Die Familie Kleyboldt investiert in Herne in neue Formen des Arbeitens

Nicht auf Kosten anderer arbeiten

26. Juli 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

Früher besaß sie Kalkwerke, ein Baustoffhandel gehörte dazu, heute führen die Brüder zwei Familienunternehmen. Ludger Kleyboldt leitet den NWB -Verlag, Henrich Kleyboldt hat den Elektromontage-Betrieb IFÜREL übernommen und plant beziehungsweise montiert Prozessleittechnik in der Großindustrie.

  • Ludger und Henrich Kleyboldt. © Frank Dieper, Stadt Herne
Geprägt von Herner Industriegebieten

Außerdem entstehen unter ihrer Regie mehrere Bauprojekte in Herne. Das Wohnhaus K111 am Kreisverkehr hinter dem Herner Bahnhof ist eine gemeinsame Investition von Ludger Kleyboldt und seiner Mutter Annette Kleyboldt. Die Brüder sind in Herne aufgewachsen, arbeiten schon lange an der Eschstraße: „Was mich prägt ist, dass ich seit 25 Jahren auf Industriebrachen schaue. Das ist nicht das Umfeld, was ich mir für ein florierendes Unternehmen wünsche. Das ist mein Antrieb, das Umfeld zu verbessern", so der Jüngere. Also investiert er in Gebäude und Grundstücke im eigenen Stadtviertel.

Mutter ist oft die treibende Kraft

Auch seine Mutter möchte ihre direkte Umgebung verschönern. Da, wo nun das K111 entsteht, stand früher „eine typische Schrottimmobilie", so Ludger Kleyboldt. „Unsere Mutter hat gesagt, da muss etwas geschehen, hat nach einigem Nachdenken das Haus gekauft und, da es nicht zu sanieren war, abreißen lassen." Inzwischen besitzt die Familie auch das Nachbargrundstück, das sie zusammen bebauen lässt.

Treibende Kraft hinter den Bauvorhaben ist oft die Mutter. Sie plant und entwickelt gerne Immobilien, bis ins Detail. So kann es schon vorkommen, dass sie die Pläne der Architekten überarbeitet, bis die Aufteilung der Räume optimal ist.

Nicht auf Kosten anderer leben

Die Leidenschaft für Details endet nicht bei den Grundrissen. Auch die Materialien nehmen die Brüder unter die Lupe: Wieviel CO2 wird bei der Produktion freigesetzt? Wie lassen sich die Materialien entsorgen, wenn das Haus in einigen Jahrzehnten nicht mehr steht? „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unser Leben so ausrichten müssen, dass wir es nicht auf Kosten anderer leben", betont Ludger Kleyboldt. In seiner Firma können die Autos direkt am Gebäude parken, die den niedrigsten Schadstoff-Ausstoß haben. Damit möchte er seinen Mitarbeitern einen Denkanstoß geben.

Mehr als nur Nachhaltigkeit

Denkanstöße geben, das nahe Umfeld verbessern, das gilt nicht nur für den Umweltschutz. „Es geht um Werte und Verantwortung. Nachhaltigkeit ist ein Wert, aber ein fairer Umgang mit Mitarbeitern, Arbeitsschutz und Datenschutz gehören dazu", erklärt Henrich Kleyboldt. „Verantwortung von uns, die wir diese Welt derzeit bewohnen, für diejenigen, die nach uns kommen." Immer wieder wird deutlich, dass die Gebrüder Kleyboldt sich sehr bewusst sind, dass sie Teil einer langen Ahnenreihe von Unternehmern sind – und nicht deren Ende. „Das Unternehmen habe ich bekommen. Meine Aufgabe ist es, es so gut wie möglich weiter zu entwickeln und an die nächste Generation zu übergeben", so Henrich Kleyboldt.

Das Denken verändern

Etwas bewirken, Unternehmen verändern, diese Stichworte fallen bei den Brüdern immer wieder. Nicht nur, weil der NWB Verlag seine Angebote von Papier auf Digitales umstellen muss oder weil die Elektro-Firma ständig neue Baustellen hat. „Wir müssen täglich Innovationen schaffen", so Henrich Kleyboldt. Damit das gelingt, haben sie in der Eschstraße ein Innovation Center gegründet. „Wie kann man die Innovations-Schritte, die immer schneller und grundlegender werden, abbilden?" Am besten, indem man aus dem Alltag der Firma ausschert und sich darauf konzentriert, Ideen umzusetzen.

Raus aus dem Alltag, rein ins Innovation Center

Im Innovation Center sollen mittelständische Unternehmen Raum für ihre Ideen finden. „Oft können wir uns nicht vorstellen, was in Zukunft kommt", so Ludger Kleyboldt. Deswegen sollen Firmen einige Mitarbeiter in das Programm Innovation Kickbox schicken können, um dort abseits vom Alltagsstress, aber nahe am Unternehmen Neues zu entwickeln.

„Wichtig ist, dass wir das eingefahrene Denken verlassen", so Henrich Kleyboldt. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Ruhrgebiet jetzt die Chance hat, auf eine neue Stufe nach Kohle und Stahl zu kommen", ergänzt sein Bruder Ludger. Für die Herner sei es wichtig, ihre Heimat in Herne zu haben, aber weltweit zu denken und damit ihre Stadt zu entwickeln.

Nina-Maria Haupt