Arbeitsagentur stellt Zahlen für das neue Halbjahr vor

Mehr freie Ausbildungsplätze in Herne

20. April 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

„Ohne Ausbildung keine Zukunft", betonte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, als er gemeinsam mit Schmalhorst am Freitag, 20. April 2018, die aktuellen Zahlen für Herne vorstellte. „Man muss das in zwei Richtungen sehen: In Richtung der Jugendlichen, die hunderte Chancen an sich vorbei ziehen lassen. Sie haben oft falsche Vorstellungen davon, wie man ohne Ausbildung durchs Leben kommt. Viele wollen schnell Geld verdienen, gehen aber ein hohes Risiko ein, später einmal arbeitslos zu werden. Und in Richtung der Arbeitgeber." Das ist auch Schmalhorsts Botschaft: „Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Arbeitgeber. Sie müssen gut für sich sorgen, damit nicht in wenigen Jahren der Nachwuchs fehlt, wenn die altgedienten Mitarbeiter in den Ruhestand gehen."

  • Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum und Herne, stellt die neuen Zahlen vor. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Mehr Plätze und mehr Bewerber

Neben der gestiegenen Zahl an gemeldeten Ausbildungsplätzen, meldeten sich zudem mehr Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei der Agentur für Arbeit. Und obwohl die Würfel noch lange nicht gefallen sind und bis zum Jahresabschluss noch viel passieren kann, zeichnet sich schon jetzt ab, dass auch in diesem Jahr nicht jeder Jugendliche, der eine Ausbildung sucht, eine Stelle erhalten wird. Fatal, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr, was sich zwischen Ausbildungsbe-ginn und Schulabschluss schiebt, die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz in aller Regel nicht verbessert. Erschreckend, wenn man den zum Teil schon bestehenden Fachkräftebedarf bedenkt.

Gut ein Drittel der gemeldeten Bewerber (492 Jugendliche) sind inzwischen versorgt. Die Anderen – insgesamt 848 junge Männer und Frauen - sind noch auf der Suche. Die Vermittlungsaktionen laufen in diesem Jahr wieder bis zum Bilanzende auf Hochtouren und auch darüber hinaus werden noch Ausbildungsverträge abgeschlossen.

„Ohne Ausbildung fehlt jungen Menschen die Grundlage"

„Berufsbilder wandeln sich heute sehr schnell. Von den Fachkräften der Zukunft wird viel Flexibilität erwartet. Eine Ausbildung ist daher mehr als das Erlernen eines Berufes. Sie ist der Einstieg in lebenslanges Lernen. Ohne Ausbildung fehlt den jungen Menschen dafür jedoch die Grundlage", so Arbeitsmarktexpertin Schmalhorst. Man müsse den jungen Menschen mehr Möglichkeiten einräumen, sagt sie. „Das setzt natürlich voraus, dass wir uns mit den jungen Menschen auseinander setzen. Alleine das Begutachten eines Schulabschlusses oder des Notendurchschnitts reicht nicht aus. Die Jugendlichen sollten berücksichtigen, dass Flexibilität in der Zukunft immer bedeutender wird und schon jetzt bei der Ausbildungsplatzsuche sehr von Vorteil sein kann. Es lohnt sich, mehrere Berufe ins Auge zu fassen. Das bringt weiter."

Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda sagte: „Die Frage nach dem Vorhandensein einer Ausbildung prägt immer stärker den Lebensweg. Ohne Ausbildung sind die Jobaussichten und damit auch die Zukunftsperspektiven deutlich schlechter."

Eckdaten auf dem Ausbildungsmarkt in Herne

Von Oktober 2017 bis Ende März 2018 meldeten sich insgesamt 1.340 Bewerberinnen und Bewerber bei der Agentur für Arbeit Bochum. Das sind gegenüber dem Vorjahr 96 junge Männer und Frauen oder 7,7 Prozent mehr. Bis März hat der gemeinsame Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Herne 679 Berufsausbildungsstellen eingeworben. Verglichen mit dem Vorjahr ist dies ein Plus von 122 Stellen oder 21,9 Prozent.

Mehr Abiturienten suchen eine Ausbildung

Unter den Bewerbern sind 813 junge Männer und 527 junge Frauen. Rund die Hälfte aller Bewerber (728) ist unter 20 Jahre; die meisten Jugendlichen (1.244) sind unter 25 Jahre alt. 96 junge Erwachsene, die sich auf der Suche nach einer Ausbildung bei der Agentur für Arbeit gemeldet haben, haben bereits das 25. Lebensjahr überschritten (24 Bewerber, ein Drittel, mehr als im Vorjahr). Lediglich 6 Bewerber (0,5 Prozent) haben keinen Hauptschulabschluss, 275 (20,5 Prozent) einen Hauptschulabschluss, 540 (40,3 Prozent) einen Realschulabschluss, 253 (18,9 Prozent) die Fachhochschulreife und 183 (13,7 Prozent) das Abitur. Insgesamt 83 Jugendliche (6,2 Prozent) machten keine Angaben zu ihrem Schulabschluss. Hinter diesen Zahlen steckt der Trend, dass mehr Abiturienten eine Ausbildung machen wollen. „Wir sehen aber keinen Verdrängungseffekt", sagte Schmalhorst. Auch junge Menschen mit anderen Schulabschlüssen würden zum Zuge kommen.

Die Berufswünsche haben sich gegenüber dem Vorjahr als auch den Jahren zuvor allerdings kaum verändert. Die meisten männlichen Bewerber wünschen sich einen Ausbildungsplatz als Kraftfahrzeugmechaniker, als Kaufmann oder als Verkäufer. Die Mädchen präferieren ebenso den Beruf der Kauffrau, aber auch den Beruf der medizinischen Fachangestellten oder den Beruf der Verkäuferin.

Mehr Geflüchtete machen eine Ausbildung

Die Zahl der ausländischen Bewerber stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht um 11,9 Prozent oder 31 Personen auf 292 Personen an. Hier spielt der Zugang geflüchteter junger Menschen eine wichtige Rolle.

Tipps für Jugendliche und Eltern:

Berufsberatung der Agentur für Arbeit: Wer eine ausführliche persönliche Be-rufsberatung nutzen möchte, um über seine Pläne nach der Schule Klarheit zu erlangen, sollte schnellstens einen Termin vereinbaren. Das geht telefonisch unter 0800 4 5555 00 (kostenlos) oder online unter www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch.-

Veranstaltungen im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit Im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit finden in regelmäßigen Abständen Informationsveranstaltung zu Ausbildungsgängen statt. Mehr dazu unter: Veranstaltungsdatenbank Fragen zu den Veranstaltungen beantworten Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Bochum unter 0234/305-1213.Die Teilnahme an den Veran-staltungen ist kostenlos, Anmeldungen sind nicht erforderlich.

BIM – Berufsinformationsmesse Die Agentur für Arbeit ist wieder mit einem gro-ßen Stand auf der Berufsinformationsmesse vom 4. bis 5. Mai 2018 in der Jahrhunderthallte vertreten. Ein kurzer Besuch auf der Messer lohnt sich – nicht zuletzt um ein Erstgespräch mit einem Berufsberater zu führen, auch viele Ausbildungsbetriebe sind auf der Messe mit einem Stand vertreten.

Anja Greiter und Nina-Maria Haupt