Mit Leidenschaft vom Leder ziehen

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Helena Schank ist Sattlerin

Mitten in der Herner Innenstadt befindet sich etwas ganz Besonderes: die Sattlerei von Helena Schank. In ihrer Werkstatt in einer gemütlichen Altbauwohnung stellt die 22-Jährige unterschiedliche Lederwaren her. Die Sattlerei ist ein traditionelles Handwerk, das heutzutage immer seltener wird.

Das Hobby zum Beruf machen
„Ich reite seit meiner Kindheit und wollte beruflich schon immer etwas mit Pferden machen“, erzählt die gebürtige Hamburgerin. Nach dem Abitur entschied sie sich dafür, eine Ausbildung zur Reitsportsattlerin zu machen. Ihr gefalle das Gefühl, etwas selbst gemacht zu haben und am Ende des Tages in den Händen halten zu können. Ihr Weg führte Helena Schank fern von der Heimat für zwei Jahre nach Kassel: „Ich habe mir extra eine Sattlerei ausgesucht, die vom Sattelbaum bis zum fertigen Sattel alles selbst herstellt.“

„Ich bin froh, dass ich mein Gewerbe erst einmal nur online aufgezogen habe, da ich aktuell nur die Selbstständigkeit in Corona-Zeiten kenne, die jedoch zum Glück dadurch nicht so stark beeinflusst wird.“

Das Handwerk in Großbritannien verfeinert
Ihr erster Erfolg kam, als Helena Schank ihren Ausbildungsabschluss als Landessiegerin in Hessen machte. Doch darauf ruhte sie sich nicht aus. Erst einmal ging es für vier Monate auf die Walz nach England und Schottland. Dort erreichte sie die Nachricht, dass sie mit ihrem Gesellenstück auch am Bundeswettbewerb teilnehmen könnte. Aber die ehemalige Hamburgerin entschied sich, zu bleiben und zu lernen, wie das Handwerk woanders ausgeführt wird. Zwei Monate verbrachte sie bei einem Feintäschner in Brighton. Er zeigte ihr, wie man Brieftaschen und Aktenmappen aus Leder macht. „Wir haben sehr viel voneinander gelernt. In der Zeit hat sich herauskristallisiert, dass ich mich selbstständig machen will“, erzählt die junge Frau.

Gesagt, getan. Im März 2019 zog Helena Schank der Liebe wegen nach Herne, meldete im August 2019 ihre Sattlerei als Gewerbe an und eröffnete Anfang 2020 einen Online-Shop. „Ich bin froh, dass ich mein Gewerbe erst einmal nur online aufgezogen habe, da ich aktuell nur die Selbstständigkeit in Corona-Zeiten kenne, die jedoch zum Glück dadurch nicht so stark beeinflusst wird“, erzählt die Hernerin über ihre Arbeit. Neben ihrer eigenen Sattlerei ist sie in Teilzeit bei einer Polsterei angestellt und macht zusätzlich bis Mitte 2022 noch ihren Meister: „Man hat nie ausgelernt, sondern lernt sein Leben lang.“

Garnrollen in den verschiedensten Farben.

Helena Schank hat ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Dickeres Leder ist nur mit einer speziellen Industrienähmaschine zu bewältigen.

Herzenswünsche erfüllen
In der Werkstatt in ihrer Wohnung stellt Helena Schank Produkte aus Leder her: von Gürteln oder Handtaschen und Rucksäcken, bis zu Hundehalsbändern und Stirnriemen für Pferde. „Ich mache auch viele Maßanfertigungen aus Leder und ändere bereits Bestehendes nach den Vorstellungen der Kundinnen und Kunden ab“, erzählt die Hernerin und sagt weiter: „Die Entwürfe für die Lederwaren machen mir sehr viel Spaß. Damit kann ich den Menschen Herzenswünsche erfüllen.“ Die Bestellungen kommen aus ganz Deutschland.

Eine nachhaltige Marke
Für Helena Schank ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Daher soll dieses Jahr ihre eigene Marke herauskommen. „Unter der Marke verkaufe ich Lederprodukte auf denen Nummern stehen, über die man auf meiner Webseite die Höfe sehen kann, von denen das Leder kommt“, erzählt sie. Sie habe nur Höfe aus Deutschland ausgesucht, die eine artgerechte Haltung der Tiere nachweisen können. „Für mich ist das ein Herzensprojekt, in dem viel Energie steckt.“

Text: Gina Günther    Fotos: Frank Dieper