Mats Lührig setzt zum nächsten Freestyle-Flug an

22. Mai 2025 | Ausgabe 2025/2

„Es gibt hier keine Vorgaben. Jeder führt die Tricks aus, die er am besten kann. Am liebsten mache ich einen Backflip“

Zehnjähriges BMX-Talent aus Eickel begeistert mit seinen Tricks

Körperbeherrschung, Leidenschaft und Mut – wer als BMX-Fahrer die Rampen hinuntersaust, benötigt genau diese Eigenschaften für den nächsten akrobatischen Sprung. Mats Leonard Lührig hat diese Sprünge drauf. Er gehört damit zu den größten Nachwuchshoffnungen in seiner Altersklasse. Dabei ist das junge Talent aus Eickel gerade einmal zehn Jahre alt.

Und dennoch sehr erfolgreich: Es gibt kaum ein Event, bei dem Mats bei der Siegerehrung nicht auf dem Treppchen landet und mit einem Pokal die Heimreise antritt. So wie beispielsweise im vergangenen Jahr in Darmstadt, als der Deutsche Meister der U12 ermittelt wurde. Mit seinen Drehungen in der Luft und viel Geschwindigkeit überzeugte er mit seinem Lauf die Jury und freute sich zum Schluss über den Bronze-Pokal in der Kategorie Freestyle-Park. Aus Sicht des Zehnjährigen ist dies die beste BMX-Einzeldisziplin: „Es gibt hier keine Vorgaben. Jeder führt die Tricks aus, die er am besten kann. Am liebsten mache ich einen Backflip“, und meint damit ganz nebenbei einen Salto rückwärts.

Im Bike- und Skatepark Recklinghausen.

Mats Lührig…

…mit den Eltern Anja und Gregor.

Training in Wuppertal und Bochum

Bis so ein Trick funktioniert, sind viele Einheiten nötig. Die inherne-Redaktion trifft den Nachwuchsfahrer beim Training am Bike- und Skatepark Recklinghau-sen, unweit der Drachenbrücke an der Halde Hoheward. Hier treffen sich regelmäßig Gleichgesinnte und zeigen ihre neusten Freestyle-Künste. „Leider haben wir in NRW bisher noch keinen Landeskader oder -stützpunkt, dabei haben wir hier viele gute Fahrer“, sagt Vater Gregor. Mit weiteren Mitstreitern gründete er deshalb in Recklinghausen einen eigenen Verein. Und so fährt Sohnemann Mats inzwischen für das „BMX Kollektiv Ruhr e.V.“ Ansonsten schraubt Vater Gregor nicht nur fleißig am 18-Zoll-Rad seines Sohnes herum, sondern fährt ihn regelmäßig auch zum Training, das meist in der Halle stattfindet. Dann geht es zwei- oder dreimal pro Woche nach Wuppertal oder nach Bochum. In Bochum wurde das bekannte Projekt „URBANATIX“ zum Open Space erweitert, um den Trainingsbetrieb auch für Kinder und Jugendliche zu öffnen, die nicht Teil des Show-Projektes sind.

Ein „Can-Can“ darf nicht fehlen

Dabei darf man wohl fast jede Fahrt von Mats als große Show bezeichnen. Ein „Can-Can“ darf dabei fast bei keiner Runde fehlen. „Diesen Trick zeige ich so oft wie keinen anderen“, sagt Mats und verrät auch gleich wie er funktioniert: „Man streckt in der Luft ein Bein über den Rahmen auf die andere Seite.“ Mit fünf Jahren klappte das noch nicht so gut. Damals wollte er aber unbedingt sein eigenes BMX-Rad fahren. Der Grund: „Mein größerer Bruder Paul hat mit diesem Hobby angefangen, das wollte ich auch.“ Paul ist inzwischen wieder abgestiegen und spielt jetzt Basketball – nicht so Mats. Er steigt nur ungerne ab und nach einem Sturz sofort wieder auf. Meistens zumindest. Vor drei Jahren war dann doch eine kleine Pause angesagt. „Bei einem Sturz zog er sich einen Nierenriss zu und auch die Rippen hatten etwas abbekommen“, erinnert sich Mutter Anja an die weniger schönen Momente im Leben ihres BMX-Fahrers.

Im August zur Deutschen Meisterschaft

Doch diese Wunden scheinen verheilt. Längst bestimmen schon die nächsten Wettbewerbe in ganz Deutschland die Terminplanung der Familie. Ob Berlin oder Flensburg – der gelbe Stahlrahmen ist immer im Gepäck. Natürlich auch am ersten August-Wochenende, wenn es wieder zur Deutschen Meisterschaft nach Darmstadt geht. Mit Blick auf diesen Termin muss dann allerdings doch eine kleine Wunde gepflegt werden. Anja Lührig: „Ich glaube, mein Mann verpasst zum ersten Mal den Cranger-Kirmes-Umzug.“ Doch das wird er verkraften. Schlimmer wäre es wohl, eine Deutsche Meisterschaft zu verpassen oder gar die Olympi-schen Spiele. Aber die sind noch sehr weit entfernt. Einen Termin in Sachen Olympia kann man sich dennoch vormerken. Vom 23. Juli bis 8. August 2032 geht es nach Brisbane in Australien. Genau: wieder ein Terminkonflikt mit Crange …

Text: Michael Paternoga     Fotos: Frank Dieper