Annäherung an die Seelenverwandtschaft
Es geht um das Terrain des Sehens hinter dem Sehen, um die andere Seite der Münze, um das Unbewusste, kurz um den Traum. So unterschiedlich ihre Werke auch sein mögen, sie nähern sich dem gleichen Thema: Christa von Seckendorff und Karl Krüll sind in Düsseldorf geboren und leben heute auch in der Landeshauptstadt - eine weitere Gemeinsamkeit. Allerdings sind sie altersmäßig eine Generation voneinander entfernt: Krüll ist Jahrgang 1936, von Seckendorff wurde 1970 geboren. Zueinander gekommen sind sie, als Krüll 2008 eine Ausstellung von ihr in der Galerie plan.d. besuchte. Ihre Arbeiten seien "den Künstler auf Äußerste fordernde künstlerische Äußerungen, Drucke von einer radikalen, weiterführenden Konsequenz". Bei ihrer Ausstellung gehe es um eine "Annäherung an die Seelenverwandtschaft".
Abstrakte Schwarz-Weiß-Figuren
Der Schwerpunkt der Ausstellungs-Werke von Seckendorffs liegt in großformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die sich aus mehreren Elementen zusammen setzen: von ihr selbst modellierte Figuren aus Ton, Haaren oder anderen Materialien, auf die sie Lichtstrukturen projiziert, die sie fotografiert und am Rechner nachbearbeitet. Die daraus entstehenden Bildmontagen wirken wie wirkliche Wesen, entfachen aber auch Assoziationen aus Traum und Wirklichkeit. "Das Körperanmutende ist die Grundlage", sagt sie, "aber mich interessiert der Zwischenbereich, das Hin- und Hergerissenwerden, die Frage: Was ist es eigentlich?"
Zeichnen in Trance
Krüll hingegen sagt: "Zeichnung beginnt bei mir meist mit einer Handzeichnung, einige aus der Trance heraus". Daraus entwickelt sich ein kreativer Prozess, der, wie er sagt, auf der Traumverarbeitung fußt, wie sie von den Nomaden der JaHut in Westmalaysia betrieben wird. Die Handzeichnung ist die Basis für eine weitere Bearbeitung mit Photoshop. Aus kleinformatigen Zeichnungen lässt er großformatige digitale Grafiken plottern. "Durch die Vergrößerung versuche ich, in die Innereien der Zeichnung herein zu kommen."