Mehr als 400 Objekte aus Vietnam warten auf Besucher
Eine große Bronzetrommel steht am Eingang der Sonderausstellung im Herner LWL-Museum. Es ist die größte Bronzetrommel, die in ganz Südostasien gefunden wurde, die hier die Besucher der Ausstellung „Schätze der Archäologie Vietnams“ begrüßen wird.
Ein paar Meter weiter erwartet ein acht Meter hoher und begehbarer Tempel die Gäste. Dazu kommen Drachenköpfe und Schiffswracks. Kein Wunder, dass LWL-Direktor Matthias Löb stolz ist: „Ein Großteil der Objekte ist das erste Mal außerhalb Vietnams zu sehen.“ Teile der Ausstellung durften nur mir Unterschrift des vietnamesischen Premierministers das Land verlassen. Dass Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der vietnamesische Minister für Kultur, Sport und Tourismus, Dr. Nguyen Ngoc Thien, die Schirmherrschaft übernommen haben, habe dem Prozess geholfen. Denn so einfach ist es nicht, solche Objekte nach Deutschland zu holen. „Wenn man so eine Ausstellung macht, muss man etwas Besonderes machen. Die meisten Objekte lagen in den Museen der unterschiedlichen Provinzen“, erklärt Chefkurator Dr. Andreas Reinecke, der fließend vietnamesisch spricht und selbst schon Grabungen in Asien durchgeführt hat.
Kooperationsarbeit
Die Ausstellung wurde vom LWL-Museum Herne, vom Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in enger Zusammenarbeit mit der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) entwickelt. Sie orientiert sich in ihrem Grundriss am Aufbau eines vietnamesischen Tempels. Besucher können so das Gefühl bekommen, einen Tempel zu durchlaufen. „Das Besondere der Ausstellung ist neben dem Konzept sicherlich der Rang der Objekte selbst. Sie sind zum Teil extra für die Ausstellung ausgegraben oder gefertigt worden und damit aus wissenschaftlicher Sicht von herausragender Bedeutung“, erklärt der Chefkurator. Den Besuchern wird mit Hilfe der Objekte die Kultur und die Geschichte Vietnams näher gebracht – und zwar chronologisch. Die Ausstellung beginnt in der Steinzeit und entwickelt sich in die Gegenwart.
Mittelpunkt der Ausstellung ist der acht Meter hohe Tempelnachbau. Das Original ist der Po Klong Garai-Tempel der Cham-Kultur in Südvietnam, der Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. In unmittelbarer Nähe ist der Siegelstempel des Kaisers Minh Mang zu sehen. Das Objekt aus Gold stellt einen Drachen dar, ist nur zehn Zentimeter groß, aber mehr als fünf Kilogramm schwer.
Einige Exponate werden der Ausstellung noch hinzugefügt. „Die Bronzegegenstände werden gerade in Mainz und die Objekte aus organischen Materialien in Dresden restauriert“, berichtet Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock, der stolz ist, solch eine Ausstellung den Besuchern präsentieren zu können.
Die Ausstellung ist ab Freitag, 7. Oktober, bis zum 26. Februar 2017 im Herner LWL-Museum zu sehen. Danach wird die Ausstellung in Chemnitz präsentiert.
Anja Gladisch