Städtepartnerschaft

OB Schiereck spricht mit Amtskollegen aus Frankreich

8. September 2014 | Gesellschaft

8.09.2014

Die Absage der offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Jahresjubiläum der Partnerschaft mit der französischen Stadt Hénin-Beaumont in diesem Jahr hat dort für Befremdung gesorgt. Bürgermeister Steeve Briois hatte OB Schiereck in einem Antwortschreiben Ende Juli um ein klärendes Gespräch gebeten. Dieser Austausch hat nun heute Vormittag telefonisch stattgefunden. Hernes Oberbürgermeister erläuterte dem französischen Bürgermeister zunächst die Ausgangslage: In Herne ist der Rat der Stadt für die Entscheidungen über die Städtepartnerschaften zuständig. Die offiziellen Feierlichkeiten zum Jubiläum waren zwar lange im Voraus geplant, jedoch hat eine Mehrheit der Stadtverordneten bei einer Umfrage signalisiert, nicht an dem Programm teilzunehmen. Horst Schiereck hielt es aber für unangemessen, eine hochrangig besetzte Veranstaltung vor halbleeren Ratsbänken abzuhalten. Zu dem Festakt waren unter anderem der französische Botschafter in Berlin, der Generalkonsul in Düsseldorf sowie die Präsidentin des Landtages Nordrhein-Westfalen eingeladen. Bürgermeister Briois bedauerte sehr, dass diese Entscheidung getroffen worden ist, besonders für die Bevölkerung in Herne und Hénin-Beaumont. Es sollte kein Urteil über Personen getroffen werden, die man nicht kennt. Oberbürgermeister Schiereck nannte als nächstes Ziel nun die Austauschgespräche, die im kommenden Jahr stattfinden werden. Hierbei ist der Rat der Stadt aufs Neue einzubeziehen. Im Übrigen müsse man abwarten, wie sich die Partnerschaft angesichts der Ereignisse weiter entwickelt.

23.07.2014

Schwierig ist das Verhältnis zu unserer französischen Partnerstadt geworden - wurde doch bei der letzten Kommunalwahl der Kandidat des rechtsgerichteten Front National (FN) zum Bürgermeister gewählt. Zum 60-jährigen Bestehen der Partnerschaft sollte im September unter anderem ein offizieller Festakt stattfinden. Den hat Oberbürgermeister Horst Schiereck kürzlich abgesagt, weil eine deutliche Mehrheit im Rat der Stadt Herne sich dagegen ausgesprochen hatte. Inzwischen liegt eine Reaktion aus Frankreich vor: Bürgermeister Steeve Briois zeigt sich befremdet über die Absage und bittet um ein Gespräch mit dem Herner OB. Das Angebot will Schiereck nun annehmen, weil er die langjährige Städtepartnerschaft erhalten möchte und zwischen den politischen Entscheidungsgremien beider Städte vermitteln will. Über das Ergebnis des Gesprächs wird er deshalb im Anschluss dem Rat der Stadt berichten, damit dort Klarheit über die französische Position besteht.

1.07.2014

Oberbürgermeister Horst Schiereck hat die offiziellen Feierlichkeiten zum 60-jährigen Partnerschaftsjubiläum mit Hénin-Beaumont bei der Sitzung des Rates abgesagt. Bei der Befragung der Fraktionen durch den OB ergab sich keine Mehrheit für eine Teilnahme am Jubiläum. Auf der Ebene des Partnerschaftsvereins hingegen soll gefeiert werden. In der französischen Stadt regiert seit der letzten Wahl ein Bürgermeister des rechtsextremen Front National. Bei der Ratssitzung in Herne war außerdem eine Resolution der Grünen Thema. Darin heißt es, dass die Städtepartnerschaften Hernes auch weiterhin mit Leben gefüllt werden sollten. Die Resolution wurde unter anderem mit den Stimmen der Grünen und der Piraten verabschiedet, SPD und CDU enthielten sich.

12. Mai 2014

OB Horst Schiereck reist nicht nach Hénin-Beaumont. Am Samstag soll in der französischen Partnerstadt eine Straße nach Hernes Ex-OB Robert Brauner (SPD) benannt werden, der von den Nazis verfolgt wurde. Auch wegen des diffusen Meinungsbildes zur Zukunft der Städtepartnerschaft mit Hénin-Beaumont in der Politik verzichtet der OB an der Teilnahme der Straßenbenennung.

5.5.2014

Oberbürgermeister Horst Schiereck hat heute angekündigt, die von ihm in den Rat der Stadt eingebrachte Resolution zum weiteren Umgang mit den Städtepartnerschaften, besonders Hénin-Beaumont, zurückzuziehen. "Vor dem Hintergrund der über 100-jährigen Tradition dieser freundschaftlichen Beziehung zwischen Herne und Hénin-Beaumont sollte meine Resolution die Bürgerinnen und Bürger unterstützen, die sich für diese Freundschaft schon seit vielen Jahren eingesetzt haben. Da diese Resolution im Ältestenrat keine breite Basis erhalten hat, werde ich sie im Rat zurückziehen. Städtepartnerschaften bedürfen eines guten Konsens zwischen Bürgerschaft und Politik. Nur gemeinsame Bemühungen können diese Partnerschaft dauerhaft tragen und fortentwickeln", erläuterte der Oberbürgermeister seine Entscheidung.

9.4.2014

Wichtig sei, dass Vereine, Schulen und bürgerschaftliche Organisationen sich weiterhin treffen und austauschen. Über das "Wie" der Kontakte auf offizieller Ebene wurde in der Sitzung kein eindeutiges Ergebnis erzielt.

Mehr Klarheit wird die Ratssitzung am Dienstag, 6. Mai, geben. In der Resolution, die der Oberbürgermeister dem Rat  vorlegt, betont er: "Die Erfahrungen der vielen Jahre, in denen die Stadt Herne Städtepartnerschaften unterhält, haben gezeigt, dass es in jeder der Beziehungen sowohl Höhen als auch Tiefen gab. Parteipolitische Aspekte haben dabei allerdings nie das Handeln bestimmt." Außerdem betont er, dass viele Menschen in Herne und Hénin-Beaumont politischen Extremismus ablehnten und durch ihre gegenseitigen Besuche die grenzübergreifende Vermittlung von Werten wie Respekt und Toleranz förderten.

++++++++++++++++++

Bericht vom 11. April

Partnerschaft mit Hénin-Beaumont

Entscheidung über offizielle Kontaktpflege ist noch offen

Nationale wie internationale Medien befassen sich aktuell intensiv damit, wie sich die Stadt Herne zu ihrer nordfranzösischen Partnerstadt Hénin-Beaumont positioniert, mit der seit inzwischen 60 Jahren eine Städtepartnerstadt besteht. Bei den Kommunalwahlen in Frankreich ist mit Steeve Briois in Hénin-Beaumont ein Politiker des rechtsextremen Front National zum Bürgermeister gewählt worden.

Durch verkürzte Wiedergabe der Position der Stadt Herne in Schlagzeilen ist der Eindruck entstanden, die Partnerschaft stehe bereits kurz vor dem Aus. Oberbürgermeister Horst Schiereck hat sich jedoch anders positioniert: Es müsse sorgfältig unterschieden werden zwischen bürgerschaftlichem Engagement und den offiziellen Kontakten. Die Partnerschaft werde in erster Linie von den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte gelebt und gestaltet. Aufgrund der langen Geschichte dieser Freundschaft und der besonderen Verbundenheit der Menschen soll es auf dieser Ebene keinen Stillstand geben. Die grundsätzliche Entscheidung zu den Städtepartnerschaften trifft der Rat der Stadt. Auf der offiziellen Ebene trifft der Oberbürgermeister die Entscheidungen bei Besuchskontakten - er tut dies aber in enger Abstimmung mit allen im Rat der Stadt Herne vertretenen Fraktionen (im sogenannten Ältestenrat). In der nächsten Sitzung (29.4.) wird über den weiteren Umgang auf offizieller Ebene beraten. Diese Beratung ist - entgegen anderslautender Meldungen - ergebnisoffen. Die Stadt Herne möchte in dieser sensiblen Frage besonnen entscheiden und handeln, dafür bedarf es intensiver Beratungen und diese sind in vollem Gange. Um die Kontakte der Menschen beider Städte miteinander kümmert sich in Herne ein Partnerschaftsverein, der auf der Besuchsebene auch eigene Entscheidungen trifft.

Die Partnerschaft hat eine besondere und lange Geschichte, deshalb gibt es auch viele langjährige Freundschaften zwischen den Menschen beider Städte. Mit bald 60 Jahren ist sie eine der ältesten Städtepartnerschaften zwischen einer französischen und einer deutschen Stadt. Die Freundschaft ist sogar noch viel älter als diese 60 Jahre Partnerschaft: Im Jahre 1906 ereignete sich mit der Katastrophe von Courrières eines der schwersten Grubenunglücke in der französischen Bergbaugeschichte, wovon auch das heutige Hénin-Beaumont betroffen war. Deutsche Bergleute, darunter viele von der Herner Zeche Shamrock, eilten damals zum Unglücksgebiet um zu helfen. Auch dank ihrer Hilfe konnten noch einige verunglückte Bergleute lebend geborgen werden, was in der französischen Öffentlichkeit damals für große Aufmerksamkeit sorgte. Diese Verbundenheit überdauerte schließlich zwei Weltkriege, um kurz danach zu einer offiziellen Städtepartnerschaft zu werden, als das deutsch-französische Verhältnis im allgemeinen noch als belastet bezeichnet werden musste.

Heute kümmert sich ein Verein um die Partnerschaft, die Menschen sind sehr engagiert und es gibt ein reges Austauschprogramm (zwischen Schulen, Sport- und Kulturvereinen sowie Jugendverbänden), das jährlich vereinbart wird. Durch wiederholte Besuche gibt es sehr viele gute Kontakte. Diese Kontakte zwischen Freunden, denen jedes fremdenfeindliche Denken fern ist, sollte auch und gerade unter dem Motto "Gerade jetzt!" aufrecht erhalten werden. Denn viele Menschen in beiden Städten vereint die Ablehnung von politischem Extremismus, die gegenseitige Achtung voreinander, das gemeinsame Handeln und der Austausch in einem vereinten Europa sowie die grenzübergreifende Vermittlung von Werten wie Respekt und Toleranz.