Anna Herkt lebt ihren Traum – Sie ist als Akrobatin unterwegs

Manege frei!

24. Juli 2019 | Freizeit Gesellschaft

Von Profis inspiriert
Angefangen hat bei der heute 25-Jährigen alles mit dem Turnen. Das habe sie schon als Kind gerne gemacht. Als sie dann mit 16 Jahren bei „Urbanatix“ in Bochum mitmachen durfte, zeigte sie dem Publikum eine Mischung aus Akrobatik und Kampfsport. „Ich habe dort schon die Profi-Artisten über ihr Leben ausgefragt. Das fand ich alles total spannend.“ Ab dem Zeitpunkt hat Anna Herkt ihr Ziel vor Augen gehabt – Berufswunsch: Artistin.

Montreal, Paris, Tilburg, Brüssel, Stockholm – viele Hochschulen, die diesen Studiengang anbieten, gibt es nicht. Anna Herkt hat sich nach dem Abitur am Pestalozzi-Gymnasium für Brüssel entschieden. Allein die so genannte „Audition“ war eine Herausforderung: Krafttests, Handstände und vor allem eine eigene Nummer mussten präsentiert werden. Die fünf Tage lange Audition zahlte sich aus: Anna Herkt begann in Brüssel zu studieren.

„Das war ein Bauchgefühl. Ich hatte mehrere Angebote, aber ich wollte auch nicht zu weit weg von zuhause.“ Mit „Hand-auf-Hand-Akrobatik“ hat dann alles für sie angefangen. Erst im Laufe des Studiums kristallisierte sich heraus, dass eine Solo-Nummer für Anna Herkt das Richtige ist. In Fächern wie Handstände, Ballett, Theater, Anatomie, Dramaturgie, Kunst- und Zirkusgeschichte hat sich die Hernerin drei Jahre lang bewiesen – und das auf französisch. „Das erste Jahr war schon hart. Aber ich bin dann schnell reingekommen“, so die Artistin, die auch englisch und spanisch spricht.

Bachelor of Circus Arts
Seit 2017 hat Anna Herkt ihren Abschluss: Bachelor of Circus Arts. Spezialisiert hat sie sich auf eine Mischung aus „Chinese Pole“, Akrobatik an einer fünf bis sechs Meter hohen Stange, und Pole-Dance, dem Tanz an einer Stange. Dabei hat Anna Herkt einen ganz besonderen „Pole“. Eine Sonderanfertigung, die oben keine Befestigung braucht, sondern noch einen Ring hat, an dem Anna Handstände zeigen kann. Außerdem ist die Stange mit Silikon befestigt, damit sie auch beim Schwitzen nicht abrutscht. Und das Beste an der Stange: „Ich habe einen Van, ich bin flexibel und kann sie immer mitnehmen.“

Denn seit ihrem Abschluss ist Anna Herkt selbstständig unterwegs, wird für verschiedene Shows gebucht. Mal ist sie mit einer belgisch-französischen Gruppe unterwegs, mal bei einem Festival im
Panama oder eben bei Roncalli. „Roncalli ist für mich das erste Mal, dass ich richtig im Zirkus mit Zelt und Popcorngeruch auftrete. Das ist das ganz Typische.“ Bis auf wenige Lücken hat Anna Herkt ihren Terminplan bis November 2020 gefüllt. „Ich hatte Glück. Manchmal braucht man etwas mehr Anlauf, aber gerade ist alles gut so wie es ist.“ Das heißt aber auch, dass die
25-Jährige keinen festen Wohnsitz hat. Sie ist heute hier, morgen dort.

Und genau das ist es, was sie daran so mag: „Ich liebe dieses Lebensgefühl. Diese Freiheit, die ich habe.“ Aber wenn sie frei hat, ist sie gerne bei ihrer Familie und ihren Freunden in Herne. Denn: „Ich bin auch ein echtes Kirmesmädchen. Früher waren wir immer jeden Tag dort.“ Heute muss sie schauen, ob es sich überhaupt einrichten lässt.

Lampenfieber
Aber so sehr sie sich auch über die Engagements freut: „Vor jedem Auftritt bin ich total aufgeregt. Ich denke jedes Mal ,Es ist verrückt, dass ich das jetzt mache‘, wenn ich hinter dem Vorhang stehe.“ Aber sobald ihre Musik läuft und sich der Vorhang öffnet, ist die Hernerin die professionelle Artistin, die sie immer sein wollte. Dann heißt es: Manege frei für Anna Herkt!

Anja Gladisch