Kleidung als politisches Statement
Halil Adigüzel betreibt seit 2009 einen Fashion-Blog - in der Szene gilt das schon als halbe Ewigkeit. inherne traf den jungen Blogger und sprach mit ihm über seinen Kleiderschrank und warum Textilien eine politische Aussage haben können.
Halil erscheint natürlich modisch angezogen zum Gespräch. Der junge Herner trägt Mantel, Hemd, Anzughose, aber auffällige silberne Sneaker. Als "ganz klassisch mit leichten, sportlichen Details", bezeichnet er seinen Stil. Urban soll es sein. Damit setzt er sich durch sein Outfit von der Masse ab: "Ich finde nicht, dass es übertrieben ist, was ich anziehe. Das ist mein Alltagslook!" erkärt er. "Ich mag eigentlich alles. Es kommt natürlich auf die Situation an, aber ich möchte immer gerne ein bisschen ausbrechen."
Los ging's auf MySpace und StudiVZ
Kommunikation durch Textilien
An den Ergebnissen von damals möchte er heute wieder anknüpfen: "Meine Bachelor-Kollektion ist nichts für die Masse. Das sind zu auffällige Farben und Muster." Daher macht er sich bald an die Neuauflage und will die Kollektion straßentauglicher gestalten: "Weil Rassismus ein ganz wichtiges Thema für mich ist und alle Leute das tragen können sollten." Und weiter: "Ich will nicht sagen, dass hier in Herne Diskriminierung stattfindet. Aber es passiert vieles, das nicht sein sollte."
Halil wird von Labels gesponsert
"Die Leute denken, ich bin die ganze Zeit am Einkaufen. Aber das könnte ich mir so mittlerweile gar nicht leisten!", sagt Halil und verrät mir, dass er viele Sachen aus seinem großen Fundus zu neuen Outfits kombiniert. Aber alles, was er trägt, hängt auch tatsächlich bei ihm zuhause auf dem Bügel: "Ich mag es nicht, Sachen zu posten, die man eigentlich gar nicht im Kleiderschrank hat." Hin und wieder kriegt er aber auch Post von Marken und Labels, die ihm etwas aus ihrer neuen Kollektion schicken, um auf seinem Blog präsentiert zu werden. Das nennt man Produktplatzierung. Die Klamotten darf Halil im Anschluss auch behalten. "Aber ich nehme mir die Zeit, mich erstmal mit dem Produkt zu beschäftigen und zeige auch nicht immer alles, was geschickt wird." Denn "mittlerweile machen viele Leute das einfach nur, um gesehen zu werden und posten nur, um entdeckt und gesponsert zu werden." Halil belohnt die Leser seines Blogs zwischendurch sogar für ihre Aufmerksamkeit und Treue, indem er Gewinnspiele veranstaltet und gesponserte Produkte verlost. Auf Instagram hat er mittlerweile über als 8.200 Follower.
Eine Kollektion im Design-Team mitentwickeln
Vor Kurzem hat Halil seine Masterarbeit in Szenographie angemeldet. Auch dabei geht es ihm um Diskriminierung und Hass im 21. Jahrhundert - und auch Textilien werden wieder eine große Rolle dabei spielen. "Ich sag immer Textilien, weil da noch viel mehr ist: Taschen, Turnbeutel, Jacken und Hosen." Wer mehr z.B. über Halils Bachelor-Arbeit, erfahren will, schaut einfach auf seinem Blog vorbei: www.iamhia.com
Text: Sascha Rutzen / Fotos: privat