„Jeder Tag ist anders“

5. Juli 2022 | Ausgabe 2022/2

Herne ist ein Musterbeispiel für gelungene Schulsozialarbeit

Die seit 2015 entwickelten Strukturen und Konzepte der Schulsozialarbeit in Herne haben Modellcharakter in NRW. Sie werden von Landesministerien, der Bezirksregierung Arnsberg und dem Landesjugendamt als erfolgreiches Pilotprojekt geschätzt. Der Personalschlüssel von 1 zu 385 ist ein Spitzenwert in NRW. Fachlich gefordert wird allerdings ein Verhältnis von 1 zu 150 Schülerinnen und Schüler.

Multiprofessionelles Team
Ines Hanisch und Johanna Hünting sind zwei von 59 Fachkräften für Schulsozialarbeit in Herne. Hanisch arbeitet in der städtischen Förderschule am Schwalbenweg, Hünting in der städtischen Grundschule Josefschule. „In unserem multiprofessionellen Team, in dem zum Beispiel die Lehrkräfte, Sonderpädagoginnen, OGS-Kräfte, sozialpädagogische Fachkräfte und viele mehr sind, setzen wir uns für bestmögliche Lebens- und Bildungsbedingungen für unsere Kinder ein“, beschreibt Hünting ihren Aufgabenbereich.

Der Personalschlüssel von 1 zu 385 ist ein Spitzenwert in NRW.

Ines Hanisch im Gespräch mit einer Schülerin…

…auf dem Schulhof der Förderschule am Schwalbenweg.

Blick auf das Pult im Klassenraum

Portraittafel der Mitarbeitenden an der Schule am Schwalbenweg

Schulhofszene

„Manchmal steht eine Jugendliche in meinem Büro und hat dringenden Gesprächsbedarf“, erzählt Ines Hanisch.

Fünf Kernaufgaben
Das Gesamtkonzept der Schulsozialarbeit in Herne benennt fünf Kernaufgaben, die von allen Fachkräften an Herner Schulen umgesetzt werden: Unterstützung der persönlichen und sozialen Entwicklung, Beratung und Begleitung, Mitwirkung bei Übergängen, Zusammenarbeit mit Personensorgeberechtigten und inner- und außerschulische Vernetzung und Zusammenarbeit.

„Einen typischen Tagesablauf kann ich gar nicht beschreiben“, sagt Ines Hanisch: „Es gibt ganz selten Tage, an denen ich einen geplanten Ablauf habe, weil fast immer etwas dazwischenkommt. Zum Beispiel dringende Gespräche mit Lehrkräften oder Eltern. Manchmal steht eine Jugendliche in meinem Büro und hat dringenden Gesprächsbedarf.“ Das mache eine Planung fast immer unmöglich, so die Diplompädagogin.

Zusammenarbeit mit Eltern
„Es ist natürlich das große Ziel von uns als Schule, gut und eng mit allen Eltern unserer Schülerinnen und Schüler im Kontakt zu sein und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir machen uns dazu viele Gedanken und investieren auch viel. Natürlich erreichen wir nicht alle Eltern, aber wir freuen uns über jeden Kontakt und jede Zusammenarbeit“, erklärt Johanna Hünting. „Bei mir liegt der Schwerpunkt auf der Elternarbeit. Ich unterstütze die Eltern beim Stellen von Anträgen, zum Beispiel beim Programm ‚Bildung und Teilhabe‘, bei der Beantragung für Schwerbehindertenausweise und so weiter“, sagt Hanisch im inherne-Interview. „Das ist sicherlich eine Besonderheit bei der Arbeit an einer Förderschule im Vergleich zu anderen Schulformen. Durch unsere kleineren Klassen und personelle Ausstattung kann ich der Elternarbeit mehr Zeit widmen, wobei ich natürlich auch viel mit den Schülerinnen und Schülern spreche, sie berate und Angebote mit ihnen durchführe.“

Johanna Hünting betreut eine Schülerin im Klassenraum.

Von Schüler*innen gebastelte Geschenke…

… motivieren Johanna Hünting…

…für den Arbeitsalltag.

Gespräche zu Hause
Hausbesuche machen beide Schulsozialarbeiterinnen. Angesprochen auf die Anzahl und die Erfolgsaussichten dabei, antwortet Johanna Hünting: „Ich mache nicht so viele Hausbesuche, da meine zeitlichen Ressourcen gar nicht so viel hergeben. Wertvoll sind die Kontakte auf dem Schulhof, im Elterncafé oder wenn die Eltern kurz in der Schule vorbeischauen. Dann lassen sich viele Absprachen treffen, oder man hört einfach mal nach, wie die aktuelle Situation zuhause so ist.“

Ines Hanisch erläutert: „Ein Hausbesuch hat keine Erfolgsgarantie. Natürlich steht man auch mal vor verschlossenen Türen oder die Eltern sind sehr kurz angebunden, aber häufig werden wir auch sehr herzlich aufgenommen und die Familien freuen sich über unseren Besuch und das Interesse an dem Austausch.“

„Wertvoll sind die Kontakte auf dem Schulhof, im Elterncafé oder wenn die Eltern kurz in der Schule vorbeischauen“, so Johanna Hünting.

Text: Patrick Mammen     Fotos: Thomas Schmidt