt hinter den Handlungen mehr als Mord und Totschlag. Röttsches ist überzeugt: "Die Autoren wollen eine Geschichte erzählen, die einen gesellschaftlichen und oft auch einen politischen Hintergrund hat." Und weil sie so genreübergreifend schreiben, fällt es schwer, sie "nur" in die Schublade der Krimiautoren zu stecken.

Ermittlerinnen in der Überzahl

  • Petra Reski liest aus "Die Gesichter der Toten". © Petra Reski, Fotograf : Paul Schirnhofer
Was alle Autoren miteinander verbindet: In jeder Geschichte hat ein Ermittler / eine Ermittlerin den Hut auf. Hatten vor einiger Zeit noch vorwiegend Herren das Sagen, so sind - zumindest im Herner Krimisommer - die Ermittlerinnen in der Überzahl. Da ist Petra Reskis Figur Serena Vitale, die einen Mafiosi jagt oder die von Christian Schünemann erfundene Belgrader Kriminologin Milena Lukin, die den Machenschaften serbischer Politiker nachspürt. Oder Oliver Bottinis Hauptkommissarin Louise Boni, die im Nazi-Milieu sondiert. Und nicht zuletzt die blinde Verhörspezialistin Jenny Aaron, die mehr hört und wahrnimmt, als ihre Kollegen.

Der mittlerweile 3. Krimisommer ist immer noch etwas Besonderes - und das nicht nur wegen der Qualität der Lesungen. Röttsches: "Nach wie vor wird bestaunt, dass sich viele Veranstalter im Sommer ausklinken, während wir in die Vollen gehen und ein durchgehendes Programm anbieten. Es ist zu dieser Jahreszeit aber auch eine besondere Atmosphäre - ganz anders als eine Winterlesung." Aber natürlich sind diese Angebote auch für Urlauber interessant, denn: "Was überwiegend in die Koffer gepackt wird, sind Krimis."

Der Auftakt: Dienstag, 5. Juli, 2016, 20 Uhr / Petra Reski: "Die Gesichter der Toten"

Für das Buch zum Start des Krimisommers gilt: Es ist mehr als eine Krimihandlung. Die erste Veranstaltung in der Reihe präsentiert ein Trio: Autorin Reski wird bei ihrer Lesung von einer Schauspielerin begleitet. Und beide talken mit Till Beckmann, der die Idee für diese Form der Lesung hatte. Der Schauspieler und Drehbuchautor des Ruhrgebietsfilms "Junges Licht" beschäftigte sich mit Petra Reski, weil sie aus dem Ruhrgebiet kommt. Mittlerweile lebt sie in Venedig und schreibt Reportagen über die Mafia. Auch in ihren Romanen geht es um die "ehrenwerte Gesellschaft". Wer ihren journalistischen Hintergrund kennt, kann nur zustimmen, wenn die "Zeit" schreibt: Sie "kann für jede Szene ihres Romans drei Belege aus der Wirklichkeit anführen". Serena Vitale heißt ihre Protagonistin, für Till Beckmann eine "unglaubliche Ermittlerin, eine herausragende, faszinierende Figur, die jedes Klischee elegant umschifft. Ich vermute, dass die Romane für Petra Reski ein Ventil sind, weil sie frei erzählen kann, ohne in die Zwickmühle zu geraten." Auf der Suche nach dem Mafiaboss Alessio Lombardo kommt Vitale auch nach Dortmund. Die Autorin beschreibt lebensnah eine Szene am Phoenix-See. Versteht sich von selbst, dass Beckmann der Autorin im Talk ein paar heiße Informationen über die Maria im Ruhrgebiet entlocken will.

Serviert wird an dem Abend im Übrigen "mafiafreier Wein" - kein Witz, es handelt sich um italienischen Wein, an deren Herstellung die Mafia keinen Anteil hatte.

AUSSERDEM

Mittwoch, 13. Juli 2016, 20 Uhr / Oliver Bottini: Im weißen Kreis - Ein Fall für Louise Boni. - Hauptkommissarin Boni ermittelt im rechtsradikalen Milieu. Eine Geschichte um den NSU-Komplott. Das Buch konnte sich mehrere Monate in der Zeit-Krimi-Bestenliste platzieren.

Mittwoch, 20. Juli 2016, 20 Uhr / Andreas Pflüger: Endgültig. - Der Tatortautor Andreas Pflüger legt seinen ersten Krimi in Buchform vor. Seine Ermittlerin heißt Jenny Aaron, die seit einem misslungenen Einsatz blind ist, aber als Verhörspezialistin erfolgreich ist, weil sie hört, was man ihr verbergen will.

Mittwoch, 27. Juli 2016, 20 Uhr / Christian Schünemann: Pfingstrosenrot - Ein Fall für Milena Lukin. - Die Belgrader Kriminologin Milena Lukin kommt skandalösen Machenschaften auf die Spur.

Mittwoch, 3. August 2016, 20 Uhr / Sven Stricker: Sörensen hat Angst. - Kriminalhauptkommissar Sörensen lässt sich von Hamburg nach Nordfriesland versetzen. Gleich nach seiner Ankunft wird der Bürgermeister tot im Pferdestall gefunden. - Der Autor Sven Stricker wurde 1970 geboren und wuchs in Mülheim an der Ruhr auf.

Eintritt: 17 Euro / weitere Infos: www.literaturhaus-herne-ruhr.de