35 Kilometer langes „Herzstück des Emscher-Umbaus“ in Betrieb genommen. NRW-Ministerpräsident Laschet drückt roten Knopf

Läuft – im Abwasserkanal Emscher!

24. September 2018 | Gesellschaft

„Der Emscher-Umbau ist eine Erfolgsstory made in Nordrhein-Westfalen. Auf dieses Generationenprojekt kann unser Land stolz sein – ich bin es!“, sagt Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. „Die Renaturierung der Emscher ist eines der symbolträchtigsten Projekte des Strukturwandels im Ruhrgebiet und trägt deutlich zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen in dieser Region bei.“

Auch Hernes OB Dr. Frank Dudda weiß um die positive Wirkung des Milliardenprojekts. "Die Inbetriebnahme des Abwasserkanals Emscher wird eine ganze Region nachhaltig verändern. Die Emscher wird wieder sauber. Das bietet viele Chancen für neue Entwicklungen am Wasser. Herne ist dabei", erklärte er bei der Festveranstaltung.

Umweltministerin Ursula Heinen-Esser sagt: „Der Emscher-Umbau verdeutlicht, wie durch eine neu geordnete Abwasserbeseitigung die Aufwertung der Gewässer und damit der Region gelingen kann. Dadurch wird sichtbar, wie hoch der Stellenwert einer lebenswerten Umwelt für den Menschen ist."

  • © Christoph Hüsken, Stadt Herne

„Ein großer Tag für die Emschergenossenschaft, aber vor allem für die ganze Region“, sagt Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, „Unser Emscher-Umbau demonstriert eindrucksvoll, wie wichtig Investitionen in öffentliche Infrastruktur für den ökonomischen Erfolg unseres Landes sind. Sie sorgen für mehr Lebensqualität, Wachstum und Wohlstand im Ruhrgebiet. Dafür stehen wir als öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaft.“

„Die Revitalisierung der Emscher und ihrer Nebenläufe schafft einen nachhaltigen Mehrwert für Mensch und Natur. Der Emscher-Umbau ist dabei gleichzeitig Motor der heimischen Wirtschaft und der städtebaulichen Entwicklung. Das neue Emschertal ist nicht länger ein Meideraum, sondern ein Freizeitareal. Zahlreiche neue Radwege, die im Rahmen des Emscher-Umbaus entstanden sind, laden heute bereits zum Wiederentdecken der neu geschaffenen Natur ein“, sagt Ullrich Sierau, Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.

Der Abwasserkanal Emscher (AKE) ist das zentrale Bauwerk des Emscher-Umbaus. Ohne ihn ist die Abwasserfreiheit im Emscher-System undenkbar. Der AKE ist insgesamt 51 km lang und reicht von Dortmund bis Dinslaken. Schrittweise in Betrieb genommen wurde nun der 35 km lange Abschnitt bis Bottrop, da weiter unterhalb noch am Pumpwerk Oberhausen sowie am hochliegenden Kanal bis Dinslaken gebaut wird.

In dem Bereich zwischen Dortmund und Bottrop wurden 10.661 Kanalrohre mit Innendurchmessern von 1,60 bis 2,80 Meter und einem Gesamtgewicht von 213.747 Tonnen verbaut. In diesem Bauabschnitt hat die Emschergenossenschaft mehr als eine halbe Milliarde Euro in den Abwasserkanal Emscher und die beiden Pumpwerke investiert.

Das Generationenprojekt Emscher-Umbau ist weltweit einzigartig – und das sind auch seine Bauwerke. Es gibt für solch ein Kanalsystem und solche Pumpwerke keine Blaupause, keine Erfahrungswerte. Daher nimmt die Emschergenossenschaft die Bauwerke schrittweise in Betrieb: Somit wird auch der Emscher-Fluss schrittweise sauberer – dies kann sich jedoch über mehrere Monate hinziehen. Es sollte also niemand erwarten, dass die „Köttelbecke“ in den kommenden Tagen auf Knopfdruck und quasi über Nacht „verschwindet“!

Das bedeutet: Der AKE startet mit einigen Einleitungen im Bereich des östlichen Einzugsgebietes. In den kommenden Wochen und Monaten wird die Emschergenossenschaft dann sukzessive immer weitere Einleitungen anschließen. Zum Beispiel wird in diesem Jahr noch der Hellbach-Kanal in Recklinghausen an den AKE angeschlossen, er bringt dann auch eine ganze Menge Abwasser mit sich.

Neben dem AKE hat die Emschergenossenschaft am Montag auch die beiden in rund 40 Metern Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb. Wieso überhaupt Pumpwerke? Ganz einfach: Ohne Pumpwerke würde der AKE bei einem Gefälle von 1,5 Promille Dinslaken in einer Tiefe von rund 80 Metern erreichen. Die Pumpwerke sind daher unumgänglich. Entstanden sind sie in gigantischen Baugruben – knapp 50 Meter tief mit einem Durchmesser von ebenfalls fast 50 Metern.

Das Pumpwerk Gelsenkirchen ist dabei als erstes in Betrieb gegangen. Es hat später, wenn das Gesamtsystem fertig ist, die Funktion, die Abwasserströme auf die Kläranlagen Bottrop und Dinslaken-Emschermündung zu verteilen. 11 Pumpen befördern in Gelsenkirchen rund 12.800 Liter pro Sekunde knapp 26 Meter hoch.

Das Pumpwerk Bottrop ist nahezu identisch mit der Anlage in Gelsenkirchen. Die Funktion in Bottrop ist jedoch die, das Abwasser in die benachbarte Kläranlage der Emschergenossenschaft zu heben. Dafür gibt es in diesem Pumpwerk 10 Maschinen, die 8.100 Liter pro Sekunde zirka 32 Meter hochpumpen.

Der Abwasserkanal Emscher endet natürlich nicht in Bottrop. Komplett unterirdisch verlegt ist er bereits bis Oberhausen. Den großen finalen Durchstich haben die Flussmanager von der Emscher hier im Juni 2017 gefeiert. In Betrieb gehen wird das Gesamtsystem, wenn auch die letzten Bausteine fertig sind: Das Pumpwerk Oberhausen etwa, das letzte der drei Pumpwerke, will die Emschergenossenschaft 2020/2021 fertig stellen. Damit das Abwasser aus dem Pumpwerk Oberhausen auch in die drei Kilometer entfernte Kläranlage Dinslaken-Emschermündung ankommt, baut der Wasserverband hier noch am letzten Abschnitt des AKE. Auch hier wird man 2020/2021 fertig sein.