Meinungen zu Masken auf dem Markt
Ich stehe hier um 10:05 Uhr auf dem Herner Marktplatz. Hinter mir steht das prunkvolle Rathaus und vor mir sehe ich ein paar vereinzelte Marktstände. Die Sonne stahlt heute besonders hell, jedoch ist die Temperatur angenehm. Der Duft von Käse, Fleisch und Gebäck strömt einem direkt in die Nase. Auf dem Markt sieht man nur wenige Menschen, größtenteils Besucher des Markts. Trotz der veralteten Warnhinweise zur Maskenpflicht, welche nun nicht mehr gilt, aber man an nahezu jedem Stand entdecken kann, trägt nur eine Besucherin eine Maske.
Foto: Der Wochenmarkt in der Herner Innenstadt. ©Patrick Mammen, Stadt Herne
Die Besucherin, welche anonym bleiben möchte, äußert sich folgendermaßen dazu: „Gut, jetzt muss man ja keine Masken mehr tragen, aber besser ist es. Corona ist ja nicht vorbei.“ Eine Markthändlerin bekommt das Gespräch mit und erwidert: „Also, da muss man aber jetzt keine unnötige Panik machen, wir sind ja an der Frischen Luft.“ Nach diesem Gespräch nähere ich mich einem Obststand, welcher eine ziemlich diverse Auswahl an Obst und Gemüse bietet. Der Obstverkäufer erklärt, dass der Markt während Corona mehr besucht worden war, als jetzt, da die Leute nicht mehr in Restaurants oder Cafés konnten und der Markt ein halbwegs sozialer Ersatz dafür gewesen sei. Außerdem klagt er darüber, dass es nun viel weniger Besucher gibt und nur die Stammkunden im treu geblieben sind. Am Ende erklärt er, dass er mit „nun“ die Zeit nach der Lockerung der Corona-Regeln generell meine.
Die Masken-Schilder sind ein gewohnter Anblick
Die Aussage mit dem Stammkunden wurde durch viele weitere Verkäufer, sowie Marktbesucher unterstützt. Ein Kunde meinte, dass er bereits 60 Jahre auf dem Markt einkaufen würde und er oft sie selben Gesichter auf dem Markt sieht. Außerdem sagt er: „Ich finde es toll, dass man keine Masken mehr tragen muss, da ich damit ja als alter Mann keine Luft mehr bekommen habe und die anderen Senioren bestimmt auch nicht.“ Seine Aussage wurde von seiner Ehefrau mit einem deutlichem Nicken unterstützt. Eine Käseverkäuferin mit einem großen Schild, welches auf die frühere Maskenpflicht hinweist trauert ebenfalls nicht um diese. Ihre Aussage dazu lautet: „Ich finde es nicht schlimm, dass man keine Masken mehr tragen muss, wir sind ja an der frischen Luft. Ich würde die Maskenpflicht auch nicht wieder einführen.“ Daraufhin frage ich sie warum sie denn das Schild nicht entfernt und sie antwortet: „Ach, das habe ich vergessen. Ich habe mich so an den Anblick gewöhnt.“
Vertraute und familiäre Stimmung
Nach der Befragung weiterer Besucher wird schnell klar, dass sich hier größtenteils Stammkunden über 50 Jahren aufhalten. Man sieht nur vereinzelt jüngere Menschen. Als ich mit einer jungen Marktbesucherin spreche und sie auf die Lage aufmerksam mache, hat sie die Vermutung, dass es heutzutage viel einfacher ist in den nächsten Supermarkt oder in ein Café zu gehen, als auf dem Markt, denn dort bekäme man alles was der Markt bietet und noch weitaus mehr, denn die Auswahl dort wäre vielfältiger als auf einem Markt. Dann muss sie auch schon los, denn für sie gäbe es keinen Grund sich länger dort aufzuhalten. Andere Marktbesucher schwärmen von der sehr vertrauten und familiären Stimmung des Marktes. Sie mögen die Unterhaltungen mit den Verkäufern und verlassen sich seit Jahren auf die Qualität der Waren. Je weiter ich mich von dem Markt entferne, desto weniger Gerüche nehme ich war, bis der Geruch von Käse, Gemüse und Teigwaren endgültig verflogen ist.
Liliya Habrichi