Ostbach erobert neues Bachbett

31. März 2023 | Freizeit

Die Überleitung des Ostbachs in sein neues Bachbett stellt im Rahmen der Revitalisierung des Emscher-Systems ein nicht alltägliches Ereignis dar. Den Startschuss für diesen besonderen Moment gaben Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. „Offene und gesunde Gewässer sind wie Oasen in der Stadt, sie erfüllen in Hitzesommern eine besondere Funktion: Sie wirken wie natürliche Klimaanlagen, denn sie kühlen die Luft. Ein naturnah entwickelter Ostbach verbessert daher auch wesentlich die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Nahbereich“, sagt Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

Der Ostbach ist ein Nebenlauf der Emscher, dessen Einzugsgebiet das Herner Stadtzentrum sowie einen Großteil des Bochumer Stadtteils Hiltrop umfasst. Jedoch verläuft das Gewässer über weite Strecken unterirdisch verrohrt durch dicht besiedeltes Herner Stadtgebiet, was eine Offenlegung an Ort und Stelle erschwerte. „Ein Gewässer braucht jedoch Luft und Licht, damit sich das neue blaugrüne Leben im und am Fluss entwickeln kann. Wir haben mehrere Szenarien betrachtet – die Überleitung des Ostbaches zum Sodinger Bach wurde nach umfangreicher Diskussion von allen Beteiligten befürwortet“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. In einer Studie wurden auch Varianten untersucht, die eine teilweise offene Führung des Ostbachs durch die Herner Innenstadt vorsahen. Diese wäre jedoch nur auf zirka 50 Prozent der Strecke und nur in Etappen über einen kaum absehbaren Zeitraum realisierbar gewesen.

  • ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Der Ostbach hatte zuvor eine Länge von 7,3 Kilometern. Die neue Überleitung zum Sodinger Bach ist 1,45 Kilometer lang. Ab sofort hat der Ostbach eine Gesamtlänge von 4,75 Kilometern. „Ein Vorteil der Überleitung zum Sodinger Bach ist die Bildung eines großen zusammenhängenden Nebengewässersystems mit einem gemeinsam sehr gutem Entwicklungspotenzial. Dem Ostbach wird mit dieser Verlegung neues Leben eingehaucht“, ordnet Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft die Maßnahme ein. In die ökologische Entwicklung des neuen Ostbachs hat der Wasserwirtschaftsverband knapp 5,5 Millionen Euro investiert.

Die neue Trasse des Ostbachs
Der neue Gewässerverlauf lässt sich in vier Abschnitte einteilen: Zunächst verläuft die Ostbach-Überleitung mit geringem Gefälle bis zur Unterquerung der Mont-Cenis-Straße. Da das neue Gewässer hier die Wasserscheide überwinden muss, befinden sich hier die höchsten Geländehöhen und die größten Einschnitt-Tiefen.

Unterhalb der Mont-Cenis-Straße schließt sich bis zur Straße „Im Uhlenbruch“ ein steiler Bereich an. Auf diesem Abschnitt muss eine Höhendifferenz von zirka sechs Metern überwunden werden. Daher wurde dieser Abschnitt mit entsprechend großem Sohlsubstrat und gleichmäßigem Gefälle ausgebildet. In diesen beiden Abschnitten verläuft die Trasse auf Grund des beschränkten Raums links und rechts des Gewässers relativ geradlinig.

Unterhalb der ersten Querung des Hölkeskamprings führt die Trasse des neuen Ostbachs durch den Stadtgarten. Hier ist das mittlere Gefälle kleiner und das Platzangebot größer, so dass das Gewässer in einem leicht geschwungenen Verlauf geführt wird. Zur Überwindung der Höhendifferenz wurden vier Sohlgleiten erstellt. Sohlgleiten in einem Gewässer wirken ähnlich wie Treppenstufen, um allzu steile Auf- oder Abstiege zu vermeiden.
Nach der zweiten Querung des Hölkeskamprings fließt das Gewässer am nördlichen Rand der Deponie Uhlenbruch entlang. Das Gewässer verläuft hier auf einem schmalen Streifen zwischen Deponie und Gewerbegebiet. Aufgrund des Gefälles wurden in diesem Bereich vier weitere Sohlgleiten erstellt.

Die alte Trasse
Durch die Überleitung des Ostbachs wird ein kurzes Stück des ökologisch verbesserten Ostbachs zwischen Hölkeskampring und dem derzeitigen Zufluss in die Kanalisation der Stadt Herne vom Gewässer abgeschnitten. Dieses wird auch zukünftig als Biotop erhalten bleiben, sich jedoch vom Feucht- in ein Trockenbiotop umwandeln.

Mitmach-Projekt: Blaues Klassenzimmer
Oberhalb der Mont-Cenis-Straße wurden auf den sich dort erstreckenden Wiesenflächen durch zwei Aufweitungen in unmittelbarer Nähe zum Otto-Hahn-Gymnasium Aufenthaltsräume am Wasser in Form eines „Blauen Klassenzimmers“ geschaffen, das noch in diesem Jahr offiziell eingeweiht wird. An der Entstehung waren im Rahmen eines Mitmach-Projektes auch Schülerinnen und Schüler sowie die Kollegien des Otto-Hahn-Gymnasiums und der Schillerschule beteiligt.

Das Blaue Klassenzimmer bietet Sitzmöglichkeiten aus Natursteinblöcken und einen Zugang zum Bach. In Klassenstärke kann hier der Unterricht ins Freie verlegt werden, Untersuchungen und Beobachtungen direkt am Gewässer sind möglich. Neben dem Blauen Klassenzimmer bietet auch das sogenannte „Auenzimmer“ durch einzelne Natursteinblöcke einen weiteren Zugang zum Gewässer. In der „Furt“ kann der Ostbach sogar, je nach Wasserstand, über einzelne Trittsteine durchquert werden. Kleine Sitzsteinreihen laden zum Aufenthalt ein.