„Endlich fühlte ich mich als produktiver Teil der Gesellschaft.“
Journalist Ahmad Shihabi fühlt sich nach sieben Jahren „angekommen“
Integration kann klappen – mit Stolperfallen in den hohen Hürden der Bürokratie, mit Störgeräuschen im täglichen Alltag. Ahmad Shihabi hat es geschafft. Er fühlt sich integriert in die deutsche Gesellschaft. „Das war auch von Anfang an mein Ziel“, sagt der 35-Jährige.
Dieser Anfang war 2015. Da musste der Palästinenser sein Heimatland Syrien verlassen. Über die Türkei und die Balkanroute kam er nach Deutschland. Erst nach Thüringen, dann nach Hagen. Seine heutige Frau folgte ihm, 2017 wurde Sohn Hans geboren. Richtig Fuß fassen, richtig ankommen, das Gefühl spürte Ahmad Shihabi aber erst Anfang 2019, als der gelernte Online-Redakteur eine Stelle im JournalistenBüro Herne (JBH) antrat. „Das war für mich die Basis meiner Integration. Arbeiten, Steuern zahlen, keine finanziellen Leistungen anderer in Anspruch nehmen. Endlich fühlte ich mich als produktiver Teil der Gesellschaft.“ Denn für Shihabi gibt es drei Bausteine, auf denen eine gelungene Integration fußt: die Kultur und Werte der neuen Gesellschaft kennenlernen, mit Bürger*innen in Kontakt kommen, Rechte und Pflicht wahrnehmen.
Die Sprache lernen
Ende 2019 zog die Familie nach Herne, der zweite Sohn Maxim kam 2020 hier auf die Welt. Und die ganze Familie integriert sich weiter. „Grundvoraussetzung dafür ist es, die Sprache zu lernen“, weiß Shihabi. Und zwar nicht nur in Kursen – „die dauern oft viel zu lange“ –, sondern auf der Straße, in der Kindertagesstätte, beim Einkauf, beim Arzt und in Gesprächen mit den Nachbar*innen. Das war und ist nicht immer einfach, denn „Deutschland hat eine Willkommenskultur, aber zeigt auch Distanz und geht auf Abstand. Das macht es schwierig, Freundschaften zu schließen oder Kontakte zu knüpfen“.
Für den Journalisten, der zum 1. November 2022 das JBH verließ und eine Stelle bei der Funke Mediengruppe in Essen antrat, ist Integration keine Einbahnstraße. „Beide Seiten müssen sie wollen. Es müssen Brücken gebaut werden, um Missverständnisse auszuräumen.“ Heute, sieben Jahre nach seiner Flucht, fühlt sich Ahmad Shihabi wohl in Herne, in Deutschland. Ist alles gut gelaufen? „Fast“, sagt er, „meine Frau studiert, ich kann arbeiten, die Kinder sind in der Kita und wir lernen die Sprache immer besser. Nur einige bürokratische Dinge dauern hier einfach zu lange …“ Denn die ganze Familie will die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen – die Anträge liegen beim Amt.
„Es müssen Brücken gebaut werden, um Missverständnisse auszuräumen.“