Jürgen Schulze verkauft Honig-Produkte auf Weihnachtsmärkten

Imker aus Leidenschaft

25. November 2016 | Freizeit Gesellschaft

15 Völker

Begonnen hat alles an seinem 44. Geburtstag. „Ich habe von einem befreundeten Imker Bienen geschenkt bekommen", sagt der gebürtige Berliner. Mittlerweile hat Schulze 15 Völker, die im Sommer jeweils aus 40.000 bis 50.000 Insekten bestehen. Elf Völker leben in seinem Schrebergarten im Kleingärtnerverein „Im Stichkanal" in Horsthausen. Die vier anderen Völker sind auf einer Streuobstwiese zu Hause. „Gestochen werde ich regelmäßig. Das muss man aushalten", sagt der pensionierte Koch. Aber das hält ihn keinesfalls von der Arbeit ab. Im Sommer ist er jeden Tag bei seinen Schützlingen und schaut nach dem Rechten. „Wir waren einmal im Sommer zwei Wochen im Urlaub. Das mache ich nie wieder", sagt Schulze. Seine Bienen waren weg – geschwärmt, weil der Stock zu klein wurde. Erst ab Oktober ist für ihn Urlaubszeit, dann machen sich die Bienen für den Winter bereit. „Bienen sind so ein eigenständiges Volk. Das gefällt mir", erklärt er.

  • Der Garten von Jürgen Schulze blüht zu jeder Jahreszeit. © Frank Dieper, Stadt Herne

Im Sommer sind seine Bienchen fleißig. Nach dem Schlüpfen sind die Aufgaben klar verteilt. Zuerst wird die Wabe geputzt, dann hat die Biene Wächterdienst und danach darf sie zwei Wochen lang fliegen und sich über die Blüten in Schulzes Garten hermachen. „Danach sind sie so erschöpft, dass sie sterben", ergänzt er. Wenn er den Honig Ende des Sommers entnommen hat, gibt er den Bienen 20 Liter Zuckerwasser pro Volk, damit sie die kalte Jahreszeit gut überstehen. Im Winter kuscheln sich die 5000 bis 6000 Bienen eines Volkes in einer Wärme spendenden Traube zusammen, um im Frühjahr wieder mit der Arbeit zu beginnen. „Es ist so faszinierend zu sehen, wie sich die Bienen im Frühjahr wieder aufbauen. Das gefällt mir an meiner Arbeit als Imker am besten", sagt Schulze.

Mild im Frühjahr, kräftiger im Sommer

Zwei Mal im Jahr schleudert der Imker Honig. Einmal im Frühjahr und einmal im Sommer. „Der erste Honig ist hell und mild. Der Sommerhonig ist dunkler und kräftiger", erklärt der Imker, der gleichzeitig ein Händchen für Blumen haben muss. „Ich versuche es zu schaffen, dass für die Bienen immer etwas in meinem Garten blüht." So sieht seine grüne Oase auch aus: Apfelbäume,
Raps und bunte Blumen sind in seinem Garten keine Mangelware. Etwa 30 bis 40 Kilo Honig liefern seine Bienen pro Jahr. Diesen lagert er in Eimern. Aber in der Vorweihnachtszeit bietet Schulze das Naturprodukt zum Verkauf an – auf dem Herner Weihnachtsmarkt und dem Weihnachtsmarkt im Schlosshof Strünkede. „Ich habe immer die vielen Händler aus anderen Bundesländern gesehen und wollte selbst etwas Regionales anbieten", erklärt Schulze. Die schöne Atmosphäre auf den Märkten mag er besonders. „Ich komme mit den Leuten ins Gespräch und ich erkläre gerne etwas über die Imkerei. Das macht richtig Spaß", freut sich der Herner schon jetzt auf die Begegnungen. Dafür macht er extra Kerzen aus Bienenwachs und muss noch viele Gläser Honig abfüllen. „Wir haben viel Arbeit, aber die Bienen auch", lacht er.

„Man kommt nicht davon los"

Ende Dezember hat er oft keinen Honig mehr. Aber das macht ihm nichts. Er selbst isst nicht so viel Honig. Außerdem geht es im nächsten Jahr weiter. Denn: „Wenn man einmal mit dem Imkern angefangen hat, kommt man gar nicht mehr davon los."

 

Anja Gladisch