Mit Stift, Papier und Herzblut

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Jörn Stollmann arbeitet als Illustrator, Künstler und Modelleur

Vor etwa sieben Jahren hat Jörn Stollmann, auch als „Stolli“ bekannt, all seinen Mut zusammen genommen und sich selbstständig gemacht – kurz bevor sein Sohn zur Welt kam. Im Gepäck hatte er das Talent zum Zeichnen, viel Ehrgeiz und Herzblut sowie den Wunsch Geld zu verdienen. Heute ist klar: Die Idee war gut. „Ich habe eine Menge Glück gehabt, viel Zuspruch erhalten und eine Familie, die mich sehr unterstützt“, berichtet der 38-Jährige. Mittlerweile illustriert derHerner unter anderem Kinderbücher und Spiele.

Der letzte Strohhalm
Alles fing erstmal mit seinem Businessplan an. „Ich wollte für mittelständische Unternehmen Logos entwickeln, die einen Sinn haben. Es sollte um ganz individuelle Angebote gehen“, so der gebürtige Kasseler. Das hat er dann auch realisiert und für umliegende Firmen gearbeitet. „Ich bin sehr froh, dass ich damals die Chance bekommen habe, meinen Plan zu verfolgen“, blickt er heute zurück. „Ich habe nach dem letzten Strohhalm gegriffen. Ich dachte, wenn ich das jetzt nicht mache, wird die Gelegenheit nicht mehr kommen.“

„Ich bin sehr froh, dass ich damals die Chance bekommen habe, meinen Plan zu verfolgen.“

Um in den sozialen Medien bekannt zu werden, hat er angefangen, Cartoons zu veröffentlichen. Aber das war nicht das, was ihn ausfüllte. Er wollte mehr: kreativer arbeiten, sich austoben können. Da kam sein Freund, der Autor Sebastian Fitzek, auf die Idee, ein gemeinsames Kinderbuch auf den Markt zu bringen. Fitzek habe seinen Kindern immer von „Pupsi und Stinki“ erzählt, die Kleinen wollten die Figuren aus der Geschichte sehen. So kreierte Jörn Stollmann das kleine Stinktier, das nicht stinken kann und den Jungen, der viel pupsen muss. „Ich habe mich erstmal eingelesen in die Geschichte und angefangen Figuren zu skizzieren. Danach überlege ich mir, wie die Welt aussehen kann. Ich stelle mir vor, wie die Figuren agieren. Das ist eine sehr schöne Arbeit“, so der Familienvater.

Weitere Aufträge
„Nach diesem Kinderbuch hat sich viel entwickelt“, erklärt der Illustrator. Es folgte ein weiteres – „Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“, die Illustration von zwei Spielenund die Zusammenarbeit mit einer Künstleragentur, die ihn vertritt. Ideen können ihm überall kommen, deswegen hat er Stift und Papier immer dabei. Allerdings gebe es auch Tage, an denen er gar nicht arbeiten könne: „Kreative Arbeit geht nicht immer.“ Hauptsächlich arbeitet er am PC im Arbeitszimmer, aber auch mal mit dem Tablet auf dem Sofa – sein Arbeitsplatz ist flexibel. „Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Ich will so selbstständig wie möglich bleiben“, betont der gelernte Mediengestalter.

Große Vielfalt
Sein Aufgabengebiet hat er selbst noch etwas erweitert: Neben den Zeichnungen modelliert „Stolli“ auch die Figuren aus seinen Büchern. „Ich nutze Materialien, die aus künstlichen, tonartigen Stoffen hergestellt und am Ende in Harz gegossen werden ebenso wie Polymermasse, die ausgehärtet wird, um sie weiter zu bearbeiten.“ Am liebsten sind ihm dabei Kindergeschichten: „Da bin ich nicht sehr erwachsen. Ich mag es bunt und charmant.“ Allerdings können seine Illustrationen auch sehr düster werden, wie die Spiele „KillerCruise“ und „SafeHouse“ beweisen. Er mag die Vielfalt seiner Arbeit.

Gibt es denn noch einen Traum, den er sich gerne erfüllen würde? „Ich bin schon ziemlich glücklich mit dem, was ich mache. Aber einen Kindheitstraum habe ich noch: Ich würde gerne eine Figur für Pixar oder Disney entwickeln. Eine Charakterentwicklung für eine Figur, die dann in einem großen Kontext genutzt wird, wäre toll.“

Text: Anja Gladisch     Illustrationen: © Stolli-Raschke Entertainment