Woche des Jugendamtes: Jugendförderung

Mehr als Kickern

9. Oktober 2017 | Gesellschaft

  • Streetworker Björn Zöller und Nadine Grichel. ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Von Handwerken bis Glitzerkram

Die studierte Sozialarbeiterin und der Erzieher arbeiten in Jugendfreizeiteinrichtungen der Stadt Herne, also Häusern, wo Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen können. Außerdem machen sie sogenannte „aufsuchende Arbeit“, fahren also in Stadtviertel, wo es keine festen Räume zum Spielen gibt. So sind verschiedene  Spielmobile regelmäßig im Stadtgebiet unterwegs. Von Basteln bis Bewegung, von Glitzerkram bis Handwerken – die Mitarbeiter haben eine Menge Ideen und bringen einen Bus voll Materialien mit. Die jungen Menschen, die kommen, sind ganz unterschiedlich: Kleinkinder kommen mit ihren Eltern, Größere alleine. Die einen wissen ganz genau, was sie machen wollen, andere haben noch keine Idee.

Jeder bringt seine Stärken ein

Ähnlich ist es in den Jugendeinrichtungen, wo Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren hinkommen. Von Puppenecke über Billard bis zur Fahrradwerkstatt reicht das Programm. „Jeder Mitarbeiter bringt sich mit seinen Stärken ein“, erklärt Zöller. Wer eher handwerklich begabt sei, arbeitet mit den Kindern in der Werkstatt, wer lieber tanzt, kann darin Kurse geben.

Ganz nebenbei lernen

Oft sind es aber auch alltägliche Situationen, in denen die Kinder ganz nebenbei von den Mitarbeitern lernen. „Manche Kinder haben bei uns zum ersten Mal ein Küchenmesser in der Hand, wenn sie mit uns kochen. Dabei geht es gar nicht darum, dass sie es besonders gut machen, sondern dass sie es ausprobieren“, so Grichel. Für viele der jungen Besucher ist das sehr wichtig: Ohne Noten zu bekommen, ohne eine Aufsicht von Eltern oder Lehrern einfach Sachen ausprobieren. „Es geht darum, Kindern Möglichkeiten zu bieten. Ein Kind kommt mit einer Idee zu mir und ich gebe dem Kind den Raum, sie umzusetzen. Und wenn es mit seinem Ergebnis noch nicht zufrieden ist, schauen wir gemeinsam, was man verbessern kann“, so Zöller.

Von der Praktikantin zur stellvertretenden Teamleitung

„Die Kinder können kommen und gehen wann sie wollen. Sie müssen sich nicht anmelden oder zu bestimmten Zeiten hier sein“, erklärt Grichel. Sie hat zuerst eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und anschließend Soziale Arbeit und Sozialmanagement studiert. Auf den Gedanken, bei der Stadt Herne zu arbeiten, kam sie durch einen Lehrer. Er hatte ihr empfohlen, das notwendige Praktikum auf dem Herner Abenteuerspielplatz zu absolvieren. „Es gibt einen Abenteuerspielplatz? Ich komme aus Herne und wusste nichts davon“, staunte sie zuerst – und ist auf dem Abenteuerspielplatz geblieben. Zuerst als Honorarkraft, dann als fest angestellte Mitarbeiterin und inzwischen sogar als stellvertretende Teamleitung.

Kein Tag wie der andere

Zöller versteht sich auch als Fürsprecher für Jugendliche, zum Beispiel, wenn sich Nachbarn über Cliquen beschweren. Er hatte ursprünglich Ingenieur werden wollen, bis ihn eine Mitbewohnerin seiner WG mit zu der Jugendorganisation „Die Falken“ nahm. Zuerst war er ehrenamtlich dort, dann machte er ein Freiwilliges Soziales Jahr und stellte fest, dass ihm die Arbeit in Freizeiteinrichtungen am besten gefällt: „Es ist kein Tag wie der andere. Und wir arbeiten für verschiedene Projekte mit anderen Teams zusammen.“ Zöller überlegte dann, welche Qualifikation er braucht, um in Jugendeinrichtungen arbeiten zu können und entschied sich für eine Laufbahn als Erzieher bei der Stadt Herne.

Nina-Maria Haupt