Mit Steinen Freude schenken

30. Oktober 2019 | Ausgabe 2019/4

„Die besten Steine findet man am Wasser!“

Immer mehr Menschen verteilen bemalte Steine – Claudia Schmersahl ist auch dabei

Text: Anja Gladisch Fotos: Thomas Schmidt

„Ruhrpottsteine – mit Farben Freude schenken“ – das ist das Motto und der Name der Facebook-Gruppe von Biggi Bethke aus Essen. Aber auch Hernerinnen und Herner sind in der Gruppe aktiv – so zum Beispiel Claudia Schmersahl.

Rohlinge finden
Die wenigsten achten bei einem Spaziergang auf die Steine auf dem Boden, im Gebüsch oder am Ufer. Das ist bei Claudia Schmersahl anders. Sie sieht darin sofort Rohlinge für ihre kleinen Kunstwerke: „Die besten Steine findet man am Wasser“, weiß die Expertin, aber auch im Voßnacken könne man gute Rohlinge entdecken. Die Tante ihres Mannes bemalt ebenfalls Steine – durch sie ist sie auf den Geschmack gekommen. Als sie dann selbst einen Stein mit der Aufschrift „Seid mutig“ auf einem Stromkasten gefunden hatte, wurde sie neugierig. „Das passte so schön, weil ich in der Woche ins Krankenhaus musste. Ich habe dann angefangen zu recherchieren“, so die 49-Jährige. Bei ihrer Recherche ist sie dann schnell auf die Facebook-Gruppe von Biggi Bethke gestoßen und hat sich entschlossen, selbst aktiv zu werden. Es geht darum, Steine zu bemalen und sie so auszusetzen, dass sie von anderen Menschen gefunden werden. In der Facebook-Gruppe kann dann ein Foto davon gepostet werden. Später soll der Finder den Stein wieder aussetzen – ihn weiter auf die Reise schicken und noch mehr Menschen Freude bereiten. Aber: „Es ist auch okay, wenn man den Stein behalten möchte. Es geht darum, Freude zu schenken und so lang der Stein Freude bereitet, ist alles richtig“, betont die Gründerin der Gruppe, die mittlerweile mehr als 1000 Menschen vereint. „Ich male gern – das ist kein großer Aufwand und ich entspanne dabei. Wenn ich dann noch mitkriege, dass sich jemand über den Stein freut, freue ich mich natürlich auch darüber.“

Die passenden Rohlinge zu finden ist gar nicht so einfach. Besonders schöne Exemplare gibt es zum Beispiel entlang des Rhein-Herne-Kanals.

Unterschiedliche Malwerkzeuge kommen zum Einsatz: Claudia Schmersahl hält eine Menge Filzstifte, Permanentmarker und Modellfarben bereit.

Los geht´s mit dem Bemalen.

Facebook-Gruppe
„Meine Freundin brachte einen Stein aus Norddeutschland mit und erzählte davon. Ich habe ihr einen neuen Stein gemalt, den sie dort wieder ausgesetzt hat“, berichtet die Essenerin. Relativ schnell war ihr klar, dass sie selbst eine Gruppe organisieren möchte – und zwar im Ruhrpott. Mittlerweile besteht die Gruppe seit April. „Wir gehen alle sehr höflich miteinander um und geben uns Hilfestellung, wenn zum Beispiel jemand eine Frage hat.“
Was auf die Steine gemalt wird, ist jedem selbst überlassen. „Ich mache viel mit Blumen und geometrischen Formen. Manche Motive schau ich mir bei Pinterest an“, so Claudia Schmersahl, die immer wieder beim Spaziergang mit ihrem Hund bemalte Steine findet. „Der Stein sagt einem oft, was drauf stehen soll“, anhand von Formen und Farben erkennt sie beispielsweise Tiere, die sie dann auch malen möchte. Mit welchen Farben gemalt wird, ist jedem selbst überlassen. Die einen nehmen lieber den Pinsel zur Hand, andere greifen zu Acrylstiften. Aber auch Edding, Nagellack, Tipp-Ex und auch Wandfarbe oder Wasserfarben sind nutzbar. Wichtig ist nur, dass sie vor dem Bemalen gewaschen werden. Später werden
die Kunstwerke mit Klarlack versiegelt.

Gemeinsames mit inherne-Redakteurin Anja Gladisch werden Steine bemalt.

Die fertigen Kunstwerke sind bereit ausgelegt zu werden.

Nicht kleben
Aber eines ist nicht erlaubt: „Die Steine dürfen nicht beklebt werden.“ Auch wenn die ein oder andere Verzierung gut aussehenkönnte: „Wenn sich das löst und Tiere verschlucken es, kann es gefährlich für sie sein.“ Deshalb weist die Administratorin der Gruppe immer wieder darauf hin, auf Pfeifenreiniger und Plastikherzen zu verzichten. Zu erkennen sind die Steine der Gruppe an dem Facebook-Logo und dem Namen „Ruhrpottsteine“, der meist auf der Rückseite des Steins steht – manchmal mit dem Zusatz „freuen und posten“ oder „gerne in die Gruppe posten“. Wo die Steine dann „ausgewildert“ werden, wie Biggi Bethke, das Auslegen der Steine nennt, entscheidet auch jeder für sich. „Ich habe immer welche in der Tasche und wenn ich dran denke, lege ich welche aus.“ Claudia Schmersahl macht aber nicht nur das Malen Spaß, sondern sie weiß auch wie toll das Finden ist: „Ich freue mich immer sehr, wenn ich solche Steine entdecke.“

Claudia Schmersahl und Biggi Bethke