Neue Ausstellungen ab 2023
Im Mai 1945 ermordeten Angehörige der Waffen-SS und der Wehrmacht zwischen Warstein und Meschede insgesamt 208 polnische und russische Zwangsarbeiterinnen. Ab Herbst 2023 nimmt ein Ausstellungsprojekt im LWL-Museum für Archäologie in Herne die Geschichte der Tatorte und der Opfer von Warstein zum Ausgangspunkt und fragt, was die Archäologie zur Erforschung der Moderne und Zeitgeschichte beitragen kann.
Foto: Obelisk als Mahnmal für die Opfer der Wehrmacht und Waffen-SS. ©LWL/ M. Zeiler
Eine große Ausstellung, die sich den Fragestellungen und Erkenntnissen dieser Forschungstätigkeiten mit Geschichten und Schicksalen von der Industrialisierung bis zum Ende der DDR widmet, hat es in Deutschland aber bisher nicht gegeben. Ein Schwerpunkt der Ausstellung wird auf der „Konfliktarchäologie“ liegen: Untersuchungen von Konzentrationslagern, Massengräbern, Bunkern und Täterorten sind Bausteine einer Erinnerungskultur, die sowohl von den Taten, aber insbesondere auch von den Opfern erzählen. Neben der Archäologie der Weltkriege und des Kalten Krieges sollen die Prozesse der Kolonialisierung, Industrialisierung und Globalisierung in der Ausstellung thematisiert werden ebenso wie die Protestbewegungen des 20. Jahrhunderts und ihre Hinterlassenschaften. Auch wenn die Geschichte zum Beispiel über die Anti-Atomkraft-Bewegung oder die Anti-Vietnam-Proteste bekannt ist, so dokumentieren archäologische Ergebnisse bisher ungeschriebene Alltagsmomente.
Archäologie der Ernährung
Die Ausstellung „Archäologie der Ernährung“ im LWL-Museum für Archäologie in Herne präsentiert ab Herbst 2024 die Kulturgeschichte der Ernährung vom Mammutbraten der Neandertaler bis zum In-Vitro-Fleisch der Zukunft. Dabei geht es nicht nur um die Speisepläne verschiedener Kulturen und Epochen, sondern auch um die gesellschaftliche Rolle des Essens und Trinkens, die Konsequenzen einer exzessiven Lebensmittelindustrie für die Natur und um Trends der Diätindustrie, die Leistungssteigerung durch Steinzeitküche verspricht. Doch wie waren die Ernährungsweisen der Steinzeitmenschen? Und gab man sich im Mittelalter wirklich der Völlerei hin? Wer konnte sich welches Essen in welcher Zeit leisten? Und aß man im antiken Rom tatsächlich im Liegen? Diese und weitere Fragen führen zu den Themen der Ausstellung, die die physiologischen Voraussetzungen des Menschen ebenso umfassen wie die Palette an Nahrungsmitteln in verschiedenen Zeiten, die Ess- und Trinksitten, die soziale Rolle der Ernährung, die Lebensmittelwirtschaft mit ihren Folgen von den Anfängen bis zur nachhaltigen Produktion und schließlich bis zu den Ideen einer zukünftigen Ernährung.
Archäologie der Kommunikation
Wann immer sich Menschen begegnen, treten sie miteinander in Kommunikation. Stärker als in der heutigen medialen Zeit nutzten schriftlose Kulturen der Vergangenheit die Dinge als Zeichen- und Bedeutungsträger. In der Forschung ist zum Beispiel unbestritten, dass Verzierungen auf Keramikgefäßen nicht bloße Zierelemente, sondern mindestens identitätsvermittelnde Sinnzeichen sind. In der Ausstellung „Archäologie der Kommunikation“ im LWL-Museum für Archäologie in Herne soll ab Herbst 2025 nach dem Materiellen der Kommunikation und nach verschiedenen Kommunikationsformen gefragt werden.
Ausgangspunkt ist die Bronzesitula (Gefäß) aus Gevelinghausen, ein Höhepunkt der westfälischen Archäologie. Die komplexe Darstellung auf dem Bronzegefäß geht über ein bloßes Muster hinaus und in das Feld einer Botschaft über. Vor allem im Glauben und in der Religion wurde lange über Bilder kommuniziert, Bilder, die sich dem Menschen eher einprägen als das Wort.
Darüber hinaus soll die Ausstellung aber vor allem für Menschen mit besonderen Kommunikationsfähigkeiten konzipiert werden. Als Hauptzielgruppe sollen Menschen angesprochen werden, die aufgrund von Sehschwächen oder Blindheit, Hörschäden oder Taubstummheit eine eigene Kommunikationsform haben, die zudem stark auf Materialität ausgerichtet ist (zum Beispiel Brailleschrift, Hörgeräte et cetera). Die Ausstellung soll in Kooperation mit Menschen mit besonderen Kommunikationsformen und mit Inklusionsämtern als eine dezidiert inklusive Ausstellung entwickelt, produziert und präsentiert werden.