Nur für Jungs: Projekt „kicken&lesen“
Die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen ist, wie die PISA-Studie schon vor Jahren belegt hat, stark rückläufig. Für Schüler*innen bedeutet das, dass sie Texte und Aufgaben nicht richtig verstehen und somit schlechte Noten bekommen. Besonders Jungen schneiden bei den Studien schlecht ab. Die Corona-Pandemie hat diesen Effekt weiter verstärkt. Um dem entgegenzutreten wurde das Projekt „kicken&lesen“ ins Leben gerufen. Es wurde am Montag, 19. Dezember 2022, in der Max-Wiethoff-Schule vorgestellt.
Foto: v.l. Dr. Jasmin Schwanenberg, Christian Kattenbeck (Bildungsbüro), Björn Benthaus (Mitarbeiter Offene Ganztagsschule), Sebastian Reinhardt, Michaele Schiereck (Bildungsbüro)©Frank Dieper, Stadt Herne
Unter Federführung des Bildungsbüros wird das Projekt zurzeit an sechs Herner Grundschulen durchgeführt. 90 Jungen der 4. Klassen profitieren aktuell davon. Die beteiligten Lehrkräfte wurden bei einer Fortbildung von Kinderbuchautor Frank Maria Reifenberg für das Projekt fit gemacht. Lesen und Fußball werden im Wechsel in einer Doppelstunde miteinander kombiniert. Auf eine Phase des Fußball-Techniktrainings nach Vorgabe des deutschen Fußballbundes folgt eine Phase des Tandem-Lesens. Dies ist eine Methode, in der die Kinder in einer Zweiergruppe gemeinsam vorlesen. Danach folgt eine Phase des freien Fußballspielens, gefolgt von einer Phase des Vorlesens durch eine Lehrkraft.
Jede Schule hat zwei Bücherkoffer mit 120 Büchern erhalten, die von der Stadtbibliothek zusammengestellt wurden. Jeder Schüler bekommt außerdem ein T-Shirt und einen Turnbeutel.
Die ersten Ergebnisse sind durchweg positiv. Sebastian Reinhardt, Konrektor der Max-Wiethoff-Schule, ist immer erstaunt, wenn er die Turnhalle betritt und 15 Jungen sieht, die in Ruhe lesen. „Im Unterricht bekommt man es selten zu sehen, dass die Jungs so konzentriert lesen. Es ist eher so, dass die Jungs die Mädchen beim Lesen stören.“
Für Reinhardt ist „kicken&lesen“ ein Erfolgsprojekt, das er gerne fortführen möchte. Jasmin Schwanenberg vom Bildungsbüro kann das nur unterstützten. „Das Bildungsbüro wird das Projekt auf jeden Fall weiter begleiten.“ So soll es im Frühjahr für die beteiligten Schulen ein Fußballturnier und eine Autorenlesung geben. Eine Begleitung der Schulen über das Schuljahr hinaus ist in enger Abstimmung mit den Schulen geplant. Das Projekt ist eine Adaption des gleichnamigen Projekts von der Baden-Württemberg-Stiftung und der „SK Stiftung Kultur Köln“. In Herne wird das Projekt durch das Bund-Länder-Programm „Ankommen und Aufholen nach Corona“ finanziert.