Das Projekt „Herner Brücke“ vermittelt Suchterkrankte an Hilfsangebote
Zu viel Alkohol, regelmäßig Beruhigungsmittel zum Entspannen, Online-Poker in jeder freien Minute – Süchte haben viele Gesichter. Aber eins haben alle gemeinsam: Alleine ist es schwierig, weniger oder gar nicht mehr zu konsumieren. Das Projekt „Herner Brücke“ vermittelt Menschen, die sich informieren oder weniger konsumieren möchten, an die passenden Hilfsangebote. Stefanie Thomczyk arbeitet als Lotsin der „Herner Brücke“.
Wenn jemand Probleme mit Alkohol, Tabak, Cannabis, Medikamenten, illegalen Drogen, Spielen oder Medien hat, ist die Sozialarbeiterin die richtige Ansprechperson. „Die Menschen können sich auch anonym melden und wir unterliegen der Schweigepflicht“, erklärt die Mitarbeiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheit. Möglich sind telefonische Gespräche oder Treffen in den Räumen der „Herner Brücke“, im Café oder auch in der Wohnung der hilfesuchenden Person.
„Suchterkrankungen gibt es überall, auch wenn man sie nicht immer sofort erkennt.“
Individuelle Problemlösungen
„Wir lernen uns dann erstmal kennen und ich schaue, was die Person gerade braucht. Das kann eine Terminvermittlung bei der Suchtberatung sein, aber auch eine Vermittlung in die Sozialhilfen oder zur Schuldnerberatung. Die Probleme sind ganz individuell“, erklärt die Hernerin. Für individuelle Problemlagen möchte sie als Lotsin auch individuelle Lösungswege finden, diese aufzeigen und gemeinsam mit den Betroffenen gehen – natürlich nur, wenn die Betroffenen das wünschen. Ihr ist wichtig, dass Sucht nicht mehr stigmatisiert wird: „Suchterkrankungen gibt es überall, auch wenn man sie nicht immer sofort erkennt.“
Bei der Vermittlung von konkreten Angeboten hilft vor allem das Netzwerk der „Herner Brücke“, denn dieses besteht aus 16 Netzwerkpartnern aus der Herner Suchthilfe, die sich regelmäßig austauschen und eng zusammenarbeiten, um möglichst vielen Menschen zu helfen. Projektleiter ist Dr. Florian Ternes, Abteilungsleiter im Fachbereich Gesundheit bei der Stadt Herne: „Unterstützt wird das Projekt vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW. Es ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt.“ Beraten lassen können sich Betroffene ab 18 Jahren, aber auch Angehörige, Freunde und Bekannte von Suchterkrankten sind willkommen, um sich über Hilfen zu informieren. Das Angebot richtet sich sowohl an Menschen, die überlegen weniger zu konsumieren, als auch an Betroffene, die ihre langjährige Suchtproblematik dauerhaft überwinden möchten.
Hilfsangebote in der App
Ein wichtiger Baustein ist die App „Herner Brücke“, die in Kürze verfügbar sein wird. „Ziel ist es, dass wir in der App alle Hilfsangebote vor Ort für Suchterkrankte bündeln“, erklärt Dr. Florian Ternes. Die Nutzung der App, die auch in die „Herne-App“ eingebunden wird, ist ebenfalls kostenfrei und anonym. Stefanie Thomczyk ist unter Telefon 0 23 23 / 16 – 33 79 oder per E-Mail an stefanie.thomczyk@herne.de von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 16 Uhr erreichbar. Wer lieber eine WhatsApp schicken möchte, kann die Mobilnummer 01 71 / 41 81 09 3 nutzen.