Mit Akkordeon und Xylophon unterwegs

9. Mai 2021 | Ausgabe 2021/2

Brigitte Dejnega-Stannek spielte auf den großen deutschen Bühnen

Von 1957 bis 1982 trat die Hernerin Brigitte Dejnega-Stannek mit Akkordeon und Xylophon als Berufsmusikerin in den großen Veranstaltungshäusern Deutschlands auf. Die heute 75-Jährige blickt auf eine bunte und turbulente Zeit auf der Bühne mit der Gruppe „Die 4 Hocevars“ zurück.

„Die 4 Hocevars“
Die Musik liegt ihr im Blut. Am 8. Mai 1945 geboren, wuchs die Hernerin in der Nachkriegszeit auf, als in der „goldenen Stadt“ Herne das musikalische Leben der umliegenden Städte stattfand. Als Kind eines studierten Geigers begann Brigitte Dejnega-Stannek bereits mit acht Jahren, das Akkordeonspielen zu lernen. „Meine Mutti hatte einen jüngeren Bruder, der Akkordeon gelernt hat. Deshalb war es ihr größter Wunsch, dass ihre Tochter das auch lernt“, erzählt die 75-Jährige. Schnell war ihre Begeisterung für das Musikinstrument geweckt, denn „es war wohl genau das Richtige für mich.“
Nach vielen Stunden des Übens, knapp drei Jahren Privatunterricht und einiger Zeit im Orchester begann Brigitte Dejnega-Stannek ihre Bühnenkarriere in der Musikalschau „Die 4 Hocevars“. Im Jahr 1957 entdeckte Michael „Fred“ Hocevar die damals Zwölfjährige. Als ihr Musiklehrer und Mentor bildete er die gebürtige Hernerin zur Musikalartistin aus. „Ich war mit dem Virus ‚Bühne‘ infiziert und konnte nicht loslassen“, so Brigitte Dejnega-Stannek. Bei dem Akkordeon-Weltmeister verfeinerte sie nicht nur ihr Akkordeonspiel, sondern lernte auch das Xylophon zu spielen. In den größten Veranstaltungshäusern von Nord- bis Süddeutschland traten „Die 4 Hocevars“ mit ihrer Musikalschau auf. Nach dem Ausscheiden eines der vier Mitglieder waren sie später auch als „Die 3 Hocevars“ unterwegs.

„Ich war mit dem Virus ‚Bühne‘ infiziert und konnte nicht loslassen“, so Brigitte Dejnega-Stannek.

Die Autogrammkarte der „4 Hocevars“ von 1963.

Brigitte Dejnega-Stannek

Was ist eigentlich eine Musikalschau?
„Als Musikalartistin war ich auf Schnelligkeit getrimmt. Zum Beispiel wird das Stück ‚Zirkus Renz‘ am Ende dermaßen schnell gespielt, dass die Stimmung im
Publikum gut abging“, erzählt Brigitte Dejnega-Stannek begeistert von ihrer Zeit auf der Bühne. Teil dieser Musikalschau sei es auch gewesen, am Ende im ultravioletten Licht zu spielen. Teile ihrer Kleidungsstücke haben dann geleuchtet. Manchmal hätten sie auch im Dunklen gespielt oder zu dritt an einem Xylophon. Meist waren „Die 4 Hocevars“ Teil eines ganzen Programms mit Zauberkünstlern, Artisten, Jongleuren und Sängern. „Unsere Xylophon-Darbietung kam als Highlight des Programms am Ende“, erinnert sich die Musikerin.

Einzigartige Auftritte mit dem Xylophon und Akkordeon
Je nach Publikum, Jahreszeit und Anlass spielten „Die 4 Hocevars“ unterschiedliche Musikrichtungen. Von Klassik über Boogie-Woogie bis hin zu Karnevalssongs war alles mit dabei. „So etwas wie unsere Musikalschau gab es in ganz Deutschland nicht noch einmal“, sagt Brigitte Dejnega-Stannek. Nur selten hätten damals Musikerinnen und Musiker das Xylophon gespielt. Zu viert oder zu dritt auf der Bühne mit dem Xylophon und dem Akkordeon, das habe es zu der Zeit einfach nicht gegeben. Und das ist auch noch heute so: Aktuell lernt in der städtischen Musikschule in Herne eine Person das Xylophon und circa 30 Kinder und Erwachsene das Akkordeon zu spielen.

Das Leben nach der Bühne
Parallel zu ihren 25 Jahren in der Musikalschau hat Brigitte Dejnega-Stannek es sich nicht nehmen lassen, auch in unterschiedlichen Orchestern zu spielen. Im
Jahr 1982 musste Fred Hocevar altersbedingt aufhören und die Zeit der Musikalschau „Die 4 Hocevars“ endete. „Ich hätte die Musikalschau gerne noch länger gemacht. Das war mein Traumberuf“, sagt Brigitte Dejnega-Stannek und weiter: „Ich war immer eine Person, die auf die Bühne muss.“ Daher trat sie im Anschluss noch circa zwei Jahre als Solistin mit dem Xylophon auf. Danach leitete sie 15 Jahre lang mehrere Filialen eines Bekleidungsgeschäfts in Herne. „Am meisten Spaß an meiner Zeit auf der Bühne hat es mir gemacht, dem Publikum wirklich eine Freude zu machen.“ Altersbedingt musste die 75-Jährige die Bretter, die für sie die Welt bedeutet haben, nach 66 Bühnenjahren verlassen.

Text: Gina Günther     Fotos: Joyce Karanfilyan, Stasiewicz, Melchers, Stadt Herne