Der unbekannte Handelspartner

Lianyungang – Stadt am Gelben Meer

29. Juli 2016 | Gesellschaft Wirtschaft

Schließlich könnte die ganze Stadt davon profitieren, wenn der Containerterminal am Wanner Westhafen in Zukunft zu einem Knotenpunkt für den internationalen Handel wird. Da ist es sicher mehr als nur ein gutes Omen, dass Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda von der hochrangigen Delegation zu einem Gegenbesuch nach China eingeladen wurde. Dort kann er sich dann – nach einem mehr als 18 stündigen Flug - ein Bild von einem Land machen, das für die meisten von uns immer noch fremd ist, obwohl die Wirtschaftsmacht China inzwischen ein Gigant ist, an dem kein Weg vorbei führt.

Riesige Ausmaße
Chinas Bestrebungen, die globalen Handelsströme neu auszurichten, sind eine Folge der Expansionspolitik der letzten Jahrzehnte und der Öffnung in Richtung Marktwirtschaft. Ein sichtbares Beispiel dieser Anstrengungen ist Lianyungang, bzw. dessen Hafen. Die Stadt zählt inzwischen mehr als 5.000.000 Einwohner, was zahlenmäßig in etwa dem Ruhrgebiet entspricht, freilich auf einer deutlich größeren Fläche und mit jährlich bedeutenden Zuwächsen. Stolze 150 Kilometer muss man zurücklegen, um die Metropole von Nord nach Süd zu durchfahren, in Ost-West-Richtung sind es immer noch 130 Kilometer – enorme Dimensionen und doch für chinesische Verhältnisse nichts Besonderes.

Hafen mit Tradition
Ein stetes Wachstum hat auch der Hafen zu bieten. Im Jahre 549 gegründet, wurde er fortan vornehmlich für den Transport von Salz genutzt. Bis heute spielt er eine wichtige Rolle in China, wurde bereits 1905, noch vor der Gründung der Republik China, für den Außenhandel geöffnet. Als 1933 eine wichtige Eisenbahnverbindung Lianyungang erreichte, baute eine holländische Firma den Hafen weiter aus. Nach dem Zweiten  Weltkrieg verschmolzen mehrere Flusshäfen mit dem Lianyungang Port.

Weltweiter Handel
Als sich die chinesischen Märkte in der Neuzeit mehr und mehr dem Welthandel öffneten, kam dem Hafen eine ganz besondere Bedeutung zu. Er war 2003 der erste seiner Art im ganzen Land, der sich auf privatwirtschaftlichem Terrain im Welthandel bewegen durfte. Heute hat der Lianyungang Port Handelsbeziehungen mit den Häfen in mehr als 160 Ländern und Regionen und ist Umschlagplatz für jährlich mehr als fünf Millionen Standardcontainer (Duisburg kommt in dieser Disziplin auf drei Millionen Container, in Hamburg sind es mehr als acht Millionen). Gelegen am Kreuzungspunkt von Chinas großen Eisenbahnen und Straßen, und zentral zu den Häfen in Japan und Südkorea postiert, hat er eine Position als Chinas führender Hafen für den Außenhandel und liegt am östlichen Ende der neuen Seidenstraße, einem bedeutenden Infrastrukturprojekt der chinesischen Regierung.

Atomkraft und Tourismus
Von dieser gigantischen Entwicklung profitiert natürlich die Region, die sich in einem steten Wachstumsprozess befindet, zumal in der Gegend größere Phosphatvorkommen und Erzlagerstätten für zusätzlichen Schwung in der Wirtschaft sorgen. Obwohl gerade einmal 30 Kilometer entfernt ein großes Atomkraftwerk steht, ist Lianyungang heute auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus anderen Regionen Chinas. Die „Stadt der Fantasie und Romantik“ am Gelben Meer hat jede Menge tolle Strände zu bieten, ist reich an Obst, Blumen und Mineralquellen. In der chinesischen Literatur spielt die Gegend ebenfalls eine bedeutende Rolle, soll hier doch der auch im Westen bekannte Affen-König Sūn Wùkōng aus dem klassischen chinesischen Roman „Die Reise nach Westen“  seine Heimat haben. Er ist eine der bekanntesten mythischen Kreaturen, sowohl in China als auch in Japan, wo er Son Gokū heißt wird und als Vorlage für eine weltweit bekannte Comic-Verfilmunge diente.

Kristallstadt
Bekannt ist Lianyungang in ganz China auch für seine Kristallvorkommen. Der Bezirk Donghai County trägt deshalb auch den Beinamen „County of Crystal“. Kristall kommt hier in allen nur erdenklichen Farben und Texturen vor, daraus werden Produkte wie Kristallglas, Kristallschmuck, Skulpturen und vieles mehr gemacht. Darüber hinaus ist die Gegend berühmt für ihren exzellenten Tee und die vielfältige  klassische Handwerkskunst. Klimatisch liegt die Region im Übergangsbereich zwischen der warmen gemäßigten und der subtropischen Zone. Es ist warm und feucht mit einer Jahresmitteltemperatur von 14 Grad. Die höchste monatliche Durchschnittstemperatur von 26,8 Grad wird im Juli erreicht.