„Lebenslänglich verrückt“
„Das ist eine richtig runde Ausstellung“, freut sich Museumsdirektor Oliver Doetzer-Berweger direkt zu Beginn des Pressegesprächs über die Ausstellung „Fred Endrikat – Lebenslänglich verrückt“. Schon vor Jahren habe er mit der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel darüber gesprochen, eine Ausstellung über Fred Endrikat (1890-1942) zu realisieren. Mittlerweile hat die Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel weitere Nachlässe erworben, sodass eine Ausstellung in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum nun möglich ist.
Denn Kurator Dr. Joachim Wittkowski hat die Ausstellung gemeinsam mit 17 Germanistik-Studierenden auf die Beine gestellt – inklusive einem Ausstellungskatalog, der für fünf Euro im Heimatmuseum verkauft wird. „Es ging vor allem darum, aus einem über 3000 Stück umfassenden Nachlass, Repräsentative auszuwählen“, so der Lehrbeauftragte. Dabei ist Fred Endrikat, der in Wanne-Eickel als Sohn eines Bergmanns aufgewachsen ist, nicht nur als erster Kabarett-Autor des Ruhrgebiets spannend, sondern auch durch seine ambivalente Haltung zum Nationalsozialismus. Denn 1933 habe er sich noch über Hitler lustig gemacht, 1940 hat er Propaganda-Lyrik verfasst.
Ein Exponat liegt Wittkowski besonders am Herzen: Eine Zeitschrift, die Endrikat im Alter von etwa 14 Jahren handschriftlich verfasst hat. Zu sehen sind unterschiedliche Texte, die größtenteils für die Bühne verfasst wurden, Zeitungsartikel, Fotos und Co. Besonderer Hingucker ist das idyllische stille Örtchen in der Mitte des Raumes, in dem Besucher Gedichte über Toiletten lesen können. Beim Ausstellungsdesign hat Historiker Ralf Piorr tatkräftig geholfen, um die Texte des Autors ansprechend zu präsentieren.
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 27. Juni 2019, um 19 Uhr im Heimatmuseum Unser Fritz, Unser-Fritz-Straße 108, eröffnet. Sie wird bis zum 6. Oktober 2019 zu sehen sein.
Anja Gladisch