Fachtagung Bildung für nachhaltige Entwicklung

Lernen für die Zukunft

20. April 2018 | Gesellschaft

  • Die Nachhaltigkeits-Experten Klaus Kurtz und Dr. Manfred Beck mit Dezernentin Gudrun Thierhoff. ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Vielfältiges, lebensnahes Thema

Eingeladen hatte das Bildungsbüro der Stadt Herne. „Wir wollen einen klaren Arbeitsauftrag von den Teilnehmern bekommen: Was für Unterstützung brauchen die Akteure, um Herne nachhaltig zu machen?“, erklärt Jan Schröder. Außerdem sollen Bildungseinrichtungen mit Anbietern von Lernangeboten für Nachhaltigkeit in Kontakt kommen. „Es gibt viele Angebote, aber bisher sind sie nicht vernetzt und strukturiert. Es ist sinnvoll, unter diesem Aspekt alle Akteure zu versammeln, das schafft ein anderes Bewusstsein für die Möglichkeiten hier“, weiß Dezernentin Gudrun Thierhoff. Viele Bildungseinrichtungen beschäftigen sich bereits mit Nachhaltigkeit, nun sollen sie weitere Ansprechpartner kennenlernen und sehen, wie vielfältig das Thema ist.

Klaus Kurtz, der in Düsseldorf bereits seit rund zwanzig Jahren Nachhaltigkeit und Bildung zusammenbringt, weiß: „In der Bildungskette baut das Thema Nachhaltigkeit noch nicht aufeinander auf. Manchmal werden Schüler mit dem Thema erschlagen, wenn Fairer Handel zum dritten oder vierten Mal thematisiert wird.“ Stattdessen sollen die Informationen eine Struktur bekommen und damit interessant bleiben.

Stadt hat Strategie für Nachhaltigkeit

Auch Dr. Manfred Beck von der nationalen Plattform BNE möchte in Herne die losen Enden zusammenführen. Außerdem, regt er an, kann auch die Stadt als Schulträger etwas beitragen: zum Beispiel, indem Aufträge so ausgeschrieben werden, dass auch Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Als Fair Trade Town hat Herne damit schon begonnen.

Schon zu Beginn ist ein Erfolg der Fachtagung zu erkennen. „Die Anbieter sind alle höchst interessiert, Partner zu finden, mit denen sie sich vernetzen können“, beobachtet Thierhoff. „Das passt in die Gesamtstrategie der Stadt Herne, mit klimafreundlicher Mobilität und grüner Infrastruktur.“

Nicht nur deswegen ist der Umweltschutz ein wichtiges Bildungsthema. „Es geht darum, wie wir in Zukunft leben wollen. An diesem Punkt kommt die Bildung mit hinein, weil die Leute die Kompetenz erwerben müssen, um nachhaltig zu leben. Man kann schon mit Kita-Kindern diskutieren, was sie wollen und was sie nicht wollen. Da bekommt man sehr interessante Antworten“, sagt Kurtz.

Thema mit Leben füllen

Wie wichtig es ist, das Thema mit Leben zu füllen, weiß auch Cordelia Neige, kommissarische Stellvertretende Leiterin der Gleichstellungsstelle: „Es ist wichtig, Nachhaltigkeit anschaulich zu machen. Viele Menschen können sich wenig darunter vorstellen.“

Anschaulich machen es die zehn Stationen, die in den Flottmann-Hallen an diesem Tag aufgebaut sind. Die Werkstatt Eine Welt hat den wohl leckersten Stand aufgebaut, wo die Teilnehmer verschiedene Schokoladensorten am Geschmack erkennen können. Außerdem gibt es dazu Informationen über den Kakaoanbau. Um darauf aufmerksam zu machen, wie viele Lebensmittel verschwendet werden, hat die Werkstatt Eine Welt außerdem übrig gebliebenes Obst vom Herner Wochenmarkt eingesammelt und Marmelade daraus gemacht.

Neugier auf Nachhaltigkeit

Das Emschertal-Museum fordert auf, andere Blickwinkel einzunehmen und hat bunte Brillen mitgebracht – die zu einem Kulturprojekt gehören. Gemeinsam mit anderen Museen, zum Beispiel dem Folkwang Museum Essen oder dem Dortmunder Museum am Ostwall, sollen Schüler den Blick über die Stadtgrenze wagen – und am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hin fahren. Außerdem sollen sie Wertschätzung für erhaltenswerte Orte entwickeln.

Ein Stück weiter zeigen entsorgung herne und Project Blue Sea, in welchen Kosmetika fein gemahlenes Plastik steckt und wie man es vermeiden kann. Die Ressourcenschule Pantrings Hof stellt ihre Arbeit vor und zeigt, wie schon Grundschulkinder Nachhaltigkeit als spannendes Thema kennenlernen können. Denn bei allen Angeboten geht es nicht um Verzicht, sondern um Veränderung. „Wir wollen niemanden umerziehen, sondern Nachhaltigkeit attraktiv und modern gestalten“, versichert Kurtz.

Nina-Maria Haupt