Oberbürgermeister putzt Schule

22. Dezember 2016 | Gesellschaft

  • Bis der Klassenraum blinkt: Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda... © Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

„Sie dürfen sich die Handschuhe aussuchen, aber diese hier sind besser“, teilt Kempe dem Oberbürgermeister mit. Ausgestattet mit Kittel, Handschuhen und Putzlappen geht es in den ersten Klassenraum. „Wir sind jetzt Kollegen – ich bin die Renate“, stellt Frau Kempe sofort klar und wischt zack-zack über die ersten Tische, während Dr. Dudda die Fensterbänke putzt, auch unter Blumentöpfen und gestapelten Zeichenblöcken. Er möchte sich selbst davon überzeugen, ob die Leistungsnorm, die das Gebäudemanagement der Stadt Herne für die Reinigungskräfte festgelegt hat, zu schaffen ist.

Schüler achten auch auf Sauberkeit

„Die Norm ist knapp bemessen. Wir haben hier fünf sehr engagierte Damen, das ist unser Glück. Sie fühlen sich verantwortlich für die Sauberkeit an unserer Schule“, erzählt Schulleiterin Nicole Nowak. „Frau Nowak sensibilisiert die Schüler schon dafür, die Schule sauber zu halten“, sagt Kempe. So müssen die Schüler nach dem Unterricht selbst die Stühle hoch stellen und den Fußboden fegen. Außerdem sollen sie darauf achten, dass kein Müll auf dem Boden liegt. Meistens klappt das. Dass gerade im Winter trotzdem eine Menge Schmutz auf dem Boden liegt, erkennt man in dem Klassenraum einer fünften Klasse.

"Komm her, ich zeig dir!"

Der Oberbürgermeister nimmt sich den Wischmopp und wischt in langen Bahnen durch den Raum. Krümel und Tintenflecke verschwinden vom Boden, aber es bleiben Fußspuren. „Da habe ich direkt einen typischen Anfängerfehler gemacht und durch den eigenen Fußabtritt die eigene Arbeit zunichte gemacht“, stellt Dr. Dudda fest. Aber wie bekommt man den ganzen Raum sauber, auch unter den Tischen und das auch noch ohne nachher selbst auf den frisch geputzten Boden zu treten? Lange Erklärungen gibt es bei Kempe nicht: „Komm her, ich zeig dir!“

Und schon kippt sie den ersten Tisch, putzt mit dem Wischer einmal drunter her und stellt den Tisch wieder ab. „Und immer den Schmutz unter dem Tisch hervor wischen.“ Sekunden später ist der Boden auch unter dem nächsten Tisch sauber. Dann darf der Oberbürgermeister wieder ran - und macht ordentlich Tempo. Er muss jeden Stuhl anheben, jeden Tisch mit einer Hand und mit der anderen den Schmutz wegschrubben. „Es ist anstrengender als ich gedacht habe, da Stühle und Tische zu heben sind“, stellt er fest, macht aber zügig weiter.

Wie wichtig ein sauberer Klassenraum ist, hört Nowak immer wieder von ihren Schülern. „Die Schüler empfinden Dreck als unangenehm. Und vor allem die Größeren achten schon selbst auf Sauberkeit. Bei den Jüngeren klappt das nicht immer, aber die Klassenlehrer erinnern sie immer wieder daran.“ Außerdem sei eine gründliche Reinigung auch Aufgabe der Schule. „Wir haben den Auftrag, eine gesunde und hygienisch einwandfreie Schule zu sein. Bakterien und Viren der Kinder müssen regelmäßig weggeputzt werden.“

Viel gelernt

Die Putzkräfte am Haranni-Gymnasium sind bei der Stadt angestellt, andere Schulen haben Reinigungsfirmen beauftragt. Wie viel Zeit die Putzkräfte benötigen und wie Vertretungsfälle geregelt werden, das möchte Dr. Dudda Anfang 2017 mit der neuen Leitung des Gebäudemanagements der Stadt Herne diskutieren. Dazu möchte er die Herner Vorgaben mit denen anderer Städte und privater Reinigungsdienste vergleichen.

Einen Eindruck von dem Tempo, in dem sie arbeiten, macht sich der Oberbürgermeister nun. Außerdem schaut er sich einige Tricks von Kempe ab: „Ich habe gelernt, dass ich zuhause auch systematischer putzen müsste“, stellt er fest. Jetzt noch schnell den Lappen ausspülen, dann geht es weiter in den nächsten Klassenraum.

Nina-Maria Haupt