Mantrailing – ein Hundesport für eingespielte Teams

Mit der Nase voraus

8. Mai 2019 | Freizeit Gesellschaft

Witterung aufnehmen

Aber was genau verbirgt sich hinter „Mantrailing“? „Der Hund riecht an etwas, was eine Person angefasst hat oder zu ihr gehört. Das können ein Taschentuch, ein Blutstropfen, ein Bonbon oder Kopfhaare sein und dann sucht der Hund diese Person“, erklärt Anja Bürger. „Trail“ heißt das Kommando, das sie Emma gibt, wenn die Suche beginnen soll.

Hundetrainerin Sabine Kuhnhenne begleitet Anja Bürger und die Hündin Emma seit Jahren dabei. „Das Tolle am Mantrailing ist, dass wir jeden Hund über die Nase zum Arbeiten kriegen. Es ist egal, wie das Wesen der Hunde ist. Die Arbeit ist für alle Hunde fordernd“, so die Hernerin, die die Hundeschule SaFySa leitet. Zuerst starten die Hunde mit einer kleinen Distanz bis 20 Meter. Wenn die Hunde verstanden haben, was zu tun ist, kann die Distanz vergrößert werden. Wichtig ist die Belohnung nach erfolgreicher Suche: „Der Hund geht genau den Weg ab, den auch die versteckte Person gegangen ist. Wenn der Hund sie gefunden hat, muss er sich selbstständig vor die Person setzen und mir so zeigen, dass die Suche beendet ist“, erklärt Anja Bürger. Dann ist Zeit für die Belohnung: Katzenfutter gibt es dann für Emma. „Das ist für die Hunde etwas Besonderes, und das finden sie dann ganz toll“, erklärt die Trainerin.

  • Hündin Emma freut sich darauf, die Transportbox zu verlassen. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Die Arbeit strenge die Hunde so sehr an, dass alle zehn Minuten der suchende Hund ausgetauscht werden müsse. Denn zum Teil schaffen es die Spürnasen, Menschen, die bis zu mehreren Kilometern entfernt sind, zu finden. „Emma ist durch die Arbeit viel ausgelasteter“, erklärt Anja Bürger ihre persönliche Motivation den Hundesport zu betreiben. Durch lange Spaziergänge könnte sie ihren Hund nicht so auspowern. „Es ist toll, wenn sie durch das Mantrailing zufrieden ist.“

Jeden Samstag trifft sich Trainerin Sabine Kuhnhenne mit ihrer Gruppe irgendwo im Herner Stadtgebiet. Zu erkennen ist die Truppe an den Westen mit der Aufschrift „Suchteam im Einsatz“. „Wir wechseln immer die Orte, damit sich die Hunde nicht auf einen bestimmten Bereich konditionieren“, so die Hernerin. Vor allem aber dürfen sich die Hunde auch nicht auf eine versteckte Person konditionieren, deswegen ist die Hundeschule immer wieder auf der Suche nach Personen, die bereit sind, sich von den Hunden suchen zu lassen.

Im Ernstfall einsatzbereit

Denn im Ernstfall müssen sich die Vierbeiner auf jeden Geruch einlassen können: „Wir haben eine Kooperation mit dem ASB. Wenn im Seniorenzentrum eine Person vermisst wird, werden wir angerufen. Wenn die vermisste Person noch nicht zu weit entfernt ist, haben unsere Hunde gute Chancen sie zu finden“, berichtet Kuhnhenne, die aber froh ist, dass die Kooperation noch nie in Anspruch genommen werden musste.

Sabine Kuhnhenne trainiert aber nicht nur die anderen Teilnehmer, sie macht auch mit ihren beiden Doggen Tama‘s und Alvar mit. Die 53-Jährige ist schon lange im Hundesport tätig und bietet unterschiedliche Kurse an. Mantrailing ist eines der anspruchsvollsten Trainings für Hund und Halter: „Die größte Herausforderung ist es, den Hund richtig zu lesen“, denn anders als im Alltag steht die Leine beim Schnüffeln unter Spannung. Nur an Kreuzungen muss der Hund erst auspendeln, welche Richtung die richtige ist. „Es ist wichtig immer am Ball zu bleiben. Denn vielleicht geht es wirklich einmal darum, Menschenleben zu retten. Dann muss unser Team funktionieren“, so Anja Bürger, die aber voller Stolz sagen kann: „Bisher hat Emma jede versteckte Person gefunden.“

Anja Gladisch