Cranger Tradition

Kribbeln im Bauch beim Pferdemarkt 2016

4. August 2016 | Freizeit Gesellschaft

Schnelle Fahrten, scharfe Kurven und Kribbeln im Bauch – schon einen Tag vor Eröffnung der Cranger Kirmes: Mit einer rasanten Kutschfahrt hat Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda am Donnerstag, dem 4. August, den Pferdemarkt eröffnet. Zwei braune Warmblüter zogen die Kutsche über den Reitplatz von Gut Steinhausen, gelenkt von der westfälischen Fahrerin des Jahres 2015.

Auch das Kirmes-Maskottchen Grubenpferd Fritz erschien und ließ sich von seinen vierbeinigen Kollegen in der Kutsche ziehen. Nach alter Tradition beginnt die Cranger Kirmes, die aus einem Pferdemarkt im Mittelalter entstanden ist, mit einer Vorführung der Reiter.

  • Impressionen vom diesjährigen Pferdemarkt ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

„Die Stimmung steigt, es kribbelt“, beschrieb Dr. Frank Dudda das Gefühl, als er zum ersten Mal den Pferdemarkt besuchte. „Jede dieser Aktivitäten vor der Eröffnung der Kirmes macht einem bewusst, welche Dimensionen dieses Ereignis hat.“ In seiner Begrüßung erinnerte der Oberbürgermeister an den Ursprung des heutigen Großereignisses: Begonnen hatte es im fünfzehnten Jahrhundert mit dem Ritter Derrik von Eickel, der das Haus Crange als Lehen erhielt. Dorthin lud er Pferdehändler ein, die Emscherblüter, also Pferde aus dem Emscherbruch, verkauften. „Im Laufe der Zeit haben sich Gaukler dazu gesellt und schließlich die Schausteller“,  fasste Dr. Dudda zusammen.

Ritter, Zirkus und Schneewittchen in Herne

Um diese Tradition weiter zu führen, traten rund 60 Reiter aus Herner Vereinen auf. Die jüngste, als Zwerg verkleidet, im Alter von 5 Jahren, die ältesten über fünfzig. Oberbürgermeister Dr. Dudda freute sich besonders über die vielen Kinder, die auf dem Fest bunt verkleidet ihr Können zeigten. Zum Beispiel die siebenjährige Emma, die in einem Kleid mit langer Schleppe mit ihrem Pony Strolch die Schöne und das Biest aufführte. Oder sieben kleine Kinder auf sieben kleinen Ponys, die das Märchen von Schneewittchen kurzerhand nach Herne verlegten. Auch die erwachsenen Pferdefans hatten sich eine Menge ausgedacht: Eine Wettfahrt mit den Kutschen, dass der Matsch spritzte. Oder einen Parcours, den Kutsche, Reiter und Hund als Staffellauf absolvierten.

Trotz tiefem Matsch kamen zwischen zweitausend und dreitausend Besucher nach Gut Steinhausen, das in diesem Jahr sein fünfzigjähriges Bestehen feiert. Weil der Reitplatz vom tagelangen Regen aufgeweicht war, konnten die Voltigierer vom Reitverein St. Hubertus nicht auftreten. Dafür kamen acht Ritter mit Lanzen aus Schaumstoff, die eine Quadrille absolvierten. Auch das war eine Anspielung auf die lange Herner Tradition, die nun im siebten Jahr auf Gut Steinhausen stattfindet. „Im Mittelalter war das Pferd erstmals nicht nur Transportmittel, sondern auch Sportgerät für die höheren Klassen“, erklärte Moderator Daniel Gayko.

  • Impressionen vom diesjährigen Pferdemarkt ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Ehemaliger Olympia-Reiter tritt an

Die Geschichte des Pferdemarktes stellten die Herner Reiter zu Pferd nach. Und um den Brauch von Gaukelei und Zirkus weiter zu führen, zeigte das Duo Black & White mit seinen Pferden Zirkuslektionen am Langzügel. Aber auch sehr aktuelle Vorführungen standen auf dem Programm: eine Dressur-Kür zur Filmmusik von Avatar und Game of Thrones, genau so wie eine Dressurkür des Reitvereins Herne Börnig.

Als ein Höhepunkt der Show traten Turnierreiter mit ihren Pferden zu einem Rekord-Hochspringen an. Mit dabei war der ehemalige Olympia-Teilnehmer Helmut Gille, der 1972 in München für die DDR angetreten war und damals fünfter im Springen wurde. Natürlich durfte auch ein Pferdekaufmann nicht fehlen: Gerd Meyer aus Damme bei Vechta bot acht Pferde zum Verkauf an. Er ist betreibt den Pferdehandel nun schon in der dritten Generation und führt damit eine weitere Tradition fort.

 

Der historische Pferdemarkt von 1925 ©Bildarchiv der Stadt herne Der historische Pferdemarkt von 1925 ©Bildarchiv der Stadt herne