inherne im Gespräch mit Martin Bornträger, dem Präsidenten der HSPV NRW
Martin Bornträger ist der Präsident der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in NRW, die in gut zwei Jahren im Funkenbergquartier eine neue Heimat findet. inherne besuchte ihn an seinem derzeitigen Dienstsitz in Gelsenkirchen-Ückendorf und sprach mit dem Herner über den bevorstehenden Umzug in zwei Jahren in seine Heimatstadt.
inherne: Herr Bornträger, vielen Dank für die Einladung nach Gelsenkirchen. Wenn man sich hier so umschaut, scheinen die Räumlichkeiten nicht wirklich für eine große Hochschule geeignet zu sein. Teilen Sie diese Einschätzung?
Martin Bornträger: Das kann man so sagen. Die jetzige Zentralverwaltung ist in einer ehemaligen Grundschule aus den 50er/60er Jahren und einem Erweite-rungsbau aus den 80ern untergebracht. Keine guten Voraussetzungen für eine hochschulgerechte Infrastruktur – auch deshalb nicht, weil wir hier vor Ort weder Studierende noch Lehrende haben, da diese allesamt an den verschiedenen Studienorten sind.
inherne: Wie viele Standorte gibt es denn aktuell insgesamt?
Martin Bornträger: Inklusive der Zentralverwaltung sind es aktuell 14 Standorte in Nordrhein-Westfalen, von Bielefeld bis Aachen. Die Abteilung Gelsenkirchen besteht im Moment noch aus zwei Standorten in Dortmund, dem kleinen Standort in Herne sowie aus Gelsenkirchen und Hagen. Diese Standorte werden jetzt alle zusammengezogen und zentralisiert.
In Herne entsteht ein echter Hochschulcampus. Dazu gehören auch eine Cafeteria, eine Mensa, eine tolle Bibliothek und ein Veranstaltungszentrum. Letzteres werden wir auch dazu nutzen, uns gesellschaftlich zu öffnen und Veranstaltungen durchzuführen. Insgesamt kommen in Herne rund 4.500 Studierende zusammen. Das wird dann ganz anders aussehen als bisher.
Aber auch hier ist eine differenzierte Betrachtung wichtig. Zunächst einmal: Es werden im gesamten Verlauf des Jahres nie viereinhalbtausend Studierende gleichzeitig vor Ort sein. Die Studiengänge verlaufen unterschiedlich, und die Polizeistudierenden sind ja nicht nur im Studium bei uns, sondern auch im Training oder in ihrer Praxisbehörde. Sie sind im Grunde nur ein Drittel ihrer Zeit auf dem Campus – und das auch noch unterteilt in verschiedene Gruppen. Das sorgt sicher für eine deutliche Entzerrung. Wir werden – anders als bisher – mit gestaffelten Anfangs- und Endzeiten arbeiten. Das imposante Parkhaus wird ebenfalls helfen. Der ÖPNV und die Nähe zum Bahnhof spielen da sicherlich auch eine Rolle. Es wird ja auch eine neue Buslinie geben.

Martin Bornträger im Gespräch.
inherne: Werden die Studierenden auch in Herne wohnen?
Martin Bornträger: Ja, studentisches Wohnen wird auch eine Rolle spielen. Wir haben schon einige Gespräche mit der Wohnungswirtschaft und der Bauwirtschaft geführt. Ich sehe hier großes Potenzial. Studierende haben im Rahmen eines aktuellen Projekts versucht herauszufinden, wie viel Interesse es eigentlich in der Studentenschaft an Wohnraum fürs Studium gibt und wie es scheint, ist das Interesse durch-aus groß – auch weil Standorte wie zum Beispiel Hagen wegfallen. Das ist dann auch einer dieser Effekte, die für die Stadt ein Impuls sein können, wenn plötzlich viel mehr junge Leute in Herne sind. Gerade in den Bereichen um den Bahnhof und auf der nördlichen Bahnhofstraße sollte das spürbar werden.
inherne: Wie stehen Sie als Herner Bürger zur Ansiedlung der HSPV? Macht Sie das besonders froh?
Martin Bornträger: In erster Linie bin ich froh darüber, dass es mir während meiner Präsidentschaft für diese Hochschule gelungen ist, diese Entwicklung zu ermöglichen – eine Entwicklung, die in Gelsenkirchen so nicht möglich war, obwohl wir dort 45 Jahre lang gut gelebt haben. Es gab keinen Grund, von dort weg zu wollen. Es gab nur eine wichtige Triebfeder: Ich wollte aus dieser Situation in Ückendorf heraus. Ich möchte einfach, dass diese riesige Hochschule endlich auch die Gegebenheiten vorfindet, um ihr Potenzial wirklich ausschöpfen zu können. Dass mir das als Präsident der Hochschule gelungen ist, erfüllt mich wirklich mit großer Freu-de. Mir ist wichtig, dass die Hochschule sich gut entwickelt. Dass eine Stadt wie Herne dadurch zum Hochschulstandort wird, ist eine tolle Zugabe.
Danke für das Gespräch.