Kleinod mit Geschichte

Mikrokosmos Büdchen

26. Februar 2016 | Freizeit Gesellschaft Kultur

Auch in Röhlinghausen gab es früher an nahezu jeder Ecke ein Büdchen, heute sind es nur noch einige wenige. Die Trinkhalle von Jürgen Landener und Sibille Oelmann gehört zu den Überlebenden und repräsentiert an der Edmund-Weber-Straße 229 eine längst vergangene Zeit.

Der frühe Vogel . . .

Bereits um 4.30 Uhr öffnet Jürgen Landener unter der Woche seinen Kiosk, die ersten Kunden sind in der Regel noch recht mundfaul. „So früh am Morgen wird nicht viel geredet. Schnell ein Brötchen essen und einen Kaffee trinken. Manch einer wartet, bis die Bildzeitung kommt“, berichtet der Mann hinter dem Schiebefenster, der hier mit seiner Lebensgefährtin seit 20 Jahren die Stellung hält und sich nicht vorstellen kann, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. „Wir kommen noch ganz gut zurecht, auch wenn man die Konkurrenz durch Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte mit langen Öffnungszeiten natürlich spürt.“

  • Sibille Oelmann und ihr Lebensgefährte Jürgen Landener in ihrem Kiosk in Röhlinghausen. Foto: Philipp Stark / Stadt Herne

Goldene Zeiten sind vorbei

„Seit die Görresschule im vorletzten Jahr dicht gemacht hat, kommen allerdings kaum noch Kinder zu uns und auch die Verlegung des Finanzamtes hat uns Kunden gekostet“, ergänzt Sibille Oelmann, die sich gleichwohl aber darüber freut, dass Röhlinghausen in den letzten Jahren deutlich schöner geworden ist.
Nach wie vor gibt es jede Menge Stammkunden, einige davon verbringen sogar einen großen Teil ihrer Zeit im Büdchen. Dann wird gerne auch mal gequatscht – über Röhlinghauser Themen, über Politik und natürlich über Fußball. Bemerkenswerterweise ist Jürgen Landener bekennender Dortmunder, trotz der Nähe zur Gelsenkirchener Stadtgrenze.

Mehr Auswahl

Das Sortiment am Kiosk ist klassisch, neben Zigaretten, die sich nach Auskunft von Sibille Oelmann immer noch gut verkaufen, gibt es Alkohol in jeder Form, „Klümpchen“ in allen Farben, Zeitungen und Zeitschriften, Telefonkarten und neuerdings aus Bezahlkarten für Internetdienste wie iTunes. Als kleines Zubrot nimmt der Kiosk auch Pakete an und dient als Lagerstätte für ebensolche, was mitunter aber für Platzprobleme sorgt.

Ansonsten scheint die Welt bei den Kioskbetreibern aber noch in Ordnung zu sein und so wird Jürgen Landener wohl auch in Zukunft um 4.30 Uhr seinen Kiosk öffnen und für jeden Kunden einen freundliches Wort haben, auch wenn er ein Schalker ist.

Text und Fotos: Philipp Stark