Gewerbegebiete

Innovative Strategien gefragt

31. Mai 2014 | Gesellschaft Wirtschaft

Wer wünscht sie sich nicht, die Balance zwischen ökologischem, ökonomischem und sozialem Nutzen für Gewerbeflächen? Häufig prallen hier die unterschiedlichen Interessen unversöhnlich aufeinander. Gefragt sind Strategien, die diversen Belange nicht nur zu berücksichtigen, sondern sie so zu verbinden, dass ein Mehrwert entsteht.

Das Ziel: Klima und Umwelt schützen

Mit der Idee „nachhaltige Gewerbegebiete“ stieß das NRW-Umweltministerium vor zehn Jahren ein Modellprojekt an, das landesweit Beachtung fand und inzwischen auch für andere Bundesländer beispielgebend ist. Aufgezeigt wurden sowohl Modelle für bestehende Gewerbegebiete, für Neuplanungen als auch für Umnutzungen von Gebäudebeständen. Das Ziel: Klima und Umwelt zu schützen.

Hohe Priorität in Herne

„Das Thema nachhaltige Gewerbegebiete beginnt in Herne bereits bei der Auswahl der Flächen“, erklärt Dr. Joachim Grollmann, Chef der Wirtschaftsförderung. „In Herne wie im ganzen Ruhrgebiet sind die Flächen knapp und die Ziele, landschaftlich sensible Gebiete zu schützen, die natürlichen Ressourcen zu schonen und den Flächenverbrauch zu minimieren haben daher gerade für Herne hohe Priorität. Flächenrecycling war von Anfang an gefragt.“ So liegen die heutigen Gewerbegebiete fast ausnahmslos dort, wo bereits vorher eine industrielle Nutzung stattfand. Hibernia beispielsweise. Allerdings – so sehr Flächenrecycling nottut, billig ist es nicht. Auf Hibernia beispielsweise hinterließen die Chemischen Werke der Hüls AG eine Fläche, die erst einmal für rund 45 Millionen Euro revitalisiert werden musste, bevor arbeiten und leben im Grünen möglich war. Das sind je Quadratmeter der Gesamtfläche knapp 200 Euro!

Hocheffizientes Nahwärmnetz geplant

Wie können bei der Entwicklung von Herner Gewerbegebieten zukünftig Ökonomie, Ökologie und soziale Faktoren zusammenwirken? „Bei den zurzeit in der Entwicklung befindlichen Gewerbegebieten wie Schloss Grimberg oder Schloss Strünkede arbeiten wir beispielsweise eng mit den Stadtwerken Herne zusammen. Hierdurch können wir ansiedlungswilligen Unternehmen ein maßgeschneidertes Energiekonzept anbieten“, so Dr. Grollmann. Für den Dienstleistungspark Schloss Strünkede beispielsweise ist ein zentrales hocheffizientes Nahwärmenetz geplant. „Für die Wärme- und Kälteversorgung stellt dies ein klimafreundliches Versorgungssystem dar. Es wird wahlweise durch Blockheizkraftwerke und Brennwert-Reservekessel gespeist“, weiß Stephan Becker von Stadtwerke Herne AG. „Darüber hinaus gibt es alternative Erzeugungskonzepte, beispielsweise geothermische Wärmepotenziale oder Abwasserwärme.“ Für die Unternehmen stellen solche, die Investionskosten reduzierenden Angebote in der Regel ein attraktives Angebot dar. Stephan Becker: „Durch eine zentrale Energieversorgung beispielsweise ist für die einzelnen Unternehmen der Investitionsbedarf für die Gebäudetechnik geringer und sie sparen gleichzeitig Fläche, die dann für die eigentliche Nutzung zur Verfügung steht.“ Auf diese Weise können die Energieverbräuche und CO2-Emissionen reduziert und die Ressourceneffizienz gesteigert werden. Dazu gehört neben der energetischen Versorgung auch der umweltgerechte Umgang mit Abwasser und Abfall.

Die drei Säulen: Ökonomie, Ökologie, Soziales

Zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit gehören jedoch nicht nur Ökonomie und Ökologie, sondern auch die soziale Dimension, gut zu sehen beim Thema Mobilität. Die direkte Anbindung des Logistikparks Schloss Grimberg etwa ist nicht nur für die dortigen Unternehmen von Vorteil, sondern reduziert auch die Verkehrsbelastung für Anwohner. Durch die von den Stadtwerken geplanten Stromtankstellen auf dem Gelände wird nicht nur die CO2-Belastung reduziert, sondern auch der Lärm.

„Auf lange Sicht führt an einer nachhaltigen Entwicklung von Gewerbegebieten kein Weg vorbei, und wir denken, dass unser derzeitiges Angebot auf Interesse stößt“, ist sich Dr. Grollmann sicher. Die Vorteile jedenfalls liegen klar auf der Hand: nachhaltig entwickelte Gewerbegebiete sind gut für Unternehmen, die sich ansiedeln ebenso wie für die Menschen, die vor Ort leben und arbeiten. Und nicht zuletzt verbessern sich die Chancen für die Kommunen selbst: Sie gewinnen durch verbesserte Aufenthaltsqualität an Attraktivität und Image.

Text: Dr. Evelyn Stober, WFG Herne