Shoah

Herner Zeitzeugin der Shoah gestorben

5. September 2014 | Gesellschaft

Mit ihr starb eine der letzten Herner Zeitzeuginnen für die Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis. Channa Birnfeld war 1944 von den Nazis aus Ungarn nach Auschwitz deportiert worden. Sie überlebte die Shoah und kam 1946 nach Herne. Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Max Cohn betrieb sie eine kleine Schneiderei in der Bahnhofstraße. 1959 verließ sie das Ruhrgebiet und ging nach Hamburg. Viele Jahrzehnte sprach sie nicht über ihre Erfahrungen im Konzentrationslager.

Erst Mitte der 1990er Jahre brach Channa Birnfeld ihr Schweigen. Im Jahr 2000 kam sie wieder in engeren Kontakt mit ihrer einstigen Heimatstadt. Mehrmals war sie Gast der Stadt Herne und berichtete auf Gedenkveranstaltungen und vor Schulklassen eindrucksvoll über ihre Erfahrungen. Im Jahr 2009 war sie als Jury-Mitglied an der Gestaltung des Shoah-Mahnmals auf dem Willy-Pohlmann-Platz beteiligt. Bis kurz vor ihren Tod verfolgte sie die hiesige Debatte um die Anschläge auf das Mahnmal und war gewillt, sich zu positionieren. Aus diesem Grund hatte sie trotz ihres hohen Alters vor, am 27. Januar 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, an der Gedenkveranstaltung in Herne teilzunehmen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

In einem Gespräch mit dem Historiker Ralf Piorr bekannte sie unlängst: „Jetzt ist es bald 70 Jahre her, das Auschwitz befreit wurde. Manchmal schaue ich zurück und denke: ‚Nein, das hast du nicht erlebt. Das ist gar nicht wahr.‘ Manchmal aber kommt mir das Lager wie gestern vor.“

Oberbürgermeister Schiereck kondoliert

Oberbürgermeister Horst Schiereck kondolierte dem Neffen von Frau Birnfeld: "Channa Birnfeld hat durch ihre Schilderungen den alltäglichen Terror, dem die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ausgesetzt waren, und das viele Leid, das Mord und Vertreibung mit sich gebracht haben, den Menschen in Herne eindringlich vermittelt."