Musik

Nadia, Pat, zwei Gitarren … und die Herbert-Reunion

12. Januar 2015 | Gesellschaft Kultur

"Herbert" als Plattform

Zwei Künstler, die beim Jugendkulturpreis "Herbert" unter den ersten drei waren, haben die Plattform genutzt, um sich zusammen zu tun, wenn zunächst auch nur für dieses eine Konzert. Gabriele Kloke vom städtischen Kulturbüro, das den "Herbert" veranstaltet, ist begeistert: "So soll es sein: Die Künstler vernetzen sich, entdecken neue Dinge und entwickeln sich weiter."

Die Herbert-Sieger 2014: unter ihnen Nadia Ijheij (2.v.l.) und Patrick Nagel (3.v.l.). ® Mischa Lorenz. Die Herbert-Sieger 2014: unter ihnen Nadia Ijheij (2.v.l.) und Patrick Nagel (3.v.l.). ® Mischa Lorenz.

Patrick Nagel hat gerade sein erstes Album veröffentlicht und geht nun damit auf Tournee. Acht Songs hat er als im Stile von Akustik-Blues und Folk-Rock im eigenen Studio aufgenommen. In der Flottmann-Kneipe Herne startet sein erstes Konzert im Jahr 2015. Nadia Ihjeij hat vieles ausprobiert. Schon als 14-Jährige machte sie als Poetry-Slammerin auf sich aufmerksam. Von dem Genre wandte sie sich ab, weil sie das Gefühl hatte, das immer nur die alteingesessenen Slammer abgesahnt haben und gerade die jungen Leute oft keine Beachtung fanden. Wortgewandtheit und Vortragskunst hat sie in ihre nächsten Projekte rüber gerettet ... in die Musik und in die Schauspielkunst.

Das inherne-Interview

Die beiden Künstler im inherne-Interview. Nadias Antworten fielen knapp aus,  "weil ich gerade in München angekommen bin. Habe morgen ein Schauspielschulvorsprechen. Werd mich also kurz fassen, weil ich gleich ins Bett huschen muss."

inherne: Sie treten gemeinsam auf. Der Jugendkulturpreis „Herbert“, den Sie beide gewannen, soll der Grund gewesen sein. Wer fragte wen und wie? Haben Sie sich vorher gekannt?

"Und wenns Mist ist, dann rettet er eben am Ende das Ganze."

Nadia: Wir haben uns beim "Herbert" kennengelernt. Daraufhin haben wir beschlossen, mal was zusammen zu machen. Der Patrick hat ja schon Erfahrung. Deshalb mach ich seine Vorband und probier mal, wie mir das so passt als Alleinunterhalterin. Und wenns Mist ist, dann rettet er eben am Ende das Ganze. Ist doch ne super Idee, oder?

Nadias Auftritt beim "Herbert". © Mischa Lorenz Nadias Auftritt beim "Herbert". © Mischa Lorenz

"Die Idee einer HERBERT-Reunion fand ich cool."

Patrick: Beim "Herbert" hat Nadia am Samstag zuerst spielen müssen und ich dann Sonntag als Erster, vielleicht hat uns das ja schon verbunden, haha. Natürlich hatte dann die Tatsache, dass wir letztlich beide auf dem „Siegertreppchen" standen vielleicht auch was damit zu tun. Wir kamen danach auf jeden Fall ins Gespräch und hielten Kontakt, bis wir kurz danach zusammen mal die offene Bühne in der Flottmann-Kneipe besuchten um dort (getrennt) ein paar Songs zum Besten zu geben. Die Idee für einen gemeinsamen Auftritt kam tatsächlich ursprünglich vom Wirt der Flottmann-Kneipe, Jens Willemsen. Die Idee einer „HERBERT-Reunion" der Musik-Gewinner fand ich cool, und daher rief ich Nadia direkt mal an … und sie ist halt, genau wie ich, erstmal für alles zu begeistern, haha.

inherne: Der eine hat eine Bluessänger-Karriere gestartet, die andere experimentiert noch auf vielen Feldern. Wie passt das zusammen … a. musikalisch? b. textlich?

Nadia: Warum soll das nicht zusammenpassen? Verschiedenes spricht die verschiedensten Leute an. Und zwei grundverschiedene Sachen an einem Abend sind abwechslungsreich und werden bestimmt Spaß machen.

Patrick"Wir wollen beide einfach das tun, was wir eben gerade tun wollen."

Patrick: Betrachtet man Musik und Text ganz grob, passts einfach gar nicht zusammen. Ich denke, was uns verbindet, liegt mehr im gemeinsamen … Freigeist. Wir wollen beide einfach das tun, was wir eben gerade tun wollen. Und dann tun wir es halt auch einfach. Für den Zuschauer wird dies (trotz der musikalischen Disparität) allerdings trotzdem interessant. Auf dem Plakat steht ja nicht „Rock-Abend" oder „Blues-Session" oder „Auf die Fresse-Akustik-Punk-Nacht", sondern eben „Patrick Nagel & Nadia Ihjeij". Die Leute, welche die Musik an dem Abend nicht nur analysieren mit „hm… das ist ja ganz eingängig" und „…oh, der singt ja englisch und die hat deutsch gesungen…", sondern unsere Motivation hinter den Texten und der Musik siehen, werden auf jeden Fall die Gemeinsamkeiten herauspicken können.

inherne: Treten Sie auch als Gesangsdu0 auf?

Patrick: Nein, wir spielen beide getrennt voneinander.

inherne: Von welcher Musik (anderer) lassen Sie sich inspirieren?

Nadia: Kabarettisten wie zum Beispiel Rainald Grebe faszinieren und inspirieren mich. "Element of crime" und ihre Texte finde ich ebenfalls großartig.

Patrick: Zurzeit höre ich zwar viel alten Blues (z.B. von Mississippi John Hurt, Blind Willie Johnson, Muddy Waters), aber auch viel Aktuelles. Das letzte Album der Band Monster Magnet („Last Patrol") und die Neuauflage von Last Patrol namens „Milking The Stars" laufen bei mir schon seit Monaten rauf und runter. Am Blues, gerade am akustischen Blues, interessiert mich vor allem, dass es oft genau wie ich Solomusiker waren. Deshalb versuche ich, so viel wie möglich von deren Gitarrenspiel zu lernen.

inherne: Welches sind Ihre Lieblingsmusiker oder Ihre Lieblingsautoren?

Nadia: Zurzeit höre ich viel Punk. Ich lese größtenteils Theaterstücke - weil ich muss. (Anm. der Red. Nadia spricht an Schauspielschulen vor). Ich lese zwar gerne, bin aber auch unverschämt faul.

Patrick: Kein konkreter. Ich steh total auf die Stimme von Robert Plant, aber auch nur weil ich ihn mal live gesehen habe. Er packt einfach sehr viel Herzblut in seine Stimme … immer noch! 

inherne: Was lesen Sie gerade?

Nadia: Zurzeit lese ich mich durch die "Per anhalter durch die Galaxis"-reihe. Davor habe ich die Schachnovelle von Stefan Zweig gelesen. Ganz tolles Buch!

Patrick: Zur Zeit hauptsächlich nur meine Bücher zum Üben, haha. Sprich Gitarren-, Gesangs-, Mundharmonika- und Piano-Bücher. Nebenbei habe ich seit neustem ein Buch über die Geschichte des Blues,welches auf meinem Tisch liegt. Nebenbei lese ich fleißig die Booklets der CDs, die ich kaufe, immer auf der Suche nach guten Texten.

inherne: Was begeistert Sie derzeit total an der Jugendkultur, was ödet Sie an?

"Poetry Slam geht mir zurzeit furchtbar auf die Nerven."

Nadia: Ich beschäftige mich nicht besonders mit der Jugendkultur an sich. Poetry Slam geht mir zurzeit furchtbar auf die Nerven. Und ansonsten interessiere ich mich sehr für Theater und alles Drumherum.

Patrick: Ich hörte schon lange auf, mich über irgendeine Kultur im Ganzen zu begeistern oder anöden zu lassen. Was für mich zählt sind dann nur die einzelnen Leute, welche ich unterwegs so treffe.

inherne: Welche Vorsätze haben Sie für 2015 und darüber hinaus?

Nadia: Selbstdisziplin for the win!

Patrick: Obwohl ich jetzt erst meine erste CD rausgebracht habe, werde ich schon bald mit den Arbeiten an einer zweiten Platte beginnen. Und dann heißts: spielen, spielen, spielen. Und das an immer ferneren Orten auf immer längeren Touren. Gerade als Musiker sucht man halt das Abenteuer.

inherne: Was muss endlich mal gesagt werden?

Patrick: … was im Kopf drin ist. Und dann auch machen.

Nadia: Die Menschen sollten sich erlauben, mehr zu lachen. Über alles und jeden. Und über sich selbst.

Text: Horst Martens